DER NAME DER ÜBER JEDEN NAMEN IST
INHALTSVERZEICHNIS
- Einleitung: Der Glaube an
Jesus Christus
1. DER NAME JESU CHRISTI
- 2. UNSER HEILAND
- 3. DER SOHN DES MENSCHEN
- 4. DAS LAMM GOTTES
- 5. DER BEFREIER
- 6. DER SOHN GOTTES
- 7. DER MITTLER ZWISCHEN GOTT UND MENSCHEN
- 8. DER GUTE HIRTE
- 9. DER WAHRE DIENER
- 10. DAS FLEISCHGEWORDENE
WORT
- 11. DAS LICHT DER
WELT
- 12. DAS EWIGE
LEBEN
- 13. DAS BROT DES
LEBENS
- 14. DAS BILD DES UNSICHTBAREN
GOTTES
- 15. DER SOHN DAVIDS, DER
MESSIAS
- 16. DER
HOHEPRIESTER
- 17. DER SACHWALTER BEI DEM
VATER
- 18. DER HERR
- 19. DAS HAUPT DER
VERSAMMLUNG
- 20. DER KÖNIG DER
KÖNIGE
- 21. DER RICHTER
- 22. DER
BRÄUTIGAM
Wohl nie hat ein höher un schöner
Gegenstand, eine von Menschen-hand geführte Feder in Bewegung gesetzt, wie
derjenige unseres Buches. Kann je ein Sterblicher zum Ausdruck bringen, was in
dem kostbaren Namen Jesu Christi verborgen liegt? Als Antwort auf Seine
unendliche Liebe beginnen die Erlösten hienieden den Ewigen Lobgesang zu Seiner
Ehre, und bald werden Himmel und Erde von ihrem Jubel ertönen. Erst wenn wir in
stummer Bewunderung vor Ihm niederknien und unsere Kronen vor Seine Füsse
werfen, werden wir Ihn erkennen, wie wir von Ihm gekannt sind. In diesem Geiste
der Anbetung allein können wir Ihm nahen im Heiligtum und über Seine
Herrlichkeit reden. Ob-wohl uns der Heilige Geist dazu anleitet, vermögen wir
uns hienieden nur unvoll-kommen auszudrücken. Der Schöpfer Him-mels und der Erde
hat Seine ewige Ratschlüsse in der Heiligen Schrift niedergelegt, und alle
Gedanken Gottes vereinigen sich in der Person und in dem Werke Seines Sohnes
Jesu Christi. Nicht jedermann kann die herrliche Schönheit des Sohnes Gottes
bewun-dern, denn dazu ist ein persönlicher und lebendi-ger Glaube not-wendig.
Laßt uns deshalb zunächst einen Augenblick der unschatzbaren Gabe des Glaubens
unsere Aufmerksamkeit schenken. Der erhabenste Gegenstand unseres Glaubens ist
die Person des Herrn Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Gott hat Seinen
köstlichsten Schatz gegeben zur Errettung des elendesten Wesens auf Erden: des
verlorenen Sünders. Gottes Werk und Verlangen ist, daß wir an Ihn, Christus,
glauben. Was heißt das, an Christus glauben?
An die Fähigkeit eines Arztes glauben
heißt, sich seinen Händen anzu-vertrauen in der Gewißheit, daß er die Gesundheit
wieder herstellen kann. Der Glaube an den Herrn Jesus geht über dies: Es ist das
Vertrau-en auf Ihn für Leib und Seele, für Zeit und Ewigkeit, um Seine Hilfe zu
erwarten für all unsere Bedürfnisse. Christus will alles für uns sein: Der Sohn
Gottes, Erretter von Sünden, Brot des Lebens, Hirte und Lehrer, Licht der Welt.
An Ihn glauben schließt in sich, daß wir Ihn in der Fülle Seines herrlichen
Namens persönlich annehmen. Der Glaube an den Herrn Jesus als Heiland verleiht
uns die Gewißheit, daß Er alle unsere Sünden auf dem Kreuze getragen hat. "Der
Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen
und Sein Le-ben zu geben als Lösegeld für viele" (Matth. 20, 28). Der Glaube an
Christus sagt uns, daß wir befreit sind von der Macht Satans, der Welt, der
Sünde und des Gesetzes. Er kann sagen: "Wenn nun der Sohn euch frei machen wird,
so werdet ihr wirklich frei sein" (Joh. 8, 36).
Er bietet sich auch als vollkommener
Lehrer an. "Glaubst du nicht, daß ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist?
Die Worte, die ich euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der
in mir bleibt, er tut die Werke" (Joh. 14, 10). Wer an Ihn glaubt, nimmt Seine
Lehre als unfehlbar an und lässt sich in der Schule Christi erziehen. Und wenn
Jesus Christus sich uns als "Herr" vor-stellt, dann beansprucht Er unsere
Unterwürfigkeit unter Seinem Willen; "Ihr heisset mich Lehrer und Herr, und ihr
saget recht, denn ich bin es" (Joh. 13, 13). Wer an Ihn glaubt, setzt seinen
ei-genen Willen beiseite und fragt wie Paulus: "Was soll ich tun, Herr?"
(Apostelg. 22, 10). Um alles in Christus zu besitzen, müssen wir Ihn kennen, wie
die Schriften uns Ihn zeigen. "Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit
leibhaftig; und ihr seid vollen-det in ihm" (Kol. 2, 9-10).
Unser Name unterscheidet uns von anderen
Personen, während ein Titel unsre Arbeit oder unsern Stand bezeichnet. Wenn Gott
je-mand einen Namen schenkt, so steht dies in direkter Beziehung zu seiner
Persön-lichkeit, zu seinem Charakter, wie Gott ihn sieht.
Jesus ist ein Name, Erretter ein Titel.
Nach der Schrift ist "Sohn Gottes" ein Name, der ausdrückt, was Er von Ewigkeit
ist. Seine Titel deuten an, was Er für uns getan hat und noch für uns tut. Ein
Beweis, daß ein Name den Charakter einer Person darstellt, ist die Tatsache, daß
Gott die Na-men von verschiedenen Glaubensmän-nern imfolge einer Sinnesände-rung
in ihrem Leben geändert hat. So erhielt Abram den Namen Abraham, Sarai den Namen
Sarah, Jakob wurde Israel, Saulus von Tar-sus wurde ein Paulus und Simon Bar
Jona wurde Petrus genannt. Nur wenn man jemand persönlich kennt, kann man ihn
bei seinem Namen nennen: Den Namen Jesu Christi anrufen, bedeutet, öffentlich zu
beken-nen, daß man Ihn persönlich kennt. Sein Name spricht von Heiligkeit,
Kraft, Weisheit und Liebe; "Man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater,
starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst" (Jesaja 9, 6). "Darum hat Gott
ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gege-ben, der über jeden Namen ist,
auf daß in dem Namen Jesu jedes knie sich beuge . . ." (Phil. 2,
9-11).
Das Heil durch den Namen des
Christus
"Es ist in keinem anderen das Heil, denn
auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist,
in welchem wir errettet werden müssen". (Apostelg. 4, 12) "Wer an ihn glaubt,
wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht
geglaubt hat an den Namen des eingebore-nen Sohnes Gottes" (Joh. 3, 18). In dem
Namen Jesu liegt die Un-endlichkeit der Liebe und Gnade verborgen, die sich in
Gottes Vaterherzen befindet. Er ist die Offenba-rung der Liebe Gottes, denn Er
ist der eingeborene Sohn im Schosse des Vaters, der ewige Wohnplatz von Liebe
und Wohl-gefallen. Aber in dem Namen Jesus oder "Jehova ist Retter" liegt auch
Sein ganzes Werk ver-borgen: Sein versöhnendes Sterben am Kreuze von Golgatha.
So drückt Sein Name den ganzen Heilsweg aus und wird der Gegenstand des
Glaubens, der selig macht.
Das Zusammenkommen im Namen
Jesu
"Denn wo zwei oder drei versammelt sind in
meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte" (Matth. 18, 20). "Jeder, der den Namen
des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit" (2. Tim. 2, 19). Die
köstliche Ver-heissung der Gegenwart des Herrn ist verbunden mit dem
Zusammen-kommen von zwei oder drei in Seinem Namen. Der Herr drückt das Siegel
Seines Wohlgefallens auf die kleinste Ver-sammlung von Personen, wenn nur ihre
Verbundenheit mit Seinem herrlichen Namen treu ver-wirklicht wird. Bedürfen wir
etwas Besseres, als die Gegenwart des Herrn in unserer Mitte? Der Name des Herrn
ist genügend, um in allen Zeiten die wahre Gemeinde Gottes zu kennzeichen. Was
diese zwei oder drei beschließen im Namen des Herrn wird von Ihm als im Himmel
ge-bunden be-trachtet. Sein Name gibt die Vollmacht für ihre Beschlüsse und
Entschiedungen, beson-ders in Bezug auf die Gemeinschaft am Tische des Herrn.
Die Ehrfurcht vor Seiner gegenwart schliesst allen eigenen Willen
aus.
Das Gebet im Namen des
Herrn
"Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem
Namen, so werde ich es tun" (Joh. 14, 10). "Und dies ist die Zuversicht, die wir
zu Ihm ha-ben, daß, wenn wir etwas nach seinen Willen bitten, er uns hört" (1
Joh. 5, 14). Das Gebet ist ein Bedürfnis für alle Gläubigen. Arm, schwach und
hilflos wie wir sind, ist das Gebet der Ausdruck un-serer Abhängigkeit von Dem,
zu Dem wir uns wenden. Unsere Bedürfnisse drängen uns zu Gottes Gnadenthron, und
der name Jesus ist unsere Bürgschaft, um in die Gegenwart Gottes zu treten.
Unsere Augen sind auf Christus gerichtet. In Seinem Namen, d.h. in allem, was Er
für den Vater ist, er-scheinen wir in Seinem Heiligtum und können dort der Gunst
Gottes sicher sein. Wenn ich einer Bank einen Scheck vorweise, so fordere ich
seinen Wert im Namen dessen, der ihn unterzeichnet hat. So will Christus unsere
Bitten, die wir zum Vater senden, gleichsam unter-zeichnen. Gott will auf alle
unsere Bitten antworten, denn es ist die Freude Seines Herzens, Seinen Sohn zu
verherrlichen. "Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun"; die
Verheissung ist gewiss und ohne Einschränkung. Sein Name, der Ausdruck Seines
Charakters, ist auch der Ausdruck Seines Willens, und so ist das Gebet in Seinem
Namen auch das Gebet nach Seinem Willen. Seinen Willen finden wir in Gottes
Wort. Wir müssen den Vater um die Dinge bitten, die Jesus Christus von Seinem
Vater erbat, zur Verwirkli-chung Seiner ewigen Liebes-ratschlüsse.
Der Name "Jesus"
Die Heilige Schrift ist sehr genau im
Gebrauch der Namen und Titel des Herrn. Der Name Jesus, "Jehova ist Retter",
wird vor allem verwendet in Verbindung mit Seiner Erniedrigung und Seinem
menschlichen Leben hienieden. Er wurde "Jesus" von Nazareth" genannt. In der
Beschreibung Seiner irdischen Laufbahn in den vier Evangelien wird der Name
"Jesus" 566 Mal genannt, während wir den "Christus" allein nur 36 Mal
verfin-den.
Der Name "Jesus" steht nicht nur in
Verbindung mit Seiner Ernie-drigung, sondern auch mit Seiner Erhöhung (Phil. 2,
10); denn diese Erhöhung ist die göttliche Antwort auf Seine Erniedrigung.
Dieser Name über jeden Namen wird im Hebräerbrief in Verbin-dung gebracht mit
Seiner Herrlichkeit und Seinem hohenpriester-lichen Dienst. Unter dem Namen
"Jesus" wird Er uns in diesem Brief vorgestellt als der verherr-lichte Mensch
(Kap. 2, 9), als Apostel und Hoherpriester unseres Bekent-nisses (Kap. 3, 1),
als Vorläufer (Kap. 6, 20), als Bürge (Kap. 7, 22), als Anfänger und Vollender
des Glaubens, (Kap. 13, 2), als Mittler (Kap. 12, 24), und als Der, welcher
heiligt (Kap. 13, 12).
Der Name Christus
Die buchstäbliche Bedeutung dieses Namens
ist "Der Gesalbte". Während Seines irdischen Lebens war "Christus" Sein Name,
gleichbe-deutend der "Messias" Israels, hingegen erkennen wir, daß durch Seine
Erhöhung Sein Name "Jesus Christus" genannt wird. In den Evangelien haben wir
Christus persönlich, wie Er von Gott gesalbt und gesandt war. In der
Apostelgeschichte kündigen uns die Apostel offiziell an, daß Jesus der Christus
ist (Apostelg. 5, 42). In den Briefen finden wir Christus als das verherrlichte
Haupt des Leibes, der Versammlung. Die Gläubigen, die Glieder, werden in ihrer
Gesamtheit "der Christus" genannt (1 Kor. 12, 12), und in dem Brief an die
Epheser werden die Gläubigen "in Christus" ge-sehen. Christus ist die Quelle
ihres Lebens und all ihrer Segnun-gen. Sodann sehen wir, daß "Christus in uns"
ist. Durch die göttliche Salbung waren alle himmlischen Segnungen in Ihm
vereinigt. Daher besitzen alle, die in Christus sind, in Ihm ein un-begrenztes
Maß von Liebe, Friede, Freude, Licht und Kraft, weil Christus dies alles in
un-begrenztem Maße besitzt und wir mit Ihm verbunden sind. Dies findet seine
Verwirklichung in unserer Ge-meinschaft mit Ihm.
Die Titel des Herrn erhöhen die
Herrlichkeit Seines Namens
Die Titel Jesu Christi, wie sie in diesen
Betrachtungen beschrieben sind, drücken verschiedene Herrlichkeiten aus, die mit
dem Namen Jesu Christi verbunden sind. Jede Titel ist ein Juwel in Seiner
Krone. Mögen unsere Herzen zur Betrachtung Seiner Herrlichkeit ermuntert
werden, wenn wir in Anbetung diese Ehrentitel wieder-holen; denn in dieser
Be-trachtung liegt das Geheimnis allen geistli-chen Wachstums. "Wir alle aber,
mit aufgedeckten Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschau-end, werden
verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den
Herrn den Geist." (2 Kor. 3, 18).
Kein Name ist süßer für Ohr und Herz der
Erlösten als der Name Jesus, welcher bedeutet: "Jehova ist Retter"! Nichts läßt
unsere Herzen von tieferer Dankbarkeit entflammen als dieser wunder-bare Name,
der zu uns von Dem redet, Der uns vom Feuer und Schwefelsee errettet hat. Sein
Titel "Mittler" spricht zu uns von Versöhnung zweier Parteien, die miteinander
uneins waren, und erinnert uns daran, das Gott in Gnaden die Welt mit Ihm selber
versöhnend war. Als Befreier hat Er uns frei gemacht von der Knechtschaft des
Ueberwältigers Satan. Aber der Name "Erretter" oder "Heiland" erinnert uns
daran, daß wir wie Brandscheite aus dem Feurerofen gezogen, daß wir aus
schrecklicher Gefahr in Si-cherheit gebracht und Teilhaber einer ewigen,
vollgültigen Erlö-sung geworden sind. Die Sprache der Eskimos ist besonders
reich an Aus-drücken die auf die Rettung aus verschiedenen Gefahren Bezug haben.
Ein Missionar besuchte einmal einen Eskimo mit dem Wunsche, den besten Ausdruck
zu finden für das Wort "Heiland". Er nannte eine Reihe von Wörtern, und beim
siebenten Wort gab ihm der Eskimo folgende Erklärung: "Ein Mann ist von einem
Schiffe in das Meer gefallen. Nie-mand hat es bemerkt; das Meer ist unermeßlich
und kein Schiff ist am Horizont sichtbar. In dem Augenblick, wo alle Hoffnung
verloren zu sein scheint, steigt eine geheimnisvolle Hand vom Himmel herab und
bringt ihn zu einem reichen Palast wo alles für seiner Erholung bereit ist, und
dort be-ginnt er ein Leben in Reichtum und Überfluß". Einen solchen Heiland
besitzen wir, lieber Leser; nicht als ein Produkt der Ein-bil-dung, sondern als
eine göttliche Person, die auf die Erde gekom-men ist, um uns aus einer
wirklichen und schrecklichen Gefahr zu erretten und uns danach zur Herrlichkeit
und ewigen Glückselig-keit zu führen. Die Schrift offenbart uns unser Heil in
mehreren Bildern von Glaubensmännern die aus Todesgefahren befreit wor-den sind,
wie z.B. Noah. Gott hat ihn zu einem Denkmal Seiner Barmherzigkeit gemacht, als
Er ihm das Mittel zeigte, das ihn vor den Wassern der Sintflut be-wahren sollte.
"Denn ich, siehe, ich bringe die Wasserflut über die Erde, um alles Fleisch...
zu verder-ben..., alles, was auf der Erde ist, soll ver-scheiden" (1. Mose 6,
17). "Gehe in die Arche, du und dein ganzes Haus" (1. Mose 7, 1). "Durch Glauben
bereitete Noah, als er einen götttlichen Ausspruch über das, was noch nicht zu
sehen war, empfan-gen hatte, von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines
Hauses, durch welche er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit wurde,
die nach dem Glauben ist" (Hebr. 11, 7).
Um den Wert unserer Errettung zu schätzen,
müssen wir zuerst davon überzeugt sein, welchen schrecklichen Charakter das
Gericht trägt, das sich für diese Welt vorbereitet, die ihren Erlöser verworfen
hat. Un-ablässig warnt Gottes Stimme die Welt, die wie ein breiter und dunkler
Strom dem ewigen Verderben entgegeneilt.
Jesus errettet vom kommenden
Gericht
"Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt
wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden" (Joh. 12, 31). "Jesus, der uns
errettet von dem kommenden Zorn" (1. Thess. 1, 10). Die Welt ist verurteilt,
weil sie den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt hat, und ihre Ver-nichtung ist
nahe. Die Errettung durch den Glauben an Christum ist die Sicherung gegen den
kommenden Zorn. So warnte der Apostel Paulus die Bewohner Athens, als er auf dem
Aeropag stand, und den Götzen-dienern dieser Weltstadt zurief:
"Nachdem nun Gott die Zeiten der
Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, daß sie alle
allenthalben Buße tun sollen, weil er einen Tag gesetzt hat, an welchem er den
Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu be-stimmt
hat, und hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den
Toten" (Apostelg. 17, 30-31). Bald wird die Gnadentür verschlossen und der Herr
wird kommen, um die Erlösten zu sich zu nehmen. Für die, die dann auf dieser
Erde ge-blieben sind, wird ein schreckliches Gericht hereinbrechen; denn
Christus wird Rache üben über die Ihm feindliche Welt. "Bei der Offenbarung des
Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in flammenden Feuer, wenn
er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium
un-seres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen; welche Strafe leiden wer-den,
ewi-ges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichtkeit seiner
Strärke" (2. Thess. 1, 7-9).
Die Menschen spotten über das
Gericht
Als Noah die Sintflut ankündigte,
verlachten ihn die Menschen, aber die Sintflut kam und nahm sie alle hinweg. In
den Tagen Lots verharrten die Leute von Sodom und Gomorrha in ihren groben
Sünden, bis Gott Feuer und Schwefel vom Himmel auf die Stadt regnen ließ, und
die beiden Städte vernichtete. Heute steht eine weit größere Gefahr nahe bevor.
"Es wird aber der Tag des Herrn kom-men wie ein Dieb, an welchem die Himmel
vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brande werden
auf-gelöst, und die Erde und die Werke auf iht ver-brannt werden" (2. Petri 3,
10).
Das ist die fuchtbare Gefahr, in der sich
alle Bewohner der Erde befin-den, wenn sie nicht durch den Glauben an den
Heiland, wie ein Brand-scheit aus dem feuer, gerettet werden. In den Tagen
Jeremias achteten die Bewohner Jerusalems nicht auf den Prophe-ten, der da
ankündigte, daß die Chaldäer unter Nebukadnezar kommen würden, um das Land zu
überwaltigen, Jerusalem zu einem Trümmerhaufen und den Tempel zu einer Ruine zu
machen. Auch in den Tagen Jesu Christi glaubten die Juden den Voraussa-gungen
Jesu nicht, nach welchen die Mauern Jeru-salems dem Erd-bodem gleich gemacht
werden sollten. Aber die Geschichte legt über die genaue Erfüllung Seiner
Weissagungen Zeugnis ab. Die römischen Heerscharen unter Titus und Vespasianus
haben das Werk der Zerstörung vollbracht. Der sichere Beweis des kommen-den
Gerichts ist die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, eine Tatsache, die
niemand leugnen kann, ohne das Wort Gottes beiseite zu setzen.
Retter oder Richter
Jesus Christus ist gekommen, zu suchen und
zu erretten was verlo-ren war. Aber Er wird zum zweiten Male erscheinen, um
Gericht auszuüben. Nur die Erlösten, die durch den Glauben an den Heiland vom
kommenden Zorn errettet sind, entrinnen dem grossen weissen Thron, und bleiben
vom Feuer- und Schwefelsee verschont. Der Tag naht, an dem alle unbekehrte
Sünder vor dem Angesichte Dessen zu erscheinen haben, Der die Toten richten
wird. Von diesen Elenden, die in ihren Unglauben gestorben sind, steht
geschrieben: "Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewig-keit zu Ewigkeit; und
sie haben keine Ruhe Tag und Nacht." (Offenb. 14:11).
Christus hat am Kreuze von Golgatha für
uns gelitten, um uns vor dem Gericht eines Heiligen Gottes, dem Gericht über die
Sünde, zu bewah-ren. Dort hat Gott das Gericht über Ihn vollzogen, dort sind die
Wellen des Zornes Gottes über Sein Haupt gegangen. Was wirst du mit einem
solchen Heiland tun, lieber Leser? Wenn er jetzt nicht dein Retter wird, wird Er
bald dein Richter werden. Von deiner Wahl hängt dein ewiges Schicksal ab. Du
wirst ewige Freude in Herrlichkeit erben, oder ewiges Verderben und die
Schrecken einer endlosen Nacht ferne von Gottes Angesicht. Willst du nicht heute
noch Seine Retterhand ergreifen?
Ein Retter, der sich selbst nicht
rettete
Lasst uns Ihn betrachten, wie Er da am
Fluchholze hängt, zwischen zwei Uebeltätern. Die Hohenpriester, die Ihn zusammen
mit den Schriftge-lehrten verspotteten, sagten: "Andere hat er gerettet, sich
selbst kann er nicht retten. Der Christus, der König Israels, steige jetzt herab
vom Kreuze, aus daß wir sehen und glauben. Auch die mit ihm gekreuzigt waren,
schmähten ihn" (Markus 15, 31-32). Die Juden rühmten sich, ihren Zweck erreicht
zu haben. Der Mensch, von Satan verführt, glaubte, sich Gottes entledigt zu
ha-ben, da Seine Gegenwart ihn hin-derte. Sie schüttelten ihre Köpfe und sagten:
"Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht ret-ten". Nichts offenbart
deutlicher als diese Worte, wie schrecklich die Sünde des Menschen ist. Alle
waren ge-zwungen anzuerkennen, daß Christus während Seines Lebens hienieden
Seine göttliche Kraft durch allerlei Zeichen und Wunder geoffenbart hatte, ganz
besonders durch die Auferweckung von Toten. Obwohl sie beken-nen, Zeugen dieser
Kraft gewesen zu sein, verwerfen sie Gott, Der die Quelle derselben war. Wie
unendlich war die Liebe Gottes in Chris-tus! Er opferte sich freiwillig, und
konnte nicht an sich selbst denken; dieselbe Liebe, die andere von ihren
irdischen Leiden er-löst hatte, ging nun weiter und gab sich selbst für uns in
den Tod. Für den Glauben verwandelt sich diese schreckliche Schmähung in Lob. Es
bestand keine physische, wohl eine moralische Unmöglich-keit. Die
Schriftgelehrten wollten sagen, daß Er nicht vom Kreuze steigen könne, weil die
Henker ihre traurige Arbeit zu gut voll-bracht hätten, indem die Nägel, die sie
durch Seine Hände und Füsse bohrten, zu fest hielten. Aber wenn es Christi Wille
gewesen wäre, vom Kreuze herabzusteigen, so hätten Ihn alle Nägel und Stricke
Jerusalems nicht am Kreuze halten können. Was waren Nägel und Stricke für Den,
Der durch ein Wort Seines Mundes den Sturm beruhigen konnte? Nein, es war Seine
Liebe zu den Sündern, die sich freiwillig zum Opfer gab. Niemand nahm Ihm Sein
Leben. Er gab es von sich selbst. Die vollkommene Liebe zu Seinem Vater, der
Ge-horsam Seinen Geboten gegenüber, Seine vollkommene Liebe zu uns, waren die
Ursache, daß Er sich nicht selbst rettete. Er hätte die Hilfe von 12 Legionen
von Engeln beanspruchen können, um sich vom Kreuz frei zu machen, aber Er
brauchte sie nicht, denn Er war gekommen, um an-dere, nicht um sich selbst zu
retten. Da Er die Seinigen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte Er sie
bis ans Ende. Seine Liebe und Sein Ge-horsam waren vollkom-men. Es gab nur einen
Weg, um andere zu er-retten, und von die-sem Wege wich Er um keine Haaresbreite
ab.
Ein Artzt wurde einst gerufen,
Cholerakranke zu pflegen. Um die andere zu retten, hat er sich der Gefahr
preisgegeben, selber von dieser furchtbaren Krankheit erfasst zu werden. Ohne
Furcht er-füllte er seine Aufgabe und im Alter von 32 Jahren wurde er selbst von
dieser schweren Krankheit dahingerafft. Sicher hatte er bis zum Ende die
Hoffnung, diesem Schicksal zu entrinnen. Das Opfer seines Lebens war nicht
vollkommen freiwillig. Aber Christus hatte nicht den Wunsch, dem Tode zu
entgehen. Er hat den Kelch aus den Händen Seines Vaters genommen und war
entschlossen, ihn bis auf den Grund zu leeren. Er wusste, daß Er sterben musste
zur Errettung von Sündern und Er starb ganz freiwillig.
Der Heiland von Gott
verlassen
"Als es aber die Sechste Stunde war, kam
eine Finsternis über das ganze Land, bis zur neunten Stunde; und zur neunten
Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme und sagte: Eloi, Eloi, lama sabach-thani?
Was verdol-metscht ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
(Markus 15, 33-34).
Nachdem Jesus den Spott der Menschen
während der drei schweren Leidensstunden am Kreuze erduldet hat, lässt Gott die
Finsternis auf die Erde kommen, und die Menschen ziehen sich zurück. Jesus ist
nun allein mit Gott, und während dieser drei Stunden der Finsternis wurde das
Erlösungswerk vollbracht. Er wird für uns zur Sünde gemacht. Er empfängt die
Schläge der Gerechtigkeit Gottes; nichts kann sie abwen-den, noch mildern.
Während Seines ganzen Lebens hat Er die völlige Gemeinschaft mit Gott genossen,
aber nun muss Er auch diese Stütze verlieren.
Da die Liebe des Vaters Sein Element war,
wie gross muss da Sein Gefühl des Abscheus gegen diese Stunde gewesen sein, in
der der Fluch auf Ihn fiel; denn Er war heilig, rein und unbefleckt. Welches
menschliche Wesen kann die innerlichen Leiden des Christus während der drei
dunklen Stunden des Kreuzes ermessen? Er trank den bitteren Kelch des Gerichtes
Gottes über die Sünde. Sein unermessliches Leiden, die Last der Sünde der Welt,
die Ent-fernung von einem heiligen Gott, der kei-nerlei Verbindung mit der Sünde
dulden kann, das alles zwingt Ihn zu dem Ausruf: "Mein, Gott, mein Gott, warum
hast Du mich verlassen?" Durch Glauben hören wir diesen Ausruf, auf dass wir
wissen mögen, was dort geschah: Das Werk der Erlösung! Er wurde für uns zur
Sünde ge-macht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm. So hat Er das
Gericht und den Zorn Gottes von Allen abgewandt, die an Ihn, den Ret-ter,
glauben. Nach diesem Ausruf weicht die Finsternis Seiner Seele und er kann
sagen: "Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist". Und als Er dies gesagt
hatte, verschied Er. Alles ist vollbracht, und wir haben nur die gesegneten
Folgen Seines Todes anzunehmen. Gnade und Verge-bung können nun allen Menschen
frei verkündet werden. Das ewige Leben wird einem Jeden, der da glaubt, umsonst
gegeben.
Das Zeugnis, das die Schriften über die
vollkommene und heilige Menscheit des Herrn Jesus ablegen, ist von grundlegender
Bedeu-tung. Christus war ein wahrhaftiger Mensch, geboren von einem Weibe, wie
wir, obschon der Ursprung Seines Daseins und die Art und Weise wie Er empfangen
wurde, von der unsrigen vollkom-men verschieden ist. Be-sonders im Evangelium
von Lukas wird uns der Herr als der Sohn des Menschen vorgestellt.
Die Geburt des Herrn
Jesu
Das Geheimnis der Fleischwerdung soll der
Gegenstand unserer Anbe-tung bleiben und nicht der Gegenstand unserer
Vernunft-schlüsse wer-den. Selbst die Bildung eines gewöhnlichen Kindes im
Mutterschoss ist ein Geheimnis, wieviel mehr die Bildung des Lei-bes Jesu in dem
Schoss der Jungfrau Maria. Ihre Empfängnis ist ein Wunder, gewirkt vom Heiligen
Geiste: "Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird
dich überschat-ten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn
Gottes genannt werden". (Lukas 1:26-38, 2:6-7) Das Betragen Jo-seph's ist ein
Wunder heiliger Ehrfurcht und Glaubensgehorsam, während Maria durch nichts der
Schmach der Welt ausgesetzt wird. Der Engel des Herrn kündigt das Kommen des
Erstge-borenen in Seine eigne Schöpfung an, und beruhigt die Befürchtungen
Jo-sephs, sodass er Maria zu sich nimmt. Matthäus erzählt uns wie das Leben von
Jesus hienieden anfing. Er war der vollkommene Mensch vor Gott, der Mensch ohne
Sünde, der Mensch nach dem Herzen Gottes, in dem die Fülle der Gottheit
leibhaftig wohnte. Jesus ist von einem Weibe und unter Gesetz geboren. Er ist
Imma-nuel, Gott mit uns, Sohn des Al-lerhöchsten. Gott und Mensch waren in Ihm
in einer Person vereinigt. Seine unbefleckte Geburt ist ein grosses Geheimnis.
Maria war als Jungfrau ganz unbekannt unter den Grossen dieser Welt. Verlobt mit
einem einfachen Zim-mermann, wurde sie die Mutter des Heilandes der Welt. Dazu
war Maria ein auserwähltes Gefäss, nachdem sie Gnade ge-funden hatte in den
Augen Gottes; wie der Engel es gesagt hatte: sie war begün-stigt von der höchste
Gnade und sie war gesegnet unter den Wei-bern. Der Herr Jesus wurde geboren als
ein wirkliches Kind durch die Kraft des Heiligen Geistes im Schosse Marias
empfangen, und auf dem von Gott festgesetzten Zeitpunkt geboren, für die
menschliche Natur gebärt. Er sollte "groß sein und Sohn des Höchsten genannt
werden". Bevor die Welt war, war Er der Sohn des Vaters; als Kind von einem
Weibe geboren trägt Er den Titel "Sohn des Höchsten", ein wunderbarer Namen für
einen wahrhaf-tigen Menschen. Der Heilige Geist sollte über Maria kommen und in
diesem irdischen Gefäß wirken ohne ihren oder irgendeines Menschen Willen. So
ist Gott die einzige Quelle des Lebens des der Maria verheissenen Kindes. Jesus
ist: "über allem, Gott gepriesen in Ewigkeit" Römer 9:5) Im zweiten Kapitel von
Lukas wird uns die Gegend beschrieben, in der die Geburt stattfand. Das vierte
Welt-reich von Daniel vorsagt, Rom, breite sein Zepter über die dama-lige Welt
aus. Damit die Schrift erfüllt würde bediente sich Gott eines Ediktes von Kaiser
Augustus, dem ersten römischen Kaiser, der die Zählung der ganzen Bevölkerung
des Reiches vorschrieb. So zogen Maria und Joseph von Nazareth, wo sie wohnten,
nach Bethlehem, wo nach der Prophe-zeiung Michas Jesus geboren wer-den sollte.
Der Ort in dem Jesus geboren wurde, ist von grosser Bedeutung. Es war kein platz
für Ihn in der Welt, selbst nicht in der Herberge; der Schöpfer des Weltalls hat
nur eine Krippe zu seiner Verfügung. Auch später hatte Er nichts wo Er Sein
müdes Haupt niederlegen konnte, und Er endete Sein Leben am Kreuze. Er hat an
allen Schwachheiten und Umständen des menschlichen Le-bens teilgenommen. Laßt
uns Ihn bewundern, Der als ein Kind, in Windeln gewickelt, hilflos in einer
kleiner Krippe liegt; welch ein Wunder der Erniedrigung und der freiwilligen
Selbstverleugnung. Dieses kleine Kind is indessen der Gegenstand aller
Ratschlüsse Gottes, der Erhalter und Erbe der ganzen Schöpfung, der Heiland
Aller, die durch Glauben das Leben und die Herrlichkeit ererben werden. Darum
ist nicht alles arm und klein bei der Geburt des Sohnes Gottes; denn auf den
Feldern offen-baren die Engel ihr In-teresse für dieses unvergleichliche
Ereignes. Eine Menge der himmlischen Heerscharen verkündet die unaussprechliche
Herrlichkeit des Neugeborenen. Die Gegenwart des Sohnes auf Erden ist die
Grundlage des Friedens auf Erden, der einmal seine Verwirklichung finden wird
wenn Er als König herrschen wird. "Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf
Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen!" (Lukas 2:14) Dieses Wohlgefallen
findet Gott in dem Menschen Jesus Christus, und durch Ihn ist dieses
Wohlgefallen auf Alle gekommen, die ihre Zuflucht zu Ihm nehmen.
Die Jugend Jesu
Jesus kam nicht in die Welt wie Adam, der
als erwachsener Mensch ge-bildet wurde: Er mußte wachsen. Die sparsame Berichte,
die die Schriften über seine Jugend bringen, sind für unsere Seelen vom
un-schätzbaren Wert, Seine menschliche Natur war immer von Gott erfült, die
Lieblichkeit und Schönheit Seiner Kindheit rührt unsere Her-zen. Obwohl Er als
Kind Seinen Eltern untertan war, war Er sich doch immer Seiner Herrlichkeit als
Sohn Gottes bewußt. Sein menschlicher Verstand entwickelte sich vor Gott und den
Menschen. Obgleich Er Gottes Sohn war und dies wußte, war Er dennoch alles, was
ein Kind sein soll, aber in vollkommener Weise. Die Beziehung zu Seinem Vater
war Ihm ebenso gut bekannt, wie Sein Gehorsam gegen Joseph und gegen Seine
Mutter schön und vollkommen war.
Die Taufe am Jordan
Für Gott und für die Gläubige ist diese
Welt wie eine trockene Wüste worin sich keine einzige Quelle zur Erquickung
gefindet. Denn die Herzen der Menschen sind voller Haß gegen Gott. Alles in
dieser Welt lässt uns an der Menschheit verzweifeln; aber wenn sich unsere
Gedanken auf den Menschen richten, der Gottes Herz befriedigt hat, auf den Herrn
Jesus, dann findet auch unser Herz Ruhe und tiefe Befriedi-gung. "Es geschah
aber, als das ganze Volk getauft wurde, und Jesus getauft war und betete, dass
der Himmel aufgetan wurde, und der der Heilige Geist in leiblicher Gestalt, wie
eine Taube, auf ihn herabstieg, und eine Stimme aus dem Himmel kam: Du bist mein
geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden." (Lukas 3:21-22) Selbst
der Him-mel hat sich geöffnet, um Zeugnis zu geben, dass dieser Mensch der Sohn
Gottes ist. Je-sus, der Sohn des Menschen, der letzte Adam, steht in starkem
Gegensatz zu dem ersten Adam, der Gott um einer Frucht wil-len verliess. Er ist
abhänging und gehorsam, und Er betet, denn der Mensch in seiner Vollkommenheit
ist ein abhängiger Mensch der durch Glauben und Gebet lebt . Während Er betet,
öffnet sich der Himmel. Die Liebe Gottes ist befriedigt, weil sie einen
demütigen Menschen sieht, dessen ganzen Wandel seinen Ausdruck findet in dem
Worte: "ich traue auf dich." (Psalm 16:1) So kann der Heilige Geist auf Ihn
niedersteigen in Gestalt einer Taube, die im Gegen-satz zu der Taube Noah's eine
reine Stätte gefunden hat, wo sie ihren Fuß niedersetzen konnte inmitten eines
Meeres der Sünde und des Aufrühres. Dann verkündet der Vater Sein Wohlgefallen
an Seinem Sohne, und so werden dieBeziehungen zwischen Gott und den Menschen
wieder hergestellt, nicht weil der Himmel sich über einen Wesen geöffnet hat,
das im Himmel thront, sondern über einen Menschen, der auf der Erde war. In
diesem Men-schen wird die ganze Menschheit aufgefordert, in Gottes Gemeinschaft
zu treten in Seinem geliebten Sohn. In Wirklichkeit steht nur der Gläu-bige im
Genusse dieser Gemeinschaft, aber der Weg ist geöff-net für Alle, durch die
Predigt des Evangeliums.
Der Dienst des Herrn
Nach der Versuchung in der Wüste, wo Er
Satan durch die Schriften überwand, fing der Herr Jesus Seinen Dienst an.
Nach-dem Er den starken Menschen gebunden hatte, übernahm Er es, ihm seine Beute
zu entreissen und seine Gefangenen zu befreien. Nun konnte Er Sein Werk ohne
Hindernis ausüben. Sein Wort hatte Macht über die Gewissen. Er brachte Gnade,
begleitet mit grosser Kraft, um Sünden zu vergeben und Kranke zu heilen.So
arbeitete Gott durch einen geisterfüllten Men-schen. Durch Seine Gnade wurden
die Herzen zu Ihm gezogen, denn sie fanden einen Gegenstand, für ihre Zuneigung.
Diese Gnade ist für einen weiteren Kreis bestimmt, als für das Volk Israel, ein
Beweis, daß die wahre Gnade allgemein ist. Jeder, der das Bedürfnis hat, ist
willkom-men. Die Gnade wirkt ebenso zu Gunsten der Heiden wie zu Gunsten
Israels. Es gibt keine Klasse, die von der Gnade ausge-schlossen ist. "Die
Gesunden bedürfen nicht eines Arztes, sondern die Kranken; ich bin nicht
gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Busse" (Lukas 5,
31-32).
Die Gnade ist wie ein neuer Wein, der
nicht in alte Schläuche ge-gossen werden kann. Die Formen und Riten derMenschen
werden dort beiseite gesetzt, wo die wahre Gnade Gottes erscheint. Gnade ist
Liebe, die das Böse überwindet; Liebe, die sich zu denen aus-streckt, die ihrer
nicht würdig sind.
Die Abhängigkeit Christi verleiht Seinem
Dienst eine grosse Kraft und damit kann Er andere aussenden und sie mit Kraft
ausrüsten für das Zeugnis. Die Gnade sammelt die Gläubigen um den Men-schen
Christus Jesus. Welch ein Strom von Liebe ging unaufhörlich von seiner Person
aus. Und wenn dieser Liebesstrom Hindernisse auf seinem Wege fand, überflutete
er alle seine Ufer, um diese Hinder-nisse zu überwinden, bis er endlich das
Kreuz von Golgatha erreichte. Dort erwies sich die Gnade unendlich viel
überschwenglicher als der Strom menschlicher Ungerechtigkeit und Sünde, und von
Golgatha fluten die Wellen dieses Segens- und Liebesstromes über die ganze Welt
bis zu den Enden der Erde.
Christus und die Völker
"Darum habe ich mich selbst auch nicht
würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich nur ein Wort, und mein Knecht
wird gesund werden. Als aber Jesus dies hörte.. sprach er: Ich sage euch, selbst
nicht in Israel habe ich so grossen Glauben gefunden." (Lukas 7,
1-10)
In diesem Hauptmanne wirkte der Grundsatz
des Glaubens; er ist ein treffendes Vorbild der Gnade, die bis zu einem Heiden
kommt. Es war ein lebendiger Glaube, so groß, daß Christus selbst in Israel
keinen so großen gefunden hatte. Der Hauptmann denkt sehr hoch über die Per-son
Christi, Seine Herrlichkeit und Macht, und er fühlt sich selbst sehr klein. Er
erkennt in Ihm Gottes Kraft und Liebe in Gnade. Die Einfalt seines Herzens ist
ebenso deutlich wie die Grösse seines Glaubens. Mehr und mehr offenbart sich der
Sohn des Menschen nach dem Evangelium des Lukas, als das Licht, das die Völker
erleuchtet.
Die Herrlichkeit des Sohnes des
Menschen
"Ich schaute in Gesichten der Nacht: Und
siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn; und er kam
zu dem Alten an Tagen und wurde vor denselben gebracht. Und ihm wurde Herrschaft
und Herrlichkeit und Königtum gegeben" (Daniel 7, 13-14).
"Und indem er betete, wurde das Aussehen
seines Angesichtes an-ders, und sein Gewand weiss, strahlend" (Lukas 9,
28-31).
Nachdem der Herr aus dem Munde des Petrus
das Zeugnis erhal-ten hat, der Christus Gottes zu sein, zeigt Jesus, auf welchem
Wege der Sohn des Menschen mit Herrlichkeit gekrönt werden soll. Es ist der Weg
der Verwerfung und des Kreuzes. Doch am dritten Tage sollte Er auferste-hen und
mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt wer-den. In der Verherrli-chung auf dem Berge
haben wir einen Vorgeschmack dieser kommenden Herrlichkeit. Danach beherrscht
Seinen Geist der Ge-danke an Seine bevorstehende Kreuzigung. Er, in dem Gottes
Ge-rechtigkeit und Menschliche vollkommenheit völlig vorhanden waren, mußte in
dieser Welt sterben, in die Er als Retter gekommen war. Dort wird der wahre
Charakter der Menschheit in dieser einen Tat enthüllt: "Sie haben den Fürsten
des Lebens zum Tode gebracht." Während Christus vom Berge der Verklärung
herabsteigt, hat Er es, in symbolischer Weise, mit den Dämonen zu tun; denn die
Herr-lichkeit des Sohnes des Menschen be-deutet die Niederlage Satans, des
Fürsten dieser Welt. Satan wird bald gebunden sein und seine Macht zunichte
gemacht werden nicht allein für den Glauben, wie es jetzt der Fall ist, sondern
bald in wirklichkeit, wenn Christus in Seiner Herrlichkeit erscheinen
wird.
Gethsemane
Im Garten von Gethsemane sehen wir Jesus
Christus als den Men-schen in der Prüfung. In dieser schrecklichen Prüfung wacht
und betet Er, indem Er alle Dinge vor Seinem Vater niederlegt, und in voller
Unter-würfigkeit das Verlangen ausdrückt, Seinen Willen zu erfüllen. Wie sehr
war der Herr darin vollkommen Mensch; Er brauchte einen Engel der Ihm helfen und
Ihn stärken mußte; der Kampf war für seine Seele zu groß. Die Tiefe des Leidens,
die Er im Geiste vor sich sieht, drängt Ihn heftiger zu beten. Die Folge Seiner
vollkommenen Gemeinschaft mit dem Vater ist, daß Er der ganzen Macht der
Finsternis gegenübersteht. Er sieht vor sich die Schmerzen so lebendig, daß Sein
Leib davon beein-flußt und Sein Schwieß wie große Bluttropfen wird. In Seiner
Seelen-angst sagt Er immer: "Vater". Er leidet im Geiste, indem er ermesset, wie
tief die Wasser sein werden durch die Er zu gehen hat, wenn Er Schlacht-opfer
für die Sünden sein wird auf dem Kreuz. Voraus wissend was geschehen wird,
leidet Er schon darunter, und aus dieser Tiefe ruft Er zu Seinem Vater. Das
Leiden am Kreuze ist etwas anderes: Es ist das Gericht Gottes über die Sünde.
Nachdem Er so vor Gott gekämpft hat, ist Er ruhig inmitten der Menschen. Welch
ein Bild des vollkommenen Menschen aber auch welch ein Bild von Gott geoffenbart
im Fleische sehen wir vereinigt in Christus wie Er war in Gethsemane!
Die Gerichtshandlung und die
Kreuzigung
In Gethsemane hat Christus den Kelch aus
der Hand des Vaters entge-gengenommen und nun können die wütende Menschen ihr
trauriges Werk fortsetzen. Er kann ihnen sagen: "Dies ist eure Stunde und die
Gewalt der Finsternis." (Lukas 22:53) Die Men-schen wollen nichts von Ihm wissen
und Gott lässt sie handeln. Christus gibt Sein Leben; denn das ewige Leben ist
für die Men-schen nicht anders zu erhalten als durch Seinen Tod und Seine
Auferstehung: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es
allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht". (Joh. 12:24) Wie wir sehen,
legt Lukas, deutlicher als Matthäus und Markus den Nachdruck auf das Leiden des
Herrn in Gethse-mane. Er zeigt die Schrecken des Todes in Christus als im
Voll-kommenen Menschen. Aber Lukas führt uns weniger die Leiden des Kreuzes vor
Augen; er zeigt nicht, wie die beiden ersten Evan-gelisten, das Sühnopfer. Lukas
spricht nicht von dem Verlassensein von Gott während den drei Stunden der
Finsternis, in denen sich die Sühnung vollzog, aber Lukas verkündigt die
Ergebnisse dieses Werkes. Er er-wähnt einfach die Finsternis und unmittelbar
danach, daß der Vorhang des Tempels mitten entzwei riß. Juden und Hei-den sind
sich eins in der Verspottung des Gekreuzigten; doch hatte Gott selbst hier Trost
bereitet für Jesus in der Bekehrung eines ar-men Sünders: Das Paradies wird für
einen bekehrten Übeltäter geöffnet. Gereinigt durch den Glauben, hat nun jeder
bekehrte Sünder Zugang zu Gottes Gegenwart im Heiligtum. (Hebr. 10:19) Wo beim
Menschen nur tiefe Finsternis herrschte, da leuchtete die Seite Gottes in dieser
Szene hervor. Endlich ist alles voll-bracht und der Herr ruft mit lauter Stimme
aus: "Vater, in deine Hände be-fehle ich meinen Geist". Diese laute Stimme ist
ein bemerkenswer-tes Zeugnis der vollkommenen Menschheit des Herrn. In Ihm
befand sich kein einziger Zug der Sterblichkeit; nie hätte Er durch äusserliche
Ursa-chen sterben können. Sein Tod war keine Folge der Schwachheit, son-dern der
starke Schrei ist ein Beweis, daß Er frei-willig Sein Leben gab als eine Tat
göttlicher Macht. So hat Er den Tod überwunden und Er kann Seinen Geist sicher
in die Hände Seines Vaters legen. Durch den Tod des Herrn hat der Tod seine
Gewalt verloren. Sodann geht eine Weissagung in Erfüllung und sein Leib wird in
eine neue Gruft gelegt, denn: "Bei einem Reichen war er in Seinem Tode." (Jesaja
53:9)
Die Auferstehung
In seinem Letzten Kapitel beschäftigt sich
der Evangelist Lukas mit dem auferstandenen Herrn Jesus. Als siegender Mensch
vertraut Er Seinen Jüngern das Zeugnis in dieser Welt an. Dieses Zeugnis ist
gegründet auf die Auferstehung. "Siehe, da standen zwei Männer in strahlenden
Klei-dern bei ihnen. Als sie aber von Furcht erfüllt wurden und das Ange-sicht
zur Erde neigten, sprachen sie zu ih-nen: Was suchet ihr den Lebendigen unter
den Totan? Er ist nicht hier, sondern ist auferstan-den." (Luk. 24:1-6) Die
Auferstehung ist eine neue Wahrheit und Kraft, die weit über alle natürlichen
Grundsätze des Lebens geht. Durch das Kreuz ist die Tür für alles, was aus dem
alten Menschen kommt, geschlossen, und etwas ganz Neues ist uns in dem
auferstandenen Christus gegeben: "Das Alte ist vergangen; siehe alles ist neu
gewor-den." (2 Kor. 5:17) Unser Leib bleibt wohl derselbe in diesem Leben, aber
neues Leben ist uns geben, wovon der Charakter, die Beweggründe, die Mittel und
das Ende ganz anders geworden sind für alle die in Glauben wandeln. Die Frauen
und die Jünger suchen inmitten der Toten Den, der lebendig ist; Aber Seine Gnade
macht bald ihrer Unwissenheit und ihrem Unglauben ein Ende. So ist es auch mit
den zwei Jüngern auf dem Wege nach Emmaus, denen Er in allen Schriften zeigt,
was über Ihn geschrieben steht: Die Gedanken Gottes bezüglich des Christus.
Dieser Gedanke befreite sie von ihren engen Israeliti-schen Vorstellun-gen und
schenkte ihnen ein neues und himmlisches Schauen und ein neues Leben.
"Also steht geschrieben, und also mußte
der Christus leiden und am dritten Tage auferstehen aus den Toten, und in seinem
Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend
von Jerusalem" (Lukas 24:46-47). Christus ist nicht auferstanden, um Sein Reich
hier aufzurichten, sondern um in Seine Herrlichkeit einzugehen. Er ist
auferstanden in einem Leibe, der Fleisch und Bein hatte und der doch ein
geistiger Leib war. Er ist der zweite Adam, und alle, die an Ihn glauben, sind
mit Ihm auferstanden. Nicht nur hat Er unsere Sünden weggenommen, Er schenkt uns
auch die Kraft der Auferstehung im Gegensatz zur Macht der Sünde, im Blick auf
ein Leben der Ueberwin-dung und bleibenden Gemeinschaft. In der Kraft des
Heiligen Geistes, der das Bewußtsein eines neuen Lebens gibt, kann und muß der
Gläubi-ge seine Glieder, die auf der Erde sind, im Tode halten, d.h. den Tod des
Christus auf seine alte Natur anwenden.
In der Auferstehung ist Christus
wahrhaftiger Mensch, Er zeigt die Wunden in Seinen Händen und Füssen und
verlangt, daß man Ihm zu essen gebe. Welch ein Glück für den Menschen zu wissen,
daß ein Mensch Ueberwinder war über den Tod, und daß auch wir durch diesen
Menschen Teil haben an dieser Ueberwindung.
Die Himmelfahrt und die
Verheissung
Zwei Wahrheiten kennzeichnen das heutige
Zeitalter: Erstens, es gibt einen verherrlichten Menschen im Himmel, zweitens
der Heilige Geist ist hier auf der Erde gegenwärtig. Die große Botschaft des
gekreuzigten und auferstandenen Christus muß weit zu allen Völkern gebracht
wer-den. Das Kreuz hat den alten Bund zwischen Gott und Israel beiseite gesetzt
und die Türe der Bekehrung und der Vergebung der Sünden zuerst den Juden und
nachher den Hei-den geöffnet. Aber für die Predigt dieses Evangeliums ist eine
Kraft notwendig, die Kraft des Heiligen Geistes. Diese Kraft aus der Höhe konnte
nicht vor der Himmelfahrt und der Verherrlichung Jesu zu den Menschen kommen.
Der verherrlichte Mensch hat den Heili-gen Geist gesandt, um von Seiner
Herrlichkeit zu zeugen. Seit die Apostel mit dem Heiligen Geiste erfüllt wurden,
ist auf der Erde ohne Unterbrechung Zeugnis abgelegt worden von dem himmlischen
Menschen dem Haupt und Bräutigam der Erlösten. Er, der verherrlichte Sohn des
Menschen Dessen Name erhaben ist über alle Namen, erwartet den Tag, an den Er
die Früchte Seiner Erniedrigung und seines Todes um sich geschart haben wird.
Der Heilige Geist bildet die Liebe der Versammlung, so daß sie sich immer mehr
sehnt, ihren Bräutigam von Angesicht zu Angesicht zu sehen und mit Ihm in Seiner
Herrlichkeit vereint zu sein.
Der Grundgedanke in Verbindung mit dem
Titel "Lamm Gottes" ist: "Ohne Blutvergiessen gibt es keine Vergebung" (Hebr.
9:22) Durch das blutige Opfer am Kreuze ist die Söhnung all unserer Sünden
vollbracht. Die irdische Laufbahn Jesu Christi trägt wohl die Züge der Sanfmut,
Demut und Reinheit, die an ein Lamm erin-nern, aber wenn Er nicht am Kreuze
gestorben wäre, so würde Sein ganzer Dienst bezüglich der Wiederherstellung
unserer Beziehungen zu Gott nutzlos gewesen sein. Jesus ging von Ort zu Ort, um
überall wohlzutun; jedoch allein Sein Tod hat uns den Zugang in die Gegenwart
Gottes gebahnt "durch den Vorhang". Der Mensch kann Gott nur mittelst eines
Opfers nahen. Das Lamm Gottes Hat die Forderungen Gottes wie auch die
Bedürfnisse des Sünders völlig gestillt. Nur beim Kreuze findet das Gewissen des
Sünders Ruhe, nur am Kreuze wurde Gott vollkommen verherr-licht. Der Glaube
schenkt der Seele einen Frieden, den die Welt weder geben, noch nehmen kann. "Da
wir nun gerechtfertigt wor-den sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott
durch unse-ren Herrn Jesus Christus" (Römer 5, 1). Die Opfer nach dem Gesetz
Moses stellen im Vorbild das Opfer des Lebens Christi dar. Das "Blut" offenbart
das Sinnbild des Lebens, das "Fett" die Vor-trefflichkeit Seiner Person. Darum
verbot das Gesetz den Genuß des Blutes und des Fettes. (3. Mose
17:14)
Christus ist das Leben; Sein Leben war
ohne Fehl. Aber am Kreuze (und nur dort) hat Er die Sünden auf sich genommen und
ist in den Tod hin-abgestiegen. Er hat Sein Leben wiedergenommen (Joh. 10, 17).
Aber die Sünde ist für immer im Tode geblieben, sodaß er wirklich die Sünde
weggenommen hat. Als Er sein Leben ließ, wurde die Sünde zunichte gemacht. "...
Weil ich mein Leben lasse, auf daß ich es wiedernehme" (Joh. 10, 17). Die Sünde
wurde Ihm zugerechtnet, als Er am Kreuze starb. Er hat unsere Sünden an Seinem
Leibe auf dem Kreuze getragen. Er ist Gott an unserer Statt im Gerichte begegnet
und wurde von Ihm verlassen. Und als Er starb, mit dem Rufe "Es ist vollbracht",
hatte die Sünde ihr gerechtes Gericht empfangen.
Der Stand eines Gläubigen hängt nicht
davon ab, was er selbst ist, son-dern von dem, was Christus ist. Jeder, der Gott
"im Namen Jesu" naht, ist mit Ihm vereinigt, und in Seinem Namen angenom-men.
Gott verwirft Seinen Sohn nicht, und Er verwirft niemand, der im Namen Seines
Soh-nes zu Ihm kommt. So ist der Gläubige eins mit Christus. So haben wir Leben
und Licht, gegründet auf Gottes Liebes-ratschlüße und bestätigt durch das Blut
des Lammes. Der Anfang des Lebens mit Gott ist die Er-kenntnis einer
vollkom-menen Errettung, eines festen und sicheren Friedens durch das kostbare
Blut des Lammes. Welch ein Vorrecht für uns, die wir Kinder des Zornes waren,
"tot in Sünden und Uebertretun-gen", entfremdet dem Leben Gottes" (Eph. 2,
1:4,18)! Das einzige wahre Mittel, das "Leben zu sehen", ist, "an Gottes Sohn zu
glauben"; denn ausserhalb Christus ist alles Tot und Elend. Nur wenn wir mit den
Augen des Glaubens auf das geopferte Lamm schauen, das auf dem Fluchholz die
unermeßliche Last unserer Schuld trug, treten wir auf den Pfad des Lebens und
haben Teil an der ewigen und unaussprechlichen Freude des Himmels. Diese Freude
nimmt beständig zu, wenn wir mit Christus wandeln, und wird ihre Voll-endung an
dem Tage finden, da wir das Lamm Gottes sehen und anbeten werden.
Das zuvor erkannte Lamm
Unsere Erlösung ist gegründet auf das Blut
des Lammes, nach dem ewi-gen Ratschluß Gottes. Die Erlösung war nicht nur die
Antwort auf die Sünde, sondern ehe die Welt war, vor der Erschaffung dessen, der
Got-tes Widersacher Wurde, und bevor es Sünde gab, bestanden die großen Vorsätze
der Liebe in Gottes Gedanken.
Der Vorsatz der Erlösung ist nicht nur
festgestzt worden, um Hei-lung von dem schrecklichen Bösen zu bringen, das der
Feind durch die Ver-führung von Adam und Eva in die Welt gebracht hat, son-dern
dieser Vorsatz bestand schon vor der Schöpfung. Zur gegebe-nen Zeit hat Gott
Seinen Plan bezüglich des Lammes ohne Fehl und ohne Flecken, das von aller
Ewigkeit herzu vorerkannt war und das am Ende der Zeiten um unsertwillen
geoffenbart werden sollte, ausgeführt. Nachdem durch einen Menschen die Sünde in
die Welt gebracht wurde, wurde der herrliche Gedanke der Erlösung durch das Blut
des Lammes geoffenbart. Diese Erlösung wurde am Kreuze von Golgatha vollbracht.
Die reichen und herrlichen Ergebnisse dieser Erlösung werden verwirklicht
werden, wenn die große Menge der Heiligen, in Weiß gekleidet und mit Palmen in
den Händen, sich um den Thron Gottes und des Lammes scharen wird. Der ewige
Ratschluß Gottes in Christus ist so die Grundlage des Friedens des
Gläubigen.
Das geschlachtete Lamm
Das ganze Alte Testament mit seinen Opfern
kündigt "das Lamm Gottes" an, "das die Sünde der Welt wegnimmt", (Joh. 1, 29,
36) und das tref-fendste Bild ist das Passahlamm, das die Israeliten erst am
Vorabend ihres Auszuges aus Aegypten geschlachtet haben. Das Blut des Lammes
schützt vor dem Gericht, denn dieses Gericht ist auf das heilige Opfer gefallen.
Nachdem der Herr Jesus Sein kostbares Blut zur vollkommenen Tilgung der Sünde
vergossen hatte, hat Er dieses Blut in die Gegenwart Gottes gebracht und die
Besprengung ausgeübt. Das Blut des Lammes hat ein solch hohen Wert in den Augen
Gottes, daß Er auf Grund dieses Blutes und Seiner Gerechtigkeit alle Sünden
vergeben und den Sünder an-nehmen kann als vollkommen gerechtfertigt in
Christus. Wir sind nicht gerettet durch den Wert, den wir dem Blute zuschreiben,
sondern einfach durch das Blut. Es schenkt uns Frieden und voll-kommene
Gerechtigkeit vor Gott. Wie wäre all dies vollbracht worden, wenn nicht durch
das fleckenlose Lamm Gottes, durch Seinen Gehorsam bis zum Tode am Kreuze? Das
Kreuz Christi ist die große und einzige Tat Süh-nenden Leidens für die Sünde.
Auf dem Kreuze beugte Er sein Haupt unter fremde Schuld und ließ Sein Leben für
unsere Sünden.
Das Werk Christi für uns ist absolut und
ewig vollkommen. Christus hat sagen können: "Ich habe dich verherrlicht auf der
Erde: das Werk, habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, daß ich es tun
sollte" (Joh. 17, 4); und: "Es ist vollbracht"! (Joh. 19, 30). Nur auf dem
Kreuze hat Christus für die Sünde gelitten. Der Leib der Sünde mußte durch den
Tod zunichte gemacht und die Macht Satans weggetan werden.
Das Lamm als Mittelpunkt des
Zusammenkommens
"Wo zwei oder drei versammelt sind in
meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte" (Matth. 13,20). "...Denn auch unser
Passah, Chris-tus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier halten, ...mit
Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit" (1 Kor. 5, 7-8).
Nicht nur ist das Blut des Lammes die
Grundlage des Friedens für den Gläubigen, sondern das Lamm Gottes ist selber der
Mittel-punkt der Ein-heit der Erlösten. "Die ganze Versammlung der Ge-meinde
Israels soll es schlachten zwischen den zwei Abenden" (2. Mose 12,6). Das
Passah-lamm zeigt zwei Gesichtspunkte: Den Grund der persönlichen Sicher-heit,
aber auch den Mittelpunkt der Einheit. Ganz Israel aß das Passahlamm in einer
heiliger Gemein-schaft. Der Erlöste kann sich nicht in der Einsamkeit von
Christus nähren. Er ißt in Gemeinschaft mit Gott und in Gemeinschaft mit den
anderen Erlösten. Der Heilige Geist ver-sammelt uns um den verherrlichten
Christus, das Lamm Gottes, und nährt uns mit Seinen Herrlichkeiten. Von dieser
Gemeinschaft ist der Tisch des Herrn der sichtbare Ausdruck auf der
Erde.
Das Lamm als Mittelpunkt der ewigen
Anbetung
Das Lamm, jetzt im Himmel verherrlicht,
ist der Mittelpunkt der Anbe-tung in der Versammlung auf Erden, und wird es
sein, wenn die Ge-meinde von der Erde weggenommen und im Himmel um das Lamm
geschart sein wird. Dann werden wir Ihn, als "Geschlachtet" in der Mitte des
Thrones sehen, während Er den Willen Gottes in Bezug auf die Erde in Macht
ausführen wird. Das Ergebnis wird dann "die Wieder-herstellung aller Dinge"
sein.
Die vier Lebendigen Wesen und die
vierundzwanzig Aeltesten werden vor dem Lamme niederfallen und Ihm ihre Ehre
bringen. Er, der einmal am Kreuze gelitten hat und starb, wird die Herrschaft
über das Weltall antreten. Gott hat dafür gesorgt, daß zu allen Zeiten ein
Zeugnis in Be-zug auf die Erlösung durch das Blut des geschlachteten Lammes,
vorhanden ist. Die myriaden der Engel, die allgemeine Versammlung, werden
ebenfalls die Würdig-keit des Lammes anerkennen. Welch eine Eindrucksvolle
Harmonie wird an jenem Tage vom Himmel ausströmen. "Dem, der auf dem Throne
sitzt, und dem Lamme die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht
von Ewigkeit zu Ewigkeit!" (Offbg. 5, 13). Welch ein wunderbares Ergebnis Seines
Leidens am Kreuze; welche Frucht des Lobes und der Anbetung wird Ihm von seiten
all Seiner Geschöpfe zuteil werden. In diesem Charakter des Lammes wird die
Versammlung mit Christus verbunden werden bei der Hochzeit des
Lammes.
Die Vereinigung Christi mit der
Versammlung hat ihre Wurzel in Seiner Erniedrigung, Seinem Leiden und Seinem
Tode zur Herrlichkeit Gottes. Als das Blut und das Wasser aus Seiner Seite
flossen, hat der Vater Ihm eine Braut gebildet. Sie ist die Frucht Seines
Leidens, das Er als das Lamm Gottes erduldet hat. In dieser Gestalt der Demutund
des Leidens hat Gott Ihm durch den Heili-gen Geist eine Braut zubereitet. Sie
hat sich auf Erden bereit er-klärt, in Gegenwart der Mächte der Finsternis
hienieden, in Demut zu leiden. Aber welche Herrlichkeit wird sie besit-zen, wenn
sie öffentlich vereint werden wird mit dem verherrlichten Lamme.
"Wenn nun der Sohn euch frei machen wird,
so werdet ihr wirk-lich frei sein" (Joh. 8, 36)
Gibt es auf Erden etwas, das die Menschen
mehr begehren als die Frei-heit? Wieviele Kriege für die Freiheit haben die Welt
erschüt-tert, wieviele Revolutionen und soziale Kämpfe. Der Mensch liebt es,
frei das Leben zu wählen, das er führen will, und er glaubt, es zu tun können.
Aber unter dem Einfluss Satans hat der einst freie Mensch den Weg der Sklaverei
gewählt, als er die Frucht des Baumes der Erkenntnis des Guten und des Bösen aß.
Das Ergebnis davon ist die Unterwerfung der ganzen Menschheit unter die Macht
der Finsternis, unter die Tyrannei dessen, der der Fürst die-ser Welt geworden
ist. Die Scheinbare Freiheit des Menschen - seine Fähigkeit zu tun, was er will,
ist also keine wirkli-che Freiheit; denn sie führt ihn unter die Sklaverei
Satans. Die wahre Freiheit ist die Christliche Freiheit, die anfängt wenn ein
Sünder zum persön-lichen Glauben im Herrn Jesus kommt. Seine alte, sündige
Natur, ist mit Christo am Kreuze Gestorben, und er bekommt eine neue Natur
dessen Genuss es ist, den Willen Gottes zu tun. Gehorsam an Gott ist die wahre
Freiheit des Christen. Die Macht Gottes steht der Macht Satans gegenüber und
wenn die Gegenstände Seiner Sorge die Kraft des Glaubens verwirklichen, ist ihre
Erlösung wirklich vollkommen und ewig. Satan hat die Macht des Todes, aber Gott
ist der Gott der Lebendi-gen. Er teilt ein Leben mit, das außer dem Bereich des
Todes liegt; ein Leben, das Satan nicht berühren kann. Die zehn Plagen Aegyptens
of-fenbaren die Macht Gottes, und wenn durch das Passahlamm die Erlö-sung von
der Macht des Todes be-wirkt wird, so ist die Befreiung aus der Hand des
Bedrückers nur eine natürliche Folge davon. Gott war gekommen, um Sein Volk zu
erlösen, und die ganze Macht Satans hat es nicht eine Stunde länger als für die
von Gott bestimmte Zeit in Gefan-genschaft hal-ten können. Die Kinder Israel
inmitten des Betriebes der Ziegelöfen in Aegypten stellen genau den Zustand
eines jeden Kindes Adams von Natur dar. Wir sind von Natur Sklaven der Sünde,
bedrückt unter dem Joch des Feindes, und ohne irgendwelche Kraft, uns selbst zu
befreien. Es ist notwendig, daß die Befreiung von außen kommt. Der Sünder ist
"Fleischlich, unter die Sünde verkauft" (Römer 7,14). Er ist Satans Gefangener,
um seinen Willen zu tun, gekettet in den Banden seiner Begierden, seiner
Leidenschaften und seines Charakters; er ist "kraftlos" (Römer 5,6); "ohne
Hoff-nung - ohne Gott" (Eph. 2,12). Wie kann er davon frei werden? Er kann um
die Freiheit ringen, aber seine Anstrengungen sind - ob-gleich sie von seinem
Verlangen zeugen, frei zu werden - die posi-tive Bestätigung seiner
Sklaverei.
Wir brauchen einen Erlöser, und in
Christus haben wir Den, der die Macht hat, uns ganz zu befreien; nicht nur um
uns die Last der Sünde abzunehmen, sondern um uns auch vom Joch der Sünde, der
Welt und des Fleisches loszumachen. Israels größtes geschicht-liches Ereignis
war der Auszug aus Agypten durch die starke Hand und den ausgestreckten Arm des
Herrn. Gott hat in dieser Erlösung alles erfüllt, und Israel hatte sich nur
ruhig zu verhalten, von allen eigenen Anstrengungen abzuse-hen und sich Ihm, Der
für sie stritt, anzuvertrauen und das Werk der Erlösung des Herrn anzuschau-en.
So gingen die Kinder Israels durch Glauben (Hebr. 11:29) durch die Wasser des
Roten Meeres. Aber wie klein war diese Er-lösung, wenn wir sie vergleichen mit
dem, was Christus am Kreuze zu stande gebracht hat. Christus ist ja durch die
Wasser des Todes hindurchgezogen, und durch Glauben ziehen auch wir hindurch, um
mit Ihm teilzuhaben an der Auferstehung. In Ihm sind wir nicht nur abgesondert
von der Welt, sondern wir haben Zugang zum Lande der Verheißung. Wir sind "mit
Ihm auferweckt", und "in Ihm sitzen wir in den himmlischen Örtern. (Eph.
2:6).
Die Erlösung am Kreuze
vollbracht
Am Kreuze hat Christus über die ganze
Macht des Feindes gesiegt, und so eine vollkommene und ewige Erlösung bewirkt.
Darauf ist Er trium-phierend in die himmlische Örter eingegangen, und hat uns
dort auf ewig mit sich selbst verbunden, auf daß wir gesegnet seien "mit jeder
geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo" (Eph. 1:3) Die Mächte
der Finsternis haben Ihn durch die Hände von Ungerechten gegriffen, entkleidet,
verspottet und endlich ans Kreuz geheftet. Die Menschen und die Dämonen wohnten
dort dem scheinbaren Sieg Satans und der scheinbaren Niederlage Christi bei.
Alles aber war nur Schein, denn in dieser Schande und in diesem Tode leuchtete
in Wirklichkeit der Sieg unseres großen Erlösers. Indem Er mit Geduld den Haß
der men-schen ertrug, überwand Er durch den Tod den, der die Macht des Todes
hat, das ist den Teufel (Hebr. 2:14). Er war Überwinder, und nahm den
gottfeindlichen Mächten ihre Macht. Er hat sie endgültig entwaffnet und sie
öffentlich zur Schau gestellt, um den Menschen und den Engeln die Schande ihrer
Niederlage zu zeigen. Wir sind vom Machte Satans befreit. Gesegnete Erlösung,
vollendet am Kreuze uns in Christo frei machend!
Die Befreiung vom Gesetz
Das Gesetz, wie Gott es Mose gegeben hat,
ist göttlich, heilig und gut, aber es richtet sich nur an den unbekehrten
Menschen, nicht um ihn zu rechtfertigen, sondern um ihn von der Sünde zu
über-führen. Israel hat seine Ohnmacht, das Gesetz zu erfüllen, gezeigt. Unter
dem Gesetz ist die sündige Natur viel eher von Satan getrie-ben, die heiligen
Gebote zu übertreten. Nicht nur wird der natürli-che Mensch, unter Gesetz
gestellt, ein übertreter, das Gesetz spricht seinen Fluch aus über alle
diejenigen, die es nicht buchstäblich erfüllen. So ist das Joch des Gesetzes
unerträg-lich geworden für Israel, und ist es heute noch für alle die sich unter
seine erdrückende Last Stellen. Die Ehe als Beispiel nehmend, er-klärt der
Apostel Paulus im siebenten Kapitel des Römerbriefes, daß das Gesetz nur Macht
hat über den Menschen, solange er lebt. Der Gläubige, mit Christus gestorben,
ist von der Autorität des Gesetzes befreit. Dies ist ein großer Segen, denn alle
die unter dem Gesetz sind, sind unter dem Flu-che. (Gal. 3:10) Der Mensch ist
von Natur gesetzlich d.h. er sieht in der Religion eine Zusammenstellung von
Geboten und Verboten. Viele Kinder Gottes bleiben lange gesetz-lich, und dies
verhindert sie, völlig die wahre Gnade Gottes in der sie stehen, zu geniessen.
Die Erkenntnis unserer Erlösung vom Ge-setz bringt also eine große Freude in
unsere Herzen, und macht aller Dienstbarkeit, die nicht mit unserer Stellung in
Einklang steht, ein Ende. Diese Wahrheit gilt für den Gläubigen aus den
Na-tionen wie für den Gläubigen Juden, denn die menschliche Natur ist
gesetzlich. In dem Augenblick, in dem unsere Gedanken sich auf die Frage
konzentrieren: "Was muß ich tun, oder was muß ich nicht tun", anstatt
beschäftigt zu sein mit dem Reichtum der Gnade, die in Christo ist, werden wir
gesetzlich, und haben die Neigung, zu Fall und zu Enttäuschungen zu kommen, die
von einem bösen Gewissen begleitet sind. Durch den Glauben können wir völligdie
kostbare Wahrheit er-fahren, daß wir durch das Einssein mit Christo in Seinem
Tode, vom Gesetze und Fluche be-freit sind. (Gal. 5:1) Wir sind nun, wie durch
eine Heirat, mit einem Anderen verbunden: mit Christus, Der aus den Toten
aufer-standen ist, auf daß wir Gott Frucht bringen sollten, die köstliche Frucht
des Geistes: "Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue,
Sanftmut, Enthaltsamkeit" (Gal. 5:22). Diese Frucht für Gott wird nicht durch
unsere eigenen Anstrengungen, sondern nur durch Glauben hervorgebracht. Die
Kraft, sie hervor-zubringen, liegt in unserem Befreier; wir haben nur die Augen
auf Ihn zu richten in der Erwartung, daß Er in Gnaden wirken möge zu Seiner
höchsten Ehre. Verzichten wir denn auf unsere eigenen Anstrengungen zur
Heiligung; laßt uns Ihm vertrauen, auf daß Er die Frucht in uns hervorbringe
durch Seine heiligende Kraft.
Die Befreiung von der
Welt
Die Welt ist das Reich Satans, des Fürsten
dieser Welt und des Gottes dieses Zeitlaufs. Der Natürliche Mensch ist seiner
Macht unterworfen: Die ganze Welt liegt im Bösen. Welch eine tröstliche Wahrheit
ist es, daß wir der Welt gestorben sind. Eins gemacht mit Christus in Seinem
Tode am Kreuze sind wir von der Welt befreit. Die Welt ist gerichtet worden im
Tode Christi weil sie den Fürsten des Lebens umgebracht hat. Paulus sagt, daß er
der Welt gekreu-zigt ist. Zwei Leichname können keine Anziehungskraft mehr
aufeinander ausüben. Durch den Glauben an unser Gekreuzigtsein mit Christus
verschwindet die Anziehungskraft, die die Welt auf uns ausübt. All ihr
verführerischer Schein hat keinen Einfluß auf jemand, der die Welt als zum Tode
verurteilt und sich selber als mit Christus gestorben betrachtet. Das Kreuz ist
eine unübersteig-bare Schranke zwischen der Welt und dem Kinde Gottes. Wenn wir
in Gemeinschaft mit Gott und abgesondert von der Welt leben, so werden wir den
Haß von seiten der Welt erfahren und weniger Mühe haben, den wahren Charakter
ihres Hasses gegen Gott und seine Kinder zu un-terscheiden.
Befreiung von der Sünde
Wenn wir uns zufrieden geben würden mit
dem Gedanken, daß unsere Sünden und Übertretungen weggetan sind, so würde unser
christliches Leben bald sorglos, gleichgültig oder weltförmig wer-den. Das kommt
daher, daß selbst ein wahres Kind Gottes keine Kraft in sich selbst hat, der
Lust des Fleisches und den Verführun-gen Satans zu widerstehen. Um in
Gemeinschaft mit Gott zu wan-deln, genügt es nicht, nur zu glauben, daß Christus
für unsere Sünde gestorben ist, sondern der Gläubige muß auch wissen, daß er mit
Christus gestorben ist. Zu einem siegreichen Glaubensleben gehört also die
Erkenntnis von zwei Wahrheiten:
1. Christus ist für meine Sünden
gestorben, und
2. Ich bin mit Christus
gestorben.
Unsere Sünde, unsere bösen Taten sind
weggetan, nicht aber der Ur-sprung der Sünde in unserem Fleische, die bis zum
Tode in Jedem Kinde Gottes wohnt. Die Schrift nennt dies "die Sünde im Fleische"
oder der "alte Mensch" oder die alte Natur die wir von Adam her
haben.
Sünde im Fleische hat immer die Neigung,
uns zu neuen sündigen Taten zu verleiten. Wie können wir dies verhindern? Die
Macht des sündigen Fleisches kann nur gezähmt werden durch die Kraft des
Heiligen Geistes der den Glauben an unsern Befreier Jesus Christus betönt. Gott
vergibt diese Sünde im Fleische nicht. Auch verbessert er den "alten Menschen"
nicht und nimmt diesen nicht aus uns weg. Gott hat ein Ding getan um das sündige
Fleisch kraftlos zu machen: Er hat die Sünde im Fleische verurteilt. Das ist
eine köstliche Seite des Kreuzes Christi für den Chris-ten, der den Sieg über
die Sünde im Fleische davontragen will: (Römer 8:3) Wenn wir uns als mit Christo
gekreuzigt betrachten, so sind unse-re Gedanken über uns selbst in
Übereinstimmung mit Gottes Gedanken über uns: und in dieser Gemeinschaft,
gepaart mit vollkommenem Ver-trauen auf Christus, den Befreier und Über-winder,
verwirklichen wir die Überwindung über den Willen des Fleisches und vollbringen
die Sünde nicht." (Judas 24-25)
Die Erlösung des Leibes
Da der Gläubige hier auf Erden immer das
Fleisch in sich trägt - das Gesetz der Sünde, das ihm die Strahlen des
Angesichtes Gottes verschlei-ern will, kann es uns nicht wundern, daß seine
sehnlichste Hoffnung ist, für immer von dieser alten Natur befreit zu werden und
bei dem Herrn zu sein. Die entgültige Befreiung des sterblichen Leibes findet
entweder bei der Wiederkunft des Herrn statt, oder beim Sterben der Gläubigen.
Bei der Wiederkunft des Herrn zieht das Verwesliche Unverweslichkeit an, und das
Sterbliche Unsterblichkeit (1 Kor. 15:53). Wenn wir aus dem Tode auferstehen,
werden wir mit einem neuen und verherrlichten Leibe überkleidet werden, an
welchem weder Sünde noch Sterblichkeit, weder Schwachheit noch Müdigkeit oder
Scmerz gefunden wer-den. Wenn wir dann Christus, den Erlöser, von Angesicht zu
Angesicht sehen werden, so werden wir völlig von Seinem Siege am Kreuze
geniessen. Wir seufzen und klagen jetzt noch in unse-rem irdischen Zelt, aber
bald wird dieses einer besseren Wohn-stätte Platz machen, die nicht mit Händen
gemacht ist sondern ewig in den Himmeln. Wir werden dann dem verherrlichten
Christus gleichförmig sein.
Das Geheimnis der Dreienigkeit kann nicht
durch den menschli-chen Verstand enthüllt werden; um den Vater, den Sohn und den
Heiligen Geist zu kennen, ist eine Göttliche Offenbarung not-wendig, die durch
den Glauben geschenkt wird. Jeder Christ soll getauft werden im Namen des
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Durch die Taufformel bekennen wir,
daß der Sohn eine göttliche Person ist, ebenso wie der Vater un der Heilige
Geist. Es gibt also drei Personen in der Einheit des göttlichen Wesens. Die drei
Personen der Gottheit, so wie der Glaube sie kennt, stehen in Beziehung zu
einander. Der Vater und der Sohn sind in der göttli-chen Herrrlichkeit, und
obwohl sie in Herrlichkeit gleich sind, bestehen zwischen Beiden die Beziehung
zu einander. Der Vater und der Sohn sind in der göttlichen Herrlichkeit, und
obwohl sie in Herrlichkeit gleich sind, bestehen zwischen Beiden die
Bezie-hungen von Vater und Sohn.
Der Sohn des Vaters
Die Namen von Vater und Sohn werden uns
deutlich geoffenbart im Neuen Testament und besonders im Evangelium nach
Johannes. Unsere Herzen können verstehen, was diese Namen für unser ewi-ges
Glück be-deuten. Der Sohn, der im Schoße des Vaters ist, hat uns den Namen und
den Charakter des Vaters kundgemacht. (Joh. 17:26) Am Jordan wurde der Name des
Sohnes vom Himmel durch den Vater ausgesprochen: "Dieser ist mein geliebter
Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe." (Matth. 3:17) Jesus ist der Sohn des
Vaters Liebe, das Bild des unsichtba-ren Gottes, der Abglanz Seiner
Herrlichkeit. Das Evangelium nach Jo-hannes stellt uns den Vater im Sohn, der
das Bild des Vaters ist, dar, aber auch die Wahrheit daß der Sohn im Vater ist,
Ausdruck Seiner Liebe. Die gegenseitige Liebe, die Vater und Sohn verbindet, hat
sich auch an uns, Menschen, in ihrer ganzen Fülle entfaltet. Den Willen des
Vaters zu tun war die höchste Offenbarung dieser Liebe, nachdem der Sohn auf
Erden gekommen war. (Joh. 3:35, 17:24-14:31, Spr. 8:30) Denn der Wille des
Vaters war, daß der Sohn sich selbst zu nichts machte (Phil. 2:5-10) daß Er in
den Tod ging und daß Er sich opferte um den Zorn Gottes an Stelle der verlorenen
Sünders zu erdulden. Durch Sein Opfer am kreuze wissen wir nun, mit welcher
Liebe uns den Vater geliebt hat. Jesus ist am Kreuze erhöht worden, auf daß Er
als Sohn die himmlischen Dinge offenbaren möchte: Die Liebe des Vaters. Jesus,
ewiglich vom Vater geliebt hat den Vater offenbart, in dem Er uns gleich
geworden ist, unsere Natur annehmend. Der Sohn, der alle Dinge geschaffen hat,
kam, um uns Mitteilhabern der himmlischen Dinge zu machen. Die gegenseitige
Liebe zwischen Vater und Sohn war keine neue Er-fahrung für den Sohn, als Er auf
die Erde kam;... "denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt". (Joh.
17:24) Er ist der ewige Sohn der Liebe des Vaters. Diese Liebe ist nicht
unerklärlich, sie ist der Gegenstand einer deutlichen Offenbarung. Eine solche
Liebe geht über alle Begriffe von Anfang und Ende und ist das Kennzeichen der
ewigen Sohnschaft. Die Liebe, die das Herz des Vaters erfüllt, findet eine
voll-kommene Aufnahme sowie eine völli-ge Antwort im Herzen des
Sohnes.
Der Sohn der Maria
Johannes stellt den eingeborenen Sohn im
Schosse des Vaters dar, den Sohn, geliebt vor Grundlegung der Welt,Lukas spricht
von Ihm als von dem Sohn des Höchsten und zwar schon vor Seiner Geburt in dieser
Welt; Matthäus und Markus nennen Seinen Na-men "Sohn Gottes" erst von Seiner
Taufe im Jordan an. Der Glaube sieht hinter dem Schleier der Erniedrigung, der
das Kind von Bethlehem verhüllt, die ganze göttliche Herrlichkeit des Sohnes
Gottes. Der Schöpfer des Weltalls, der einst von Licht umhüllt war wie von einem
Mantel, lag da in einer kleinen Krippe, in Windeln gewickelt und scheinbar
kraftlos. Der allmächtige Gott kam in Schwäche hernieder in unsere Schwäche.
Unser natürlicher Ver-stand ist nicht imstande, die Fleisch-werdung des Sohnes
zu erfas-sen, aber der Glaube kniet nieder und betet an. Die göttliche Liebe
unerfründlich für den natürlichen Men-schen, hat uns den Sohn gesandt," der ein
wenig unter die Engel erniedrigt war, so daß er durch Gottes Gnade für alles den
Tod Schmeckte." (Hebr. 2:9)
Vier Zeugnisse über den Sohn
Gottes
Der Herr Jesus hat vier Zeugnisse erwähnt,
die Seine Herrlichkeit als Sohn Gottes bestätigen wie sie den Menschen während
Seines Aufent-haltes hienieden vorgestellt wurde. Zuerst beginnt Er mit dem
Zeugnis Johannes des Täufers. "Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat der
Wahrheit Zeugnis gegeben (Joh. 5,33)". Zum zweiten nimmt er bezug auf die Werke,
die Er hienieden vollbracht hat, welche Zeugnis ablegen von Seiner göttlichen
Kraft. Drittens spricht Er über das Zeugnis, das Ihm der Vater selber gegeben
hat, und zum Vierten beruft Er sich auf die Heiligen Schriften, die von Ihm
zeugen.
A. DAS ZEUGNIS JOHANNES DES
TÄUFERS
"Und ich habe gesehen und habe bezeugt,
daß dieser der Sohn Gottes ist". (Joh. 1, 19, 20, 29, 34).
Gegenüber dem festen Willen der Juden, Ihn
nicht als den Sohn Gottes anzuerkennen, beruft sich Jesus zuerst auf das Zeugnis
Jo-hannes des Täufers. Er suchte das Zeugnis des Menschen nicht für Seine eigene
Ehre, aber Er erinnert an das Wort des größten der Propheten, um die Menschen zu
überzeugen und zu retten. Johan-nes hat den Juden geantwortet, daß er nicht
selber der Christus sei, und hat danach bezeugt, daß Jesus der Sohn Gottes ist,
das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. Und nun gibt Jesus dem
Johannes das Zeugnis und sagt: "Jener war die brennende und scheinende Lampe;
Ihr aber wolltet für eine Zeit in seinem Lichte fröhlich sein" (Joh. 5, 35).
Seit Maleachi hatte es keine Propheten mehr in Israel gegeben, das Volk freute
sich darüber, daß sich endlich Gott aufs neue durch den Mund Seines Propheten
hören ließ. Aber der besondere Gegenstand des Dienstes Jo-hannes des Täufers
war, den Messias, der unmittelbar nach ihm kom-men sollte, anzukündigen. Um also
von der Botschaft Johannes Nutzen zu haben, mußte man Jesus nicht nur als den
Messias, sondern auch als Sohn Gottes annehmen. Dennoch weigerten sich die Juden
gegenüber diesem so deutlichem Zeugnis, Ihn als solchen
anzu-erkennen.
B. DAS ZEUGNIS DER WERKE JESU
"Ich aber habe das Zeugnis, das größer ist
als das des Johannes; denn die Werke, welche der Vater mir gegebenhat, auf daß
ich sie vollbrin-ge, die Werke selbst, die ich tue, zeugen von mir, daß der
Vater mich gesandt hat" (Joh. 5, 36).
Was Jesus tat, konnte niemand anders
vollbringen; nur Gott konnte Kranke heilen, Tote auferwecken, das Wasser in Wein
verwandeln. Seine Wunder waren der Beweis, daß sich Jehova in der Mitte Seines
Volkes befand in der Person Seines Sohnes. Am Ende seines Evangeliums schreibt
Johannes, daß die Wunder und Taten, die er berichtet, dazu dienen, den Glauben
an den Sohn Gottes zu bewir-ken. In seinem Evan-gelium gibt es sieben Wunder.
Jedes dieser Wunder ist der Ausgangs-punkt zu einer Lehrrede. Aber drei dieser
Wunder zeigen uns in besonderer Weise, wie Jesus in absoluter Abhängigkeit von
Seinem Vater handelte, und im Gegensatz zu der völligen Ohnmacht des Menschen
aus Adam. Wir werden später ausführlich auf diese drei Wunder des Sohnes Gottes
zurückkom-men.
C. DER VATER LEGT ZEUGNIS AB ÜBER SEINEN
SOHN
Es gibt Geheimnisse, die kein menschliches
Wesen ergründen kann. Es gibt eine persönliche Innigkeit zwischen dem Vater und
dem Sohn, zu welcher niemand Zugang hat. Nur was die Schrift uns klar offenbart,
kann von uns schwachen Geschöpfen erkannt werden. Wir beten nich einen
"unbekannten Gott" an wie die Athener. Der Vater hat dem Sohne Zeugnis gegeben
(Joh. 5, 37) und der Sohn hat den Namen des Vaters geoffenbart (Joh. 17, 6;26).
Welch ein Reichtum von Offenbarung, wenn wir damit das spärliche Licht, das den
Heiligen des Alten Bundes gewährt wur-den vergleichen. Einige seltene Strahlen
von Gottes Herrlichkeit war an den siebenzig Aeltesten beschieden: "Und sie
sahen den Gott Israels; und unter seinen Füßen war es wie ein Werk von
Sa-phirplatten und wie der Himmel selbst an Klarheit" (2 Mose 24:10). Selbst
Mose, der das Vorrecht hatte, mit Gott zu sprechen, hat nie Sein Angesicht
gesehen, er konnte Ihn nur von hinten se-hen (2. Mose 33, 23).
Das Neue Testament offenbart die Liebe
Gottes; das Herz Gottes ist uns da geöffnet, und jeder bewundert die
gegenseitige unaus-sprechliche Liebe, die von Ewigkeit zu Ewigkeit Vater und
Sohn verbindet. Liebe, Wohlgefallen und Freude bestanden im Schoße der Gottheit
ebenso wie die Allwissenheit und die Allmacht.
Als die Königin von Scheba die königliche
Pracht und unermeßli-che Herrlichkeit des Hofes Salomos betrachtete, geriet sie
außer sich. Aber was ist Salomos Herrlichkeit, verglichen mit der Herrlichkeit
des "eingeborenen Sohnes der in des Vaters Schoß ist?" Wir hören das Zeugnis des
Vaters über Seinen Sohn. Müssen wir hier nicht "unsere Schuhe ausziehen",
niederknien und ein solch herrliches Geheimnis anbeten?
Als Jesus am Jordan von Johannes getauft
wurde, wurden die Himmel geöffnet. Der Heilige Geist Gottes stieg wie eine Taube
herab und setzte sich auf Ihn (Matth. 3, 16). Hier wird zum ersten Mal in der
Schrift die Dreieinigkeit geoffenbart: Der Vater, der Sohn und der Heilige
Geist. Dem sichtbaren Zeugnis des Geistes fügt der Vater ein hörbares Zeugnis
über Seinen Sohn bei. Die Himmel wurden geöffnet und die Stimme des Vaters
richtete sich an Seinen geliebten Sohn auf Erden. Es war eine sanfte Stimme und
voller Liebe, ganz anders als die "Stimme des Wortes auf Sinai", die die Erde
erschütterte und die Hörer erschreckte (Hebr. 12, 26). Nein, es war die Stimme
eines Vaters, Der sein unendliches Wohl-gefallen ausdrückte, indem Er sagte:
"Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe". Das war
gewiß ein größeres Zeugnis als das des Johannes, zweifellos das größte der vier
Zeugnisse. Als Gott den ersten Menschen - Adam - in der Fri-sche der ersten
schöpfung sah, fand Er ihn "sehr gut" (1 Mose 1:31). Aber im zweiten Menschen,
dem "letzten Adam", fand der Vater Sein "Wohlgefallen", oder Seine innige
Freude, wie Er sie ewig im eingeborenen Sohn in Seinem Schosse, dem "verborgenen
Ruhesitz der Liebe", gefunden hat. Der Vater hat noch ein zweites Mal ein
hörbares Zeugnis abgelegt. Auf dem Berge der Verklärung wurde Seine Stimme
abermals gehört. Die Verwerfung Christi von seiten des Volkes Israel war so
deutlich, daß der Vater die Gedanken der Jünger von den Herrlichkeiten eines
irdischen Kö-nigreiches abwenden wollte, um sie auf die Herrlichkeiten des
einge-borenen Sohnes zu lenken. Im Augenblick wo die Gründung des Reiches
Christi, wie die Jünger sie erwarteten, aufgeschoben wurde, wurden ihre Herzen
von der persönlichen Herrlichkeit des Sohnes erquickt. Der verworfene Christus,
der bald verhöhnt, ver-urteilt und gekreuzigt wer-den sollte, war der geliebte
Sohn und die Freude des Vaters. Auch in Johannes 12 gab der Vater ein hörbares
Zeugnis: "Ich habe ihn verherr-licht und will ihn abermals ver-herrlichen" (Joh.
12:28). Dies als Antwort auf das Wort Jesu: "Vater, verherrliche deinen Namen."
Welche furchtbare Verantwortung, solche klare Zeugnisse zu verleug-nen. (Joh.
5:37-38)
Das Zeugnis der
Schriften
Der große Gegenstand der Heiligen
Schriften ist der Sohn Gottes: "Sie sind es, die von mir zeugen." (Joh. 5:39)
"Dein Wort ist Wahrheit!" (Joh. 17:17) Die Behauptung, das Wort Gottes zu
be-sitzen und zu ken-nen und doch Christus als Sohn Gottes zu verwerfen, sind
zwei Dinge die nicht zusammengehen können. Niemand kann die Schriften verste-hen
der nicht zuerst die Person des Sohnes Gottes annimmt. Laßt uns einige Stellen
des Alten Tes-tamentes betrachten, in denen die Juden, wie wir, ein Zeugnis über
den Messias als den Sohn Gottes besaßen.
Während der Name "Vater" Gottes Name in
Verbindung mit der Familie der Erlösten ist, hat der Name "Jehova" Beziehung zur
Regierung Gottes über die Welt durch das Volk Israel. Im zweiten Psalm führt
David, in-dem er weissagt, das Gott den Thron des Messias auf Seinem heiligen
Berge Zion gründen will, einen Beschluß an, der zugunsten Seines Soh-nes sprach:
"Vom Beschluß will ich erzählen: Jehova hat zu mir gespro-chen: Du bist mein
Sohn, heute habe ich dich gezeugt." (Ps. 2:7) Die Mitteilungen des Alten
Testamentes geben uns nicht die völlige Offenba-rung, daß Gott Liebe ist. Gott
wird besonders als Herrscher Seines Volkes Is-raels dargestellt. Die Zeit, wo
Gott Seinen Sohn senden würde, um den Namen des Vaters auf Erden bekannt zu
machen, war noch nicht angebrochen. Aber die Propheten offenbarten Gottes
Zu-kunftspläne, die die Segnungen der Erde und die Einführung eines Reiches der
Gerechtigkeit und der Friedens betrafen. Der zukünf-tige Messias als
Weltherrscher hat verschiedene Titel, aber alle stehen in Beziehung zu Dem, der
den Namen des Sohnes trägt. Der ewige Rat-schluß, den Gott in sich selbst gefaßt
hatte war, die wirkliche Verwal-tung aller Dinge im Himmel und auf Erden
Christus anzuvertrauen. (Eph. 1:9-10) Zwar sollte in Bezug auf viele
Messianische Weissagun-gen ein Schleier auf den Alten Tes-tament bleiben, bis
Christus diesen hinwegtun würde, doch kündigte Jehova deutlich Seinen Plan an,
den Er über Seinen Sohn gefaßt hatte. Trotz allem Widerstand des Menschen war es
der feierliche Beschluß Jehovas, Seinen eigenen König in Zion zu be-rufen, um
die rebellischen Könige der Erde zu unterwerfen, und die-ser gesalbte Herrscher
ist sein Sohn. Während die aufrühreri-sche Welt sich gegen Jehova erhebt, blickt
Gott mit Wohlgefallen auf Seinen Sohn und sagt: "Du bist mein Sohn". Dieser wird
einst Gottes Ehre zurückfor-dern in der Regierung der Welt. Wir kom-men darauf
zur Bestimmung der Zeit: "Heute habe ich dich gezeugt". Das Wort wird Fleisch,
der Sohn kommt herab, von einer Jungfrau geboren, und am Kreuze, siegt Er über
alle Mächte Satans und der Menschen, darum wird er König der Könige
sein.
Drei Wunder des Sohnes
Gottes
Von den sieben Wundern, von denen das
Evangelium des Johannes berichtet sind drei besonders kennzeichnend, weil sie
die göttliche Macht des Sohnes Gottes gegenüber der Ohnmacht des natürlichen
Menschen zeigen. Im fünften Kapitel sehen wir den Kranken, der nicht imstande
ist, selbst von gewissen Mitteln Gebrauch zu ma-chen, die Gott zu seiner
Verfügung gestellt hatte, um gesund zu werden.
I. DER SOHN GOTTES HEILT DEN
KRANKEN
Jesus, der Sohn Gottes, der von dem Vater
gesand ist, ist die Antwort der Gnade auf das völlige Elend, in welches der
Mensch durch seine eigene Schuld gefallen ist. Die Evangeliumgeschichte versetzt
uns im Geiste nach dem Teich Bethesda, wo eine Menge Kranker, Blinder, Lah-mer,
Dürrer auf die Bewegung des Wassers durch einen Engel warteten, um dann einen
Versuch zu wagen, als erster in das Wasser zu steigen um geheilt zu werden.
Unter all diesen Kranken war einer, der in be-sonderer Weise den Menschen unter
dem Gesetz darstellt. Warum konnte er keinen Nutzen von dem Heilmittel erlangen?
Weil das Heilmittel von dem, der es ge-brauchen wollte, Kraft verlangte. Und das
war es was ihm fehlte. Er war kraftlos. Wir haben hier ein treffendes Bild von
dem Gesetz Mose das dem natürlichen Menschen sagt: "Tue dies, und du wirst
leben." Welches Gute kann ein Mensch tun, der unter die Sünde geknechtet ist?
Die Sünde hat ihm alle Fähigkeit, das Gute zu tun, genommen, trotz seiner besten
Vorsätze. So kann das Gesetz nie-manden vom ewigen Verderben retten. Die Kraft
des Sohnes Gottes ist nötig, um uns zu erhöhen. "Denn Christus ist, da wir noch
kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Göttlose gestorben." (Römer 5-6). Jesus
sagte zu dem Kranken: Stehe auf, nimm dein Bett auf und wandle! Und tatsächlich
wurde der Mann gesund, nahm sein Bett auf und wandelte! So ist Jesus
herabgekommen um selbst alles zu tun, was nötig ist, um Kraftlose und Verlorene
zu retten. Das Wort des Sohnes Gottes ist genügend, um die Kraft, die jedem
Sünder völlig fehlt, umsonst zu ver-leihen. Gott hat Seinen Sohn gegeben, und
jeder, der an Ihn glaubt, hat Teil an Seiner "Kraft eines unvergänglichen
Lebens." Nachdem Jesus den Kranken geheilt hatte, sagte Er: "Der Vater hat den
Sohn lieb und zeigt ihm alles was er selber tut; und er wird ihm größere Werke
als diese zeigen, auf daß ihr euch verwundert." Hier weist Er auf ein größeres
Werk hin als die Heilung vom Kranken, nämlich auf die Auferstehung der Toten.
Bald wird, durch die Auferweckung des Lazarus, einer der Toten auferweckt
werden.
II. DER SOHN GOTTES ZEIGT SICH DEN
BLINDGEBORENEN
Im neunten Kapitel finden wir das Licht,
das in die Welt gekom-men ist, aber der Mensch ist blind und kann keinen
Gebrauch da-von machen. Im elften Kapitel sehen wir das Leben in der Person
Jesu, aber der Mensch ist tot. In allen diesen Fällen ist es der Sohn Gottes,
der in Macht wirkt. Er gibt Kraft, Licht und Leben denen, die derselben mangeln,
und das ist mit jdem unbekehrten Sünder der Fall.
Nachdem der Blindgeborene, durch seine
Waschung in Siloam geheilt, sein Zeugnis für Christus als Prophet abgelegt
hatte, hatte Jesus ihn nicht aus dem Auge verloren, sondern wartete den
Augenblick ab, um sich ihm zu offenbaren als Der, dessen sein Herz bedurfte. Für
sein neues Leben hatte er einen neuen Gegen-stand der Liebe nötig, denn die
sichtbare Welt befriedigt die, die die Güte des Herrn geschmeckt haben, nicht
mehr. Der Herr will die Erkenntnis Seiner Person in den Jungbe-kehrten
vermehren. Er stellt sich ihm selbst vor als Sohn Gottes, als Gegenstand des
Glaubens, der die Welt überwindet. Alle, die von Christus zeugen, befinden sich
bald außerhalb des religiösen Lagers, und damit wir uns da doch glücklich
fühlen, offenbart sich Christus dem Herzen auf eine innigere Weise. Jesus hatte
das Herz des Blindge-borenen vorbereitet, um die große Offenbarung Seiner Person
zu emp-fan-gen. Auf der Frage: "Glaubst du an den Sohn Gottes?" antwortet er
sogleich. "Und wer ist es, Herr auf daß ich an ihn glaube?" So öff-net Jesus ihm
die geistlichen Augen "die Augen seines Herzens", damit er die Herrlichkeit des
Sohnes Gottes anschaue, und so wird der Herr der Gegenstand der Anbetung für
sein erneuertes Herz. Die Herrlichkeiten und Vollkommenheiten seiner göttlichen
Person erfüllen das Herz des Glaubigen, mit dem Ergebnis, daß alles, was von der
Welt und nicht von Christus ist, ausgeschlossen wird. Als Jesus zu dem
Blindgeborenen sagt: "Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es",
da erkennt er Ihn sogleich: "ich glaube Herr", und er betet Ihn an.
Der Herr, der das Licht der Welt ist, hat
die Pharisäer, die vorga-ben, sehend zu sein, auf die Probe gestellt. Als Sohn
Gottes in Kraft gab Er Gesicht denen, die nicht sahen und die erkannten, daß sie
blind waren. Die Antwort des Blindgeborenen ist charakteristisch für jemanden,
der göttliches Leben empfangen hat. Der Glaube erkennt von selbst, daß der Sohn
Gottes ein Recht auf unsere höchsten Beweise von Ehrfurcht hat. Ein Kind Gottes
ist notwendig ein Anbeter.
III. DER SOHN GOTTES ERWECKT LAZARUS
AUF
"Als aber Jesus es hörte, sprach er: Diese
Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, auf daß
der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde." (Joh. 11,4.) Der große Gegenstand
des elften Kapitels im Johannesevangelium ist Jesus, der Sohn Gottes, die
Auferstehung und das Leben, der die Macht hat, Toten das Leben
wie-derzugeben.
Man kann sich darüber verwundern, daß
Jesus, als er von der Krankheit seines Freundes Lazarus hörte, nicht sogleich
nach Bethanien gegangen ist, um ihn zu heilen. Aber die Gedanken des Herrn sind
nicht die unsri-gen. In den Umständen, welche die Fa-milie des Lazarus
durchlebte, war es nicht der Wille Gottes, das Sterben des lazarus zu
verhindern. Ein größeres Werk als eine Heilung müßte vollbracht werden, um die
Herrlichkeit Gottes durch die Auferweckung des Lazarus zu offenbaren und damit
der Sohn Gottes dadurch verherrlicht würde. In der Tat, welch eine Herrlichkeit
umstrahlt dort am Grabe den Sohn Gottes, der von den Menschen verachtet und
gehaßt war, als, auf Seinen Ruf hin, das Leben über den Tod triumphierte! Wie
konnte dieser seelenlose Leichnam, der teilweise schon in Verwesung übergegangen
war, wieder leben? Kann nun der Mensch wiederum leben, nachdem er zum Staube
zurückgekehrt ist? Er selbst, Gott, der Schöpfer, hat den Menschen auf die Erde
gesetzt um glücklich zu leben und zu wirken; aber nachdem die Sünde in die Welt
gekommen ist und durch die Sünde der Tod, sieht der Mensch sich schutzlos den
Schrecken des Todes ausgesetzt. In die Mitte dieses Zustanden ist Jesus, der
Sohn Gottes, herabgestiegen, um den Menschen aus der Macht des Todes zu erlösen.
Er ist selbst in den Tod gegangen, um dort als Siegerer zu erscheinen, damit
durch den Glauben alle die Seinen an diesem Siege teilnehmen sollen. Die
über-windende Macht des Lebens ist in Jesus, dem Sohne Gottes, in diese Welt
gekommen und hat den Tod besiegt, um jedem, der da glaubt, ewi-ges Leben zu
schenken.
Die Herrlichkeit des Sohnes Gottes war
verborgen
Die Knechtsgestalt, die der Herr Jesus
freiwillig angenomen hat, verbarg vor dem natürlichen Menschen die Herrlichkeit
des Soh-nes Gottes. Hinter dem Vorhang der Erniedrigung des Zimmer-mannssohnes
verbarg sich die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes Gottes. Der Glaube nam
diese Herrlichkeit wahr. Wie dick dieser Vorhang auch war, der Seine
Herrlichkeit bedeckte, so war für den Glauben Seine Gottheit doch stets
sichtbar. Als die Steuereinnehmer die Tempelsteuer, die Doppeldrach-me,
forderten, bezahlte der Herr dieselbe für sich und Petrus. Aber Er befahl einem
Fisch des Meeres, Ihm genau das Geldstück zu bringen, das Er nötig hatte, und
gab es dann den Steuereinnehmern (Matth. 17). Doch Er sagte zu Petrus, daß
eigentlich die Söhne von der bezahlung befreit waren. Er, der Sohn Gottes,
brauchte nicht für Gottes Tempel zu bezahlen. Aber Er läßt es zu, daß man Ihn zu
den gewöhnlichen Men-schen rechnet, und bezahlt die Steuer. Die "Knechtsgestalt"
unterwirft sich der menschlichen Obrigkeit, aber die "Gestalt Gottes", verdeckt
durch den Vorhang, offenbarte sich, als der Fisch des Meeres pünktlich der
Stimme seines allmächtigen Schöpfers gehorchte. Wieviele Male waren nicht auf
Seine unwi-derstehliche Stimme hin große Mengen von Fischen in die Netze seiner
Jünger gesammelt worden? War dies nicht die ganze Herrlichkeit des unsichtbaren
Gottes, der herabgekommen war in Gestalt des erniedrigten Nazareners? Und obwohl
Er Gott, der allein Unsterblichkeit hat, gleich war, schützte Er einige Male
Sein Le-ben. Als die Leute von Nazareth ihn von dem Rand des Berges
hinab-stürzen wollten, ging Jesus "durch ihre Mitte hindurchge-hend, hinweg",
denn die Stunde Seines Todes war noch nicht gekommen. (Luk. 4,30)
Die Erkenntnis des Sohnes
Gottes
Der Ausgangspunkt und Zweck alles
christlichen Lebens, das Ge-heimnis aller Kraft, allen Überwindens und
Ausharrens ist die Er-kenntnis des Sohnes Gottes. Das Maß unserer Geistlichkeit
steht genau im Verhältnis zu unserer persönlichen Erkenntnis des Herrn, die aus
unserer Ge-meinschaft mit Ihm entspringt. Wir sind für ewig errettet, seit
unsere Herzen sich für die Erkenntnis des Vaters und des Sohnes geöffnet ha-ben,
und seit dem bringt eine wachsende Erkenntnis auch eine wachsende Geistlichkeit
hervor. Der Herr gibt der Versammlung Hirten, Lehrer und jede geistliche Gabe,
um in uns die Einheit des Glaubens und die Erkenntnis des Sohnes Gottes zu
bewirken. Diese Erkenntnis ist das größte unsere Bedürfnisse. Alle Wege des
Herrn mit uns werden durch Sein Ver-langen bestimmt, uns eine weitere, tiefere
und persönlichere Er-kenntnis SEINER SELBST mitzuteilen.
Das Prinzip des ganzen Lebens des Herrn
Jesus in allen seinen Ein-zel-heiten war Seine Erkenntnis Gottes. Alle seine
Handlungen wur-den ge-leitet durch diese innere Erkenntnis des Charakters, der
Ge-danken und des Willens Seines Vaters. Es ist der vornehmste Gegenstand des
Werkes Gottes an und in uns in seinen Segnungen und Züchtigungen, uns die
Gedanken, den Charakter und die herrliche Person unseres Geliebten kundzumachen.
Das erklärt alle unsere Erfahrungen, unsere Versu-chungen und Leiden auf der
Erde. Die Erfahrungen in bedrückungen sind nötig für uns, um uns zur wahren
Erkenntnis des Herrn zu brin-gen! Wir denken machmal, zu Unrecht, daß es der
vornehmste Zweck des christli-chen Lebens sei, etwas für den Herrn zu tun.
Martha offen-barte diesen Gedanken. Aber der Herr wünscht zu allererst, daß wir
IHN kennen lernen. Maria, die zu den Füßen Jesu saß, erlangte diese Erkenntnis,
die sie fähig machte Ihn auf würdige Weise zu ehren, Ihm Abetung zu bringen. Es
ist möglich, große Schriftkenntnis zu haben und ein unermüdlicher Arbeiter zu
sein, und doch nur eine sehr beschränkte und unvollkommene Erkenntnis des Herrn
zu besitzen. Wie oft muß der Herr dann wohl unsere Tätigkeit unter-brechen,
damit wir dazu kom-men, Ihn selbst kennen zu lernen. Was allen Dingen Wert gibt,
ist nicht die Vielfältigkeit der Arbeit, die wir verrichten, noch das Maß der
Wahrheit, das wir besitzen, sondern einfach die Tatsache, daß wir den Herrn auf
praktische, persönliche Weise kennen. Diese Erkenntnis er-langen wir nur durch
Sein Wort und durch unseren persönlichen Erfah-rungen mit Ihm. Den Herrn auf
wirkliche Weise zu kennen, das bedeutet, standhaft zu bleiben, wenn andere
wanken, Ausharren zu zei-gen in Zeiten schwerer Prüfung. Die, welche den Herrn
kennen, strecken die Hand nicht aus, um etwas in eigener Kraft zu unter-nehmen,
noch fürchten sie sich, wenn für eine große Aufgabe menschliche Hilfe und Kraft
gebricht. Vertrauen auf IHN, wenn alles hienieden wankt, ist eine herrliche
frucht dieser Erkenntnis. Die Ihn kennen, besitzen eine friedsame Kraft, den
Abglanz eines reichen und tiefen Glaubenslebens. Der Apostel Paulus besaß
die-sen geist-lichen Reichtum und offenbart uns sein Geheimnis: "Ja, wahrlich
ich achte auch alles für Verlust wegen der Votrefflichkeit der Erkenntnis
Christi Jesu, meines Herrn." (Phil. 3.8) Die Vor-trefflichkeit der Erkenntnis
Christi Jesu, seines Herrn, hatte alles, was nicht Christus war, verdunkelt und
wertlos gemacht. Die Sterne verschwinden ebenso vor der Sonne wie die
Finsternis. So war es mit allen Dingen, als Jesus sein Alles wurde. Die ganze
E-nergie seines Herzens war auf einen Zweck gerichtet: IHN zu er-kennen,den
Herrn, Sein Alles, Ihn zu kennen in Seiner gegenwärtigen Stellung: Die Kraft
Seiner Auferstehung. Diese Stellung ist auch die unsrige, und wir genie-ßen sie
in dem Maße, wie wir uns mit Ihm einsmachen in Seiner Schmach, Seinen Leiden und
Seinem Tode. Paulus wünschte, daß die Philipper mehr "die Gesinnung Christi"
besitzen möchten. Diese Gesin-nung Christi, der Geist der Selbstaufopferung und
Erniedrigung, des Gehorsams und der Abhängigkeit, wird uns mehr leiten in dem
Maße, wie wir Ihn besser kennen lernen.
In dem ersten Briefe an Timotheus wird uns
Jesus Christus als Mittler zwischen Gott und Menschen vorgestellt, also in einer
Weise, die über die Verheißungen hinausgeht, die Israel gegeben waren denn der
Gegenstand des Briefes ist die Gnade eines Heiland-Gottes. Die Gnade erhebt sich
über alle nationalen Gedanken und über alle nur menschli-chen Gefühle. Die Gnade
will, daß wir an alle Menschen mit gleicher Liebe denken, denn Gott will, daß
alle gerettet werden und zur Erkennt-nis der Wahr-heit kommen. Jetzt ist die
angenehme Zeit, der Tag des Heils. Gott öffnet, durch das Blut des Christus, für
alle die Tür, Frieden verkündigend denen, die ferne sind. Aller Unterschied
zwischen Juden und Heiden ist ganz verschwunden. Da ist ein Gott und Mittler
zwischen Gott und Menschen: Der Mensch Christus Jesus. Das Juden-tum kannte die
erste Wahrheit: daß Gott einer ist. Aber das ist nicht genügend, um Menschen zu
erretten. Das Christen-tum offenbart uns den einen Mittler. Der sündige Mensch
ist selbst unfähig, zu Gott zu nahen. Es ist eine Mittelsperson nötig. Hiob
sagt: "Es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, daß er seine hand auf uns beide
legte." (Hiob 9-33) Aber er erfährt später von Elihu, daß es bei Gott einen
solchen Schiedsmann gibt:
"Wenn es nun für einen Gesandten gibt,
einen Ausleger, einen aus tausend, um dem Menschen seiner Geradheit kundzutun,
so wird er sich seiner erbarmen und sprechen: Erlöse ihn, daß er nicht in die
Grube hinabfahre; ich habe eine Sühnung für ihn gefunden." (Hiob 33,
23-24).
In Christus ist ein solcher Mittler
gekommen. Er hat die Sache der Sünder auf Sein Herz genommen und hat ein
Lösegeld für alle bezahlt. Er war der einzige, der den Anforderungen Gottes
ent-sprechen konnte, um uns mit Gott zu versöhnen, denn:
- Er ist Mensch geworden, um uns den Zugang
zu dem "Einigen Gott" zu verschaffen, und das ist die Mittlerschaft (1. Tim.
2-6).
- Er ist Mensch geworden um sich selbst zu
geben als Lösegeld für alle, und das ist die Versöhnung: "Gott war in Christo
die Welt mit sich selbst versöhnend" (2 kor. 5:19).
- Er hat Sein Leben gegeben als Lösegeld
für viele (Matth. 20,28), und das ist die Erlösung.
Alle können zu Gott kommen. Christus hat
ein völlig genügendes Lösegeld für alle bezahlt. Alle können auf Grund dieses
vollbrach-ten Werkes kommen. Was aber die Erlösung betrifft, so umfaßt sie nur
die vielen, die geglaubt haben. In diesem Falle wird das Lösegeld angesehen als
für jeden persönlich bezahlt. So genießt der Gläubige die Segnung sowohl der
Erlösung als auch der Versöh-nung. Aber es liegt noch mehr in der Mittlerschaft;
denn selbst dann, wenn der Sünder von seinen Sünden gewaschen ist, ist er als
ein Erlöster noch sehr träge, die Seg-nungen zu empfangen, die sein Vater für
ihn bereitet hat. Dann ist Er als Sachwalter tätig, nicht um Rechtfertigung zu
erwerben, sondern um einen schwachen und fehlbaren Gläubigen in dem Genuß seiner
himmlischen Stel-lung zu erhalten. Christus hat eine Güte, Liebe und Teilnahme
auf Erden geoffenbart, und nachdem Er jetzt im Himmel ist, hat Er sich nicht
verändert. Als Mensch in Herrlichkeit und göttlicher Voll-kommenheit, fährt Er
fort, sowohl als Hohenpriester wie auch als Sachwalter, mit Zärtlichkeit für die
Bedürfnisse der Erlösten zu sorgen. So ist das Gewissen gereinigt, aber auch das
Herz in blei-bender Ruhe und in Frieden durch alles, was unser Mittler auch
heute noch für uns ist.
Der Dienst der
Versöhnung
"Daher, wenn jemand in Christo ist, da ist
eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.
Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesum
Chris-tum und hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben: nämlich, daß Gott in
Christo war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht
zurechnend, und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. So sind wir nun
Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi
statt: Laßt euch versöhnen mit Gott." (2 Kor. 5, 17-20) Dieser Text betrifft den
Grundsatz der Mittlerschaft verbunden mit dem Dienst der Versöhnung. In dem
Mittler kam Gott zu den Menschen, rechnete ihnen aber ihre Sünden nicht zu; Er
wollte die Welt mit sich selbst versöhnen. Gott war in Christo. Er sagte zu
einer Sünderin: "So verurteile auch Ich dich nicht", und zu anderen, die zu Ihm
kamen: "Gehet hin in Frieden, eure Sünden sind euch vergeben. "So rechnete Gott
die Sünden nicht zu, aber Er war in Christus die Welt mit sich versöhnend und
verlieh auf Grund des Glaubens die Vergebung der Sünden.
"Denn da wir, da wir Feinde waren, mit
Gott versöhnt wurden durch den Tod Seines Sohnes, viele mehr werden wir, da wir
ver-söhnt sind, durch Sein Leben gerettet werden." (Römer 5)
"Den, der Sünde nicht kannte, hat Er für
uns zur Sünde gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm." (2. Kor.
5, 21)
Gott erklärt uns für gerecht, weil Er uns
ohne Sünde in Christo sieht. Aber auf Grund unseres Glaubens geht Er noch
weiter. Er führt uns in neue Verbindungen ein und vertraut uns einen
ehrenvollen Dienst an. Wir waren wie jemand, der seinen Herrn betrogen hat. Bei
der Abrechnung bezahlt der Herr alle seine Schulden, anstatt ihn vor Gericht zu
stellen. Er hätte dann sagen können: "Ich bezahle deine Schulden, aber ich will
fortan nichts mehr mit dir zu tun haben." Stattdessen rechtfertigt er ihn und
macht ihn zu seinem Teilhaber. Der frühere Schuldige hat fortan die gleichen
Interessen und arbeitet mit seinem alten Herrn zusammen auf Grund einer
Interessen-gemeinschaft. So empfangen wir durch das Werk Christi nicht allein
Vergebung, wer-den nicht nur gerechtfertigt und mit Gott versöhnt, sondern sind
fortan mit Ihm verbunden in Seinem Werk der Rettung und Versöhnung.
In Gottes Wort spielen verschiedene Hirten
eine bedeutende Rolle. Fern von dem Gewühl der Welt erfüllt der Hirte seine
geringe Auf-gabe. Aber er befindet sich inmitten einer eindrucksvollen Natur und
in einer Stille, in der das Ohr geschärft wird, um die Stimme Gottes zu hören.
In Ägypten, dem Bild der Welt, waren die Hirten verachtet. Aber Moses wurde
lieber Hirte als Höfling, um zuberei-tet zu werden zum Dienst seines Herrn. Und
er ist nicht das einzige Vorbild, denn Abel, Abraham, Isaak, David und Amos
waren Hirten, die die Stimme des Herrn ver-nommen haben und die in vielen Fällen
ein Vorbild von Christus ge-worden sind, der sich selbst einen Hirten
nannte.
David der Hirtenkönig
In David sehen wir den Charakter des
Christus, und zwar als Hirte wie auch als König. Als geringer Schafhirte wurde
er durch Sa-muel gefun-den und erwählt, um als König über Israel gesalbt zu
werden. Nach der Natur erschienen die älteren und stärkeren Brüder Davids viel
passen-der für diese Erwählung, aber Gott sieht das Herz an, und so fragt
Sa-muel, nachdem er sie alle gesehen hatte:
"Sind das die Jünglinge alle? Und er
sprach: Noch ist der Jüngste übrig, und siehe, er weidet das Kleinvieh. Und
Samuel sprach zu Isai: Sende hin und laß ihn holen; denn wir werden uns nicht zu
Tische setzen, bis er hierhergekommen ist." (1. Sam. 16-11)
Bevor David auf den Thron kommt, bleibt er
noch lange Zeit bei seiner Herde und macht dort Glaubenserfahrungen, die ihm
später zu dem großen Siege verhalfen. Er konnte von Goliath sagen: "Jehova, der
mich aus den Klauen des Löwen und aus den Klauen des Bären errettet hat, er wird
mich aus der hand dieses Philisters erretten." (1. Sam. 17-37)
Der Herr ist mein Hirte
"Jehova ist mein Hirte, mir wird nichts
mangeln. Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern. Er
erquickt meine Seele, er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines
namens willen. Auch wenn ich wanderte im Tale des Todes Schat-tens, fürchte ich
nichts übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten
mich. Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein
Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über." (Psalm 23, 1-5) Dort bei seiner
Herde hat er Gott als seinen Hirten kennen gelernt. Dort hat er gelernt zum Lobe
Dessen zu singen, der den Gläubigen zu Frieden und Sicher-heit führt. Ist nicht
der dreiundzwanzigste Psalm das Lieblingslied vieler geworden? Gottes
fortdauernde Sorge für Seine Geliebten ist das Thema dieses Lobliedes. Gottes
Auge wacht und Gottes Herz sorgt ohne Ermüden. "Mir wird nichts mangeln." Ein
treuer Gott voll Macht und Güte, der uns Seine Hilfe zusichert inmitten der so
veränderlichen Um-stände des Lebens. Gott selbst hat gelobt, für alles Sorge zu
tragen, und das erhebt den Gläubigen über die Um-stände.
Gott war nicht allein der Hirte Israels,
sondern er nannte auch die Knechte Hirten, welche Er rief, um Sein Volk zu
leiten. Alle geistli-che Führer in Israel haben auf traurige Weise gefehlt.
Hesekiel spricht nicht nur von ihrer Wertlosigkeit, sondern auch von Ihm, der
kommen soll, um der vollkommene Hirte Israels zu sein: Wehe den Hirten Israels,
die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Ihr esset das
Fett und kleidet euch mit der Wolle, das fette Vieh schlachtet ihr; die Herde
weidet ihr nicht. Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt und das Kranke nicht
geheilt und das Verwundete nicht verbunden, und das Versprengte führtet ihr
nicht zurück, und das Verlorene suchtet ihr nicht und mit Strenge habt ihr über
sie geherrscht und mit Härte. Und so wurden sie zerstreut, weil sie ohne Hirten
waren" (Hesekiel 34:2-6).
Aber Israel hat seinen Hirten und König,
den Sohn Davids, ver-worfen, und die Sammlung Israels ist hinausgeschoben worden
bis zum tausendjährigen Reich, nachdem die Herzen sich zu Ihm bekehrt haben
werden. Aber während jetzt also Israel für eine Zeit als Herde vom Schauplatz
verschwindet, beginnt Christus eine neue Herde zu sammeln aus den
Völkern.
Christus sucht die verlorene
Schafe
"Welcher Mensch unter euch, der hundert
Schafe hat und eines von ihnen verloren hat, läßt nicht die neunundneunzig in
der Wüste und geht dem verlorenen nach, bis er es findet. Und wenn er es
gefunden hat, so legt er es mit Freuden auf seine Schultern." (Lukas 15:4-5).
Jeder verlorene Sünder ist ein verirrtes Schaf, und Jesus ist unermüßlich
beschäftigt, des Verlorene zu suchen und zu erretten. "Wir alle gingen in der
Irre wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg; und Jehova hat ihn
treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit." (Jes. 53:6)
Das ist unser natürlicher Zustand, denn
Sünde ist die Tätigkeit des eige-nen Willens, und so gingen wir immer weiter von
Gott weg, sodaß Christus gekommen ist, uns zu suchen.
"Denn ihr ginget in der Irre wie Schafe,
aber ihr seid jetzt zurück-gekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen." (1.
Petr. 2:25) Dazu kam der Gute Hirte hernieder. Welch eine Freude für Sein Herz,
wenn ein verlorenes Schaf zu Ihm zurückfindet. "Und wenn er nach Hause kommt,
ruft er die Freunde und die Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: Freuet euch
mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war." (Lukas 15:6) Ein
Schaf hat wenig Orientierungssin und kann den Weg nach dem Stall nicht allein
zurückfinden. Ein Pferd fin-det seinen Stall, ein Hund seine Hütte und eine
Taube ihren Schlag, aber ein Schaf muß durch einen anderen gesucht werden. Und
so mußte Gott auch für jeden verlorenen Sünder handeln. Aber welche eine Ruhe
und Si-cherheit, wenn das Schaf einmal auf den Starken Schultern des Hirten
liegt! Selbst wenn ein Wolf käme, würde derselbe erst den Hirten töten müßen,
bevor er das Schaf zerreißen könnte.
Der gute Hirte
Die ganze Geschichte Israels war erfüllt
gewesen von Mietlingen, Die-ben und Mördern. "Wer aber durch die Tür eingeht,
ist Hirte der Schafe". Er hat allen Gedanken Gottes betreffs des Hirten
ent-sprochen: geboren in Bethlehem, aus der Jungfrau Maria als Sohn Davids. Und
nun führt Er Seine Schafe nicht in den jüdischen Schafhof, sondern Er führt sie
heraus, denn in diesem Volke ist vorläufig kein Heil mehr. Und nachdem Er sie
herausgeführt hat, sorgt Er für sie, leitet sie, gibt ihnen Speise und beschirmt
sie. In dem Schafhof, unter dem Gesetz Moses, gab es keine wahre Si-cherheit und
sicherlich keine Nahrung. Aber außer-halb, under der Gnade, ist Leben und
Überfluß. Das Christentum bietet grüne Auen und frische Wasser: Ströme des
Wassers des Lebens. Der Schafhof, das Ge-setz, war nützlich, solange der Hirte
nicht da war. Aber Sein Kommen brachte Leben, Freiheit und Überfluß. Durch
Seinen Tod am Kreuze hat Er alles vollbracht, was nötig war. Er ließ lieber Sein
Le-ben als daß Er die Seinen dem Wolf zur Beute gab. Er kennt Seine Schafe und
Seine Schafe kennen Ihn. Ein Band von Gemein-schaft und Vertrau-en ist
geschlungen, sie kennen den Vater und den Sohn und besitzen das ewige Leben. Und
nun sind die Schafe der Gegenstand der Sorge sowohl des Vaters als auch des
Sohnes. Und wer sollte sie aus der Hand des Vaters reißen können? Welch einen
unendlich guten und treuen Hirten haben wir in Christus!
Welch ein Gegenstand ewiger Anbetung ist
die Erniedrigung Christi für die Seinen! Er, dem die Engel dienten, ist
gekommen, um uns zu dienen; Er hat sich selbst erniedrigt und Knechtsgestalt
angenommen. Der Geist Christi in den Propheten hat gezeugt von den Leiden, die
auf Christum kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach. Jesaja spricht
mehrmals ausführlich über den Knecht des Herrn: "Siehe, mein Knecht, den ich
stütze, mein Auserwählter, an Welchem meine Seele Wohlge-fallen hat". (Jes.
42:1) Im neunundvierzigsten Kapitel gibt der Prophet viele Kenn-zeichen dieses
vollkommenen Dieners an und endet mit den Worten: "Ja, er spricht: Es ist zu
gering, daß du mein Knecht seiest, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die
Bewahrten von Israel zurückzubringen; ich habe dich auch zum Licht der Nationen
ge-setzt, um mein Heil zu sein bis an das Ende der Erde" (Jes. 49:6).
Einige Kapitel weiter zeugt der Geist
Christi von dem tiefsten Lei-den dieses Knechtes, von seinem sühnenden Tode am
Kreuze. Der Prophet fährt dann fort:
Gottes Sohn in
Knechtsgestalt
"Von der Mühsal seiner Seele wird er
Frucht sehen und sich sätti-gen. Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter
Knecht die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, und ihre Missetaten wird er auf sich
laden." (Jes. 53:11)
Die Evangelien beschreiben uns das Leben,
Leiden und Sterben des Knechtes Jehovas, aber in besonderer Weise hat uns Markus
seine Knechtsgestalt vor Augen gestellt. "Denn diese Gesinnung sei in euch, die
auch in Christo Jesu war, welcher, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für
einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte
und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist,
und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfun-den, sich selbst erniedrigte, indem
er gehor-sam ward bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze." (Phil.
2:5-8)
Gottes Sohn, von Ewigkeit her der
Mittelpunkt der Anbetung und des Dienstes der Engel, Er, der Gott gleich ist,
hat eine Zeit Seine himmlische Herrlichkeit abgelegt, um hier Mensch und Sklave
zu sein. Freiwillig hat er diesen Platz eingenommen bei Seiner Fleischwerdung.
In diesem freiwilligen Gehorsam liegt eine Beson-dere Herrlichkeit. Wenn ein
Kind minderjährig ist, unterscheidet es sich in nichts von einem Knecht, aber
ein erwachsener Sohn steht nicht mehr unter der Verpflichtung absolu-ten
Gehorsams gegen seine Eltern. Nur, über die natürliche Ordnung hinaus, die einen
erwachsenen Sohn von Dienstbarkeit freistellt, hat Gottes ewiger Sohn freiwillig
den Platz der Unterwerfung eingenom-men. Die ewige Sohnschaft Christi verleiht
daher Seinem Dienst auf Er-den eine besondere Herrlichkeit. Wie erhaben der
Dienst der Engel auch sein mag, so handelt es sich dabei doch nur um den
norma-len Gehorsam eines wahren Knechtes. Aber der Gehorsam Christi kam hervor
aus der freiwilligen Erniedrigung Dessen, der den auszeichnenden Namen "Sohn"
trug, und der, Gott gleich seiend, keinerlei Verpflichtung hatte, zu gehorchen.
Und dieser Gehorsam gegen den Vater wurde vollbracht nicht in einem Himmel ohne
Sünde, sondern in einer aufrührerischer, sündiger Welt.
Dienst und Abhängigkeit
"Ich suche nicht meinen Willen, sondern
den Willen dessen, der mich gesandt hat." (Joh. 5:30)
"Jesus aber hob die Augen empor und
sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Ich aber wußte, daß du
mich allezeit erhörst." (Joh. 11:41-42) "Vater, wenn du diesen Kelch von mir
wegnehmen willst - doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe." (Luk.
22:42)
Um das Werk, das Sein Vater Ihm zu tun
gegeben hatte, zu voll-bringen, hat Christus in Abhängigkeit gelebt. Allezeit
suchte Er in Seinen Gebeten den Willen Seines Vaters zu kennen. So gehen
Glaubensgehorsam und Abhängigkeit in Ihm zusammen, so wie sie in jedem Gläubigen
stets zusammengehen sollten. Wir sehen Ihn, der im Anfang sprach: "Es werde
Licht" und auf dessen Wort Erde und Himmel aus dem Nichts hervorgingen, in den
Tagen Seines Fleisches Gebet und Flehen Dem dar-bringen, der Ihn aus dem Tode zu
erretten vermochte. (Hebr. 5:7) Seine götliche Herrlichkeit ver-lieh Seinem
Glaubensleben seinen unaus-sprechlichen Wert. So hat er dem Gehorsam einen Glanz
verliehen, den kein Engel noch Mensch ihm jemals hätte geben können. Er war der
Anfänger und Vollender des Glaubens, der in allem Sein Vertrauen auf den Vater
setzte. "Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen" (Hebr. 2:13) Sieh da ein Wort,
in welchem das irdische Leben Jesu zusammengefaßt ist. Sein Glaube war reines
Gold; im Feuerofen erprobt, kam es heraus, wie es hineingegangen war, denn es
enthielt nicht die geringste Beimischung. Laßt uns unseren Blick auf Ihn
richten, und nach dem Maße des Glaubens den Willen des Vaters auf Erden
vollbringen, wie Er es getan hat.
Dienst und Ergebnisse
"Ich aber sprach: Umsonst habe ich mich
abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt; doch mein Recht ist
bei Jehova und mein Lohn bei meinem Gott." (Jes. 49:4) Diese Worte beziehen sich
auf Christus. Zunächst stellt der Prophet ganz Israel als Knecht Jehovas vor,
aber als es sich als untreu erweist, tritt der Messias an seine Stelle. Er war
der vollkommene Knecht. Scheinbar hat er ohne irgendwelchen Erfolg gearbeitet.
Er war ein mächtiger Lehrer, aber er begegnete nur Ablehnungen und
Entäuschungen. Auch erfuhr Er allen Schmerz, der einem menschlichen Herzen
begegnen kann, ohne daß jemand Sein Leid verstehen konnte. "Ich habe auf
Mitleiden gewartet, und da war keines, und auf Tröster, und ich habe keine
gefunden." (Ps. 69:21) Selbst Jo-hannes der Täufer hat einmal Sein Herz
beschwert, als er Ihn fragen ließ: Bist du der Kommende, oder sollen wir eines
anderen warten? (Lukas 7:20) In dem düsteren Gefängnis des Herodes war sein
Glaube wankend geworden. Aber obwohl die Fräge fur das Herz Jesu schmerz-lich
war, gibt Er eine Antwort voll Liebe, indem Er darauf hinweist, wieviele
mächtige Werke Er getan hat.
Christi irdisches Leben war gekennzeichnet
durch unermüdliche, un-aufhörliche Wirksamkeit. Wenn Er den ganzen Tag
gearbeitet hat, steigt Er des Nachts auf den Berg, um zu beten. Markus braucht
bei der Beschreibung Seines dienstes immer wieder das Wort "alsbald", welches
anzeigt, daß Jesus tatsächlich von einem Werk zum anderen schritt. Als er, nach
Markus 4:37 den ganzen Tag der Volksmenge das Evangelium verkündigt hatte, sagt
Er: "Laßt uns übersetzen an das jenseitige Ufer. Und als er die Volksmenge
entlassen hatte, nehmen sie ihn, wie er war, in dem Schiffe mit." Wie Er war...,
ermüdet, ohne Umkleiden, ohne Mahl-zeit .. Und dann schläft Er ein. Während der
Sturm sich erhebt und die Wellen das Schiff bedecken, schläft Er wie ein völlig
erschöpf-ter Mensch. So hat Er sich selbst nicht geschont, sondern Seine ganze
Kraft an Seinen Dienst gewandt. Laßt uns auf Seinen Eifer achten, "die gele-gene
Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse." (Ephes. 5:16)
In verschiedener Hinsicht müssen wir uns
den Dienst des Herrn zum Vorbild nehmen, aber einen Dienst hat Er vollbracht, in
welchem wir Ihm nicht folgen können. Das ist Sein sühnendes Sterben auf dem
Kreuz. (Phil. 2:7) In der oben angeführten Schriftstelle haben wir ein
Schatten-bild von Christus als Knecht. Der hebräische Knecht hatte das Recht,
seinen Herrn zu verlassen, nachdem er ihm die bestimmte Zeit gedient hatte, aber
wenn er Frau und Kinder hatte, konnte er dann die Gegen-stände seiner Liebe in
der Sklaverei lassen? Unmöglich. Sein Herz war mit dem Glück der Seinen
verbunden, und in seiner Liebe zu ihnen ging er entschlossen an den Ort, wo in
der Gegenwart der Richter sein Ohr durchbohrt wurde zum Zeichen seines ewigen
Dienstes. Welch eine wunderbare Liebe! Und welche Dankbarkeit in den Herzen von
Frau und Kindern, wenn sie das durchbohrte Ohr des Vaters sahen. So hat Jesus
die Versammlung geliebt und sich selbst für sie dahingegeben. Er hat Sein
Angesicht nach Jerusalem gerichtet, und als Petrus Ihn strafte, antwortete Er:
"Gehe hinter mich, Satan!" Was würde aus Seinen Geliebten geworden sein, wann Er
nicht an das Kreuz gegangen wäre? Welch eine unendli-che Liebe, die Jesus zu dem
Tod des Kreuzes führte!
Der gegenwärtige Dienst
Christi
Nachdem der Herr sich für uns in den Tod
gegeben hat, nachdem Er auferstanden ist und Seinen Platz verherrlicht zur
Rechten Got-tes dro-ben eingenommen hat, hat Er nicht aufgehört, uns zu dienen.
Es ist ein Dienst, in dem Er uns beruft, mit Ihm zusammenzuwirken. Durch Seinen
Dienst am Kreuze sind wir für ewig gerettet. Aber als Kinder Gottes haben wir
nötig, in seiner Gemeinschaft bewahrt zu bleiben. Und wenn ein Abweichen vom
Pfade der Gemeinschaft vorliegt, dann kön-nen Gottes Knechte den Dienst der
Fußwaschung an ihren Brüdern er-füllen. Im 13. Kapitel des Evangeliums nach
Johannes ist zuerst die Rede von der Wie-dergeburt: "Wer gebadet ist, hat nicht
nötig, sich zu waschen, aus-genommen die Füße, sondern ist ganz rein." Das Bad
der Wiedergeburt, das Ergebnis unserer Bekehrung, ist göttlich voll-kommen und
endgültig, aber die Waschung der praktischen Reini-gung bedarf einer
fortdauernden Anwendung. Das erste ist die Grundlage das ewi-gen Lebens, das
andere ist der Grund, auf dem die Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem
Sohne Jesus Christus bewahrt wird. Ohne diese tägliche Waschung der prakti-schen
Heiligung haben wir kein Teil mit Christus während das Bad der Wiedergeburt uns
unser Teil an Ihm sichert. Das Blut des Christus verleiht uns das eine, das
Wasser der Reinigung erhält uns in dem zweiten Vorrecht, aber sowohl das Blut
als auch das Wasser flossen aus einem gekreuzigten Christus. Er ist gestor-ben
um uns zu reinigen, und Er lebt, um unsere Reinheit zu bewahren. Das Wasser ist
auch das Sinnbild des Wortes Gottes. In den himmlischen Örtern, in welche Er
eingegangen ist, betet Er für uns, und hienieden wirkt Er in uns durch Sein Wort
und durch Seinen Geist. Er redet zu Gott für uns und spricht im Worte Gottes zu
uns, indem Er allen unse-ren geistlichen Bedürfnissen begegnet, um uns in der
Stellung zu erhal-ten, die Er uns durch Sein Versöh-nungswerk erworben hat. Und
nun erwartet Er von uns, daß wir einander die Füße waschen. Wie sehr ha-ben wir
diesen Dienst doch vernachlässigt! Ist die geistliche Schwachheit unseres
Zeugnisses nicht die Folge davon? Dieser Dienst erfordertkeine besondere Gabe,
sondern er setzt einfach voraus daß der Knecht nicht mehr sein will als sein
Herr "Laßt uns aufeinander achtha-ben zur Anreizung zur Liebe und zu guten
Werken." (Hebr. 10:24).
Christus hat sich selbst verleugnet. Er
war wie das Samenkorn, welches in die Erde fällt und stirbt, um Frucht zu
bringen. So ist aller wahre Dienst allen Gedanken und Wegen des Fleisches fremd.
Um auf geseg-nete Weise dienen zu können, müssen wir zunächst unsere Befreiung
verwirklichen. Christus hat hienieden keinerlei Lohn erlangt. Seine Person und
Seine Arbeit wurden für nichts geachtet. "Sie wo-gen meinen Lohn dar: dreissig
Silberlinge." (Sach. 11:12). Als Maria Seine Füße mit der kostbaren Salbe
salbte, nah-men die Jünger ihr dies sehr übel. Aber Er konnte sagen: "Doch mein
Recht ist bei Jehova und mein Lohn bei meinem Gott." (Jes. 49:4) Laßt uns, wie
Er es tat, auf ewigen Lohn rechnen und alle belohnung und Ehre hier verwerfen.
Der Tag wird kommen, da Christus uns in die Herrlichkeit einführen wird, die der
Vater Ihm droben gegeben hat.
Christi zukünftiger
Dienst
"Glückselig jene Knechte, die der Herr,
wenn er kommt, wachend fin-den wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich
umgürten und sie sich zu Tische legen lassen und wird hinzutreten und sie
bedie-nen." (Lukas 12:37)
Er hat uns in der Vergangenheit gedient,
Er dient uns in der Gegenwart, und Er wird uns in der Zukunft dienen. Man mag
sich vielleicht fragen, wie der Herr uns in dem zukünftigen Reiche die-nen wird.
Sein Werk am Kreuze und Sein heutiger Dienst für uns sind uns erklärlich durch
unse-re Bedürfnisse, aber wird es denn in der Herrlichkeit noch eine
Not-wendigkeit geben, uns zu dienen? Die angeführte Schriftstelle gibt uns eine
deutliche Antwort. Seine ewige Liebe findet ihr Wohlgefallen da-ran, uns immer
zu dienen sei es, daß sie uns aus der Tiefe des Elends und der Sünde zieht, sei
es, daß sie uns in die himmlische Herrlichkeit einführt. Und die-selbe Liebe
wird uns auch droben noch dienen. So wird in unseren Herzen ewig das Bewußtsein
der ewigen Liebe des vollkom-menen Knechtes lebendig bleiben. Möchten wir jetzt
schon Ihm Lob und Ehre bringen für die tiefe Erniedrigung, in welche Seine Liebe
Ihn herabsteigen ließ.
Das Johannesevangelium hat einen
besonderen Charakter. Obwohl es zu uns von den tiefsten und höchsten Gedanken
Gottes redet, rührt es doch das einfältigste Herz. Das kommt daher, daß es uns
Gottes Sohn bringt, die Offenbarung von Gottes ewiger Liebe, und das entspricht
dem Bedürfnis eines jeden Herzens, wenn es nicht völlig verhärtet ist. Es zeigt
uns den Sohn Gottes auf der Erde und den Sohn des Menschen im Himmel. In Ihm ist
das Licht und das ewige Leben erschienen.
Das Wort im Anfang
"Im Anfang war das Wort, und das Wart war
bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ward durch
dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, was geworden ist. In ihm war
Leben, und das Leben war das Licht der Men-schen." (Joh. 1:1-4) So stellt der
Evangelist von Anfang das göttli-che und ewige Dasein Jesu Christi, des Sohnes
Gottes, fest. Das erste Buch Mose beginnt mit der Schöpfung, aber Johannes
beginnt mit dem, was vor der Schöpfung war, mit Dem, der alles schuf. Es steht
nicht da: "Im Anfang schuf Gott", son-dern: "Im Anfang war das Wort". Alles ist
gegründet auf das ungeschaffene Dasein Des-sen, der alles er-schaffen hat. Bevor
das Schöpfungswerk begonnen wurde, war Er da, ohne Anfang. Das Wort "Im Anfang
war" schließt allen Anfang des Wortes selber aus. Die Ein-fachheit und
Deutlichkeit dieses Anfangs ist der Erhabenheit des Themas würdig. Wir finden
hier drei grundsätzliche Wahrheiten betreffs der Person des Herrn:
- Das Wort Gottes war Gott und war im
Anfang bei Gott.
- Das Wort Gottes wurde Fleisch und wohnte
unter den Men-schen.
- Das Wort war der eingeborene Sohn.
Die ersten achtzehn Verse sind eine Art
Vorwort, das der Heilige Geist dem geschichtlichen Teil des Evangeliums
vorangehen läßt. Der fünf-zehnte Vers steht eingeklammert. Er enthält das
Zeugnis Johannes des Täufers betreffs seiner eigenen Geringfügigkeit. Ein
solches Vorwort weist auf den übernatürlichen und himmlischen Charakter dieses
Evan-geliums hin. Mit treffenden Worten zerreißt Gottes Geist den Vorhang der
Vergangenheit und gewährt uns einen Blick in die Ewigkeit. Und da sehen wir,
durch das Licht des Geistes Gottes, das Wort, Gottes eingebo-renen Sohn,
strahlend in der Pracht Seiner göttlichen Herrlichkeit. Mit welchem Entzücken
schweift unser Geistesauge von allen Begrenzungen des Geschaffenen hinüber zu
dem Unbegrenzten und Ungeschaffenen, und wir beugen uns in Anbetung nieder vor
dem ewigen Wort, das im Anfang war. Das Wort war Schöpfer; nichts besteht, das
nicht durch Sein Zutun ins Dasein gerufen worden ist. Man wird be-merken, daß
das Wort der Gegenstand von 4 kurzen Sätzen in den Versen 1 und 2 ist, die
dasselbe nach vier Seiten hin gegen alle Angriffe sichern:
a) Im Anfang war das Wort,
b) Das Wort war bei Gott,
c) Und das Wort war Gott,
d) Dieses war im Anfang bei
Gott.
Es steht nicht da, daß Gott das Wort war,
sondern daß das Wort Gott war. In dem vierten Satz hat das Wort "Dieses"
direkten Be-zug auf das Wort. So ist diese göttliche Offenbarung nach vier
Seiten hin von einer Umzäunung umgeben.
Das Wort ward Fleisch
"Und das Wort ward Fleisch und wohnte
unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als
eines Eingebo-renen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit." (Joh. 1:14)" Was von
Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gese-hen, was wir
angeschaut und unsere Hände betastet haben, be-treffend das Wort des Lebens."
Nachdem er die ursprüngliche Herrlichkeit des Wortes in der vergangenen Ewigkeit
gezeigt hat, beschreibt der Apostel Seine Fleischwerdung. Das fleischgeworde-ne
Wort ist identisch mit dem Wort, das alle Dinge schuf. Und in dem
fleischgewordenen Wort schaut das Auge des Glaubens die Herrlichkeit des Sohnes,
"voller Gnade und Wahrheit, aus dessen Fülle wir empfangen, und zwar Gnade um
Gnade." (Joh. 1:18) Seine Person bleibt auch nach der Fleischwerdung
unverändert. Die gegenwärtige Zeit (von ewiger Unveränderlichkeit) wird hier
gebraucht bezüglich des Sohnes "der in des Vaters Schoß ist." (v. 18), in
derselben Weise wie in Römer 9:5 "welcher über allem ist, Gott, gepriesen in
Ewigkeit." Darum heißt es auch nicht: "Das Wort IST Gott". Obwohl auch dies wahr
ist, liegt doch in dem Aus-druck: "Das Wort WAR Gott" Die Versicherung, daß dies
so war vor Grundlegung der Welt. Dieses Wort hat die menschliche Natur
angenommen, um Mittler zu werden. Durch das menschliche Wort werden menschliche
Gedanken zum Ausdruck gebracht, und so ist das Wort Gottes der Aus-druck von
Gottes Geist, gekennzeichnet durch ewige Gedanken. Das Wort drückt diese
Gedanken oder Gottes Willen aus. Die Heilige Schrift wird auch Gottes Wort
genannt, z.b. in Hebr. 4:12. Aber obwohl das geschriebene Wort ebenso die
Gedanken Gottes mitteilt, besteht doch ein großer Un-terschied zwischen dem Wort
als Person und dem geschriebenen Wort. Das Wort als Person ist ewig, während das
geschriebene Wort unpersönlich ist und dadurch zustandekam, "daß heilige Männer
Gottes redeten, getrieben durch den Heiligen Geist." (2. Petr. 1:21) Das
Vermögen, den Gedanken Gottes Ausdruck zu ge-ben, besaß das Wort vor der
Grundlegung der Welt, aber durch Seine Fleischwerdung konnte es dieselben den
Menschen bekanntmachen. Vor der Erschaffung des Menschen sehen wir schon eine
gemeinsame Bera-tung zwischen den göttlichen Perso-nen, denn Gott (Elohim)
sprach: "Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleich-nis."
(1. Mose 1, 26)
Wir sehen da Gedanken und Pläne die durch
Gottes Wört ausge-drückt werden. Es gehört zum Vermögen des Wortes, allen
Gedanken, allem Wollen und allen Absichten, auch in vergange-nen Ewigkeiten,
Ausdruck zu geben.
"Und wohnte unter uns", oder, wie es
eigentlich heißt: "zeltete unter uns." Die Stiftshütte in der Wüste diente als
Wohnstätte Gottes und war ein Abbild des himmlischen Heiligtums, Gottes ewiger
Wohnung. Das Wort war unsichtbar und bewohnte ein unzugängliches Licht, bis es
in die Mitte der Menschen hernieder-stieg "Voller Gnade und Wahrheit". Das
fleischgewordene Wort war der Ausdruck von Gnade und Wahr-heit. Gnade ist Liebe,
die das Böse überwindet, und Wahrheit verbindet die Natur Gottes mit der
menschlichen, denn Christus war Mensch und Er war die gött-liche Wahrheit. Es
besteht ein Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken "das Wort" (Logos) und
"der Sohn". Das Wort redet von einem Gott, der Schöpfer und Gebieter ist, der
Sohn deutet uns Gott als den Vater an und redet von Liebe, Vertraulichkeit und
Zärtlichkeit. Schöpfer und Vater sehen wir in Ihm, der gesagt hat: "Ich fahre
auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott." (Joh.
20:17)
"Und wir haben seine Herrlichkeit
angeschaut, eine Herrlichkeit, als eines Eingeborenen vom Vater". So konnten die
Jünger sagen. Mit den Augen ihres Herzens hatten sie hinter dem Schleier der
Erniedrigung die Herrlichkeit des Sohnes Gottes entdeckt. Und so sprachen die
Apostel mit Bewunderung und Anbetung über ihren Herrn. Jetzt aber ist diese
Anbetung das Vorrecht aller Kinder Gottes geworden. Wenn wir an die Herrlichkeit
des Wortes gedenken, beugen sich unsere Herzen in Anbe-tung vor Gott selber
nieder.
Während des Alten Bundes wohnte Gott in
der Wolke der Herrlichkeit zwischen den Cherubim, und Seine Gegenwart war
unzugänglich. Aber nachdem nun Gott unter uns wohnte, wurde Seine Herrlichkeit
gesehen als solche von unendlicher Liebe und Wohlgefallen, wie ein Sohn sie im
Schoße des Vaters genießt. So war der Glanz des fleischgewordenen Wortes der
Glanz der Liebe des Vaters. Ist es erstaunlich, daß Johannes auch in seinem 1.
Briefe noch davon spricht?
Das Wort Gottes als
Richter
"Und er ist bekleidet mit einem in Blut
getauchten Gewande, und sein Name heißt: Das Wort Gottes." (Offenb. 19:13) Doch
nicht immer wird das Wort Gnade und Liebe offenbaren, denn der Tag bricht an, an
welchem Er kommen wird, um das Urteil über eine empörerische Welt auszuführen.
Bald wird Er in Herrlichkeit wiederkommen, und wenn wir dann mit Ihm geoffenbart
werden wird Er die große Kelter des Grimmes Gottes treten, und dann wird die
Welt Seinen Namen vernehmen, einen Namen, der von ewiger Herrlichkeit von
Grundle-gung der Welt an redet. Wenn Er also siegend Seine Herrschaft über die
Erde antreten wird, heißt Sein Name: "Das Wort Gottes". Er kommt als der
verherrlichte Mensch, auf Seinem Haupte viele Diademe tragend, aber Er besitzt
eine persönliche Herrlichkeit, die niemand ergründen kann, denn "er trägt einen
Namen geschrieben, den niemand kennt, als nur er selbst." (Offb. 20:12) Er ist
der Offenbarer; das Wort Gottes; das ist Sein ewiger Charakter, aber nun
offenbart Er diesen Charakter im Gericht. Früher wohnte das Wort unter uns
"voller Gnade und Wahr-heit" aber wenn Er in Macht wiederkommen wird, werden die
zarten Züge der Gnade und Wahrheit dem in Blut getauchten Gewande weichen, das
von Rache gegen Seine Feinde redet und von Gericht über alle, die Sein Wort
nicht im Glauben aufgenom-men haben. Die Men-schen sind verantwortlich nach dem
Maße der Offenbarung, die sie bezüglich des Charakters und des Rat-schlusses
Gottes empfangen haben. Das Wort hat auf eine so voll-kommene Weise Gottes Rat
und Willen kundgemacht, daß niemand sich entschuldigen kann, indem er sich auf
Unwissenheit beruft. Das Wort Gottes wird ein Unwiderrufliches Urteil sprechen
und ein endgültiges Gericht zur Ausführung bringen.
"Gott ist Licht" und "Gott ist Liebe". Man
kann sagen, daß Gott gerecht ist, aber die Schrift sagt nicht, daß Gott
Gerechtigkeit ist. Gott ist heilig, aber es steht nicht geschrieben, daß Gott
Heiligkeit ist. Gerechtigkeit, Heiligkeit, Allgegenwart und Allwissenheit sind
Eigenschaften Gottes, während "Licht" und "Liebe" ausdrücken, was Sein Wesen
ist."Licht" ist einer der Namen Seines inneren Wesens.
Gott ist Licht
"Der allein Unsterblichkeit hat, der ein
unzugängliches Licht be-wohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch sehen
kann, welchem Ehre und Herrlichkeit sei und ewige Macht! Amen." (1. Tim. 6:16)
"Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört ha-ben und euch verkündigen:
daß Gott Licht ist und gar keine Fin-sternis in ihm ist." (1. Joh. 1:5) Das
Licht, von welchem die Rede ist, wenn Gott "Licht" genannt wird, ist geistlich
und beschreibt den sittlichen Charakter Gottes, Seine vollkom-mene Reinheit,
Heiligkeit und Gerechtigkeit. Der Apostel Johannes bringt die Bot-schaft, daß
Gott "Licht" ist. Im Evangelium steht die Liebe Gottes im Vordergrund, weil es
sich an verlorene Sünder richtet, aber in den Briefen sehen wir Gott zuerst als
"Licht" und dann als "Liebe", weil die Briefe an Kinder Gottes gerichtet sind,
die vor allem zu einem heili-gen Wandel, zu einem "Wandel im Lichte", ermahnt
werden müsen.
In den vergangenen Zeiten, als Gott sich
auf Sinai offenbarte, war Er von Wolken und dichter Finsternis umgeben. Das
göttliche Licht war für den sündigen Menschen unzugänglich. Es bedrohte alle mit
dem Tode, die gewagt hätten, Gott zu nahen. Aber das Neue Testament verkündet
uns Gottes Gnade, und auf diesem Grunde wird Gott als Licht vorgestellt und die
Gläubigen werden zur Ge-meinschaft mit der vollkommenen Heiligkeit Gottes
gerufen. Mit der Gnade kommt auch die Botschaft von der vollkommenen Heiligkeit
Gottes, von Seiner Heiligkeit gegenüber der Sünde.
Es ist für viele Menschen nicht so schwer,
von einem Gott zu spre-chen, der Liebe ist. Aber das menschliche Herz ist
arglistig, und damit Gottes Liebe nicht als Entschuldigung für die Sünde
ge-braucht wird, bezeugt der Apostel, daß Gott Licht ist, ein brennen-der Name,
der auf die abso-lute Reinheit der natur Gottes hinweist. In Wirklichkeit
schließt der Name "Liebe" auch das "Licht" ein, denn wahre Liebe kann Sünde
weder ertragen noch entschuldigen. So werden Gottes Kinder betrachtet als
solche, die im Lichte wan-deln, in Gemeinschaft mit einem heiligen und
fleckenlosen Gott.
Jesus Christus offenbart das
Licht
"Im Sohne, ...welcher der Abglanz seiner
Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens seiend..." (Hebr. 1,2,3). "In Ihm war
Le-ben, und das Le-ben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der
Finster-nis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt." (Joh. 1,4,5) In Christus
ist Gott als Licht in eine finstere Welt gekommen. In Ihm wohnte vollkom-mene
Reinheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit. In Ihm war das Licht nicht mehr
unzugänglich und gefahrbringend für den Sünder, sondern zugänglich für den
Glauben. Das Licht war nicht mehr todbringend, sondern es brachte im Gegenteil
ewiges Leben. Dieses Leben ist "das Licht der Menschen"... Es war kein Licht für
die Engel, obwohl Gott Licht für alle ist. Aber wenn das Licht in Christus zu
den Menschen kommt, paßt es sich nicht den Engeln, sondern den Menschen an:
"Meine Wonne war bei den Menschenkindern." (Sprüche 8:31)
Das Licht ergründet die
Herzen
"Dies aber ist das Gericht, daß das Licht
in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als
das Licht, denn ihre Werke waren böse." (Joh. 3, 19) In den natürlichen Dingen
schließt das Licht die Finsternis aus, aber in der sittlichen Welt kann das
Licht gegenwärtig sein, ohne die Finsternis zu durchdringen.
Es gibt Menschen, die nichts von seinen
Strahlen bemerkt haben. In dem menschlichen Herzen ist weder Erkenntnis Gottes,
noch Erkenntnis des sündigen Zustandes, in welchem wir uns befinden. Der Mensch
ver-gleicht sich mit anderen Sündern und liebt es nicht, sich mit einem heiligen
Gott zu vergleichen. Der Mensch widersetzt sich den Lichtstrahlen, die sein Herz
durchdringen und da das Böse bloßlegen wollen. In Christus stellt Gott den
Abglanz Seiner Herrlichkeit der Welt dar, aber solche, die den Sündenschlaf
lieben, wollen nicht durch das Licht geweckt wer-den. Sie wollen nicht mit dem
Bösen und mit der Sünde brechen.
Aber doch gibt es einige, die das licht
empfangen. Das sind die welche ein Verlangen nach Gerechtigkeit und Wahrheit
empfan-den, als sie noch in der Welt lebten.
Das einfältige Auge
Der Herr war, als Er in die Welt kam, wie
eine Lampe; Gott hatte Ihn hier hingesetzt und Ihn auf eine solche Weise
dargestellt, daß alle Sein Licht leuchten sehen konnten. Aber obwohl das
strahlende Licht seine Wirkung ausübte, war doch, um es sehen zu können, ein
einfältiges Auge nötig, das Auge des Glaubens, ein Auge, das in aller Einfalt
auf Jesum gerichtet ist und sich nicht durch Vernunftschlüsse ablenken läßt. Das
einfältige Auge sieht nur Jesum wie die Schrift Ihn uns zeigt. Nach-dem der Herr
von sich selbst als von einer Lampe gesprochen hat, die das Haus er-leuchtet,
redet Er dann von denen, die von dem Lichte beleuchtet werden. Wenn das Auge
böse ist, kann man Christus nicht emp-fangen. Die Seele bleibt ganz in
Finsternis. Die aber, welche das Licht empfangen, werden selbst Licht. "Ihr seid
das Licht der Welt." (Matth. 5,14) Damit das Licht sich aber heller und
deutli-cher offenba-ren kann, muß es zunächst das Wesen des Gläubigen tief
durchdringen. Wenn diese innere Wirkung ausbleibt, was bei vielen bekennenden
Christen der Fall ist, mögen wohl einige äußere Kennzeichen wahrzu-nehmen sein,
aber ohne wahren Glauben und ohne neues Leben. Dann aber umfängt eine solche
Seele bald wieder Finsternis und sie endet in bleibender, ewiger Nacht. Darum
gibt der Herr die Warnung: "Sieh nun zu, daß das Licht, das in dir ist, nicht
Finsternis ist." (v. 35) Die Welt hat das Licht, als es in seiner ganzen
Schönheit in dem volkommenen Men-schen Christus erschien, verworfen. Doch
inmitten dieser in Finsternis gehüllten Welt haben die Kinder Gottes die Aufgabe
und das Vorrecht, Gottes Licht zu offenbaren. Um immer ein wahres Licht zu sein,
müssen wir unser Auge stets einfältig auf den Herrn gerichtet halten. Er selbst
beschreibt diesen geistlichen Zustand mit den Worten: "Wenn nun dein ganzer Leib
Licht ist und keinen finsteren Teil hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn
die Lampe mit ihren Strahle dich erleuchtet." (v. 36) Aber als Christus, das
Licht der Welt, gekommen ist, hat Er das Licht des Gesetzes ver-dunkelt, sodaß
die, welche sich an das Gesetz klammerten, in Fin-sternis gerieten. Das
Evangelium wurde ihnen ein Geruch des Todes zum Tode. Er, der nach der
Weissagung Simeons ein Licht zur Offenbarung der Nationen werden sollte, sollte
auch 'für viele in Israel ein Stein des Anstoßes werden und zu einem Zeichen,
dem widerspro-chen würde." (Luk. 2:32-34) Das Licht des Gesetzes diente nur
dazu, die Pharisäer hochmütig zu machen, so daß sie Christus verwarfen, und
diese Verwerfung Christi würde sie in tiefe, ewige Finsternis stürzen. Um das
Licht von Christus zu emp-fangen, muß man seinen Sündenzu-stand anerkennen und
sich als blind und ohne Licht achten. Solchen öffnet Christus "die Augen des
Herzens", um Ihn zu erkennen und Seine strahlende Schönheit zu sehen. Die aber,
welche weise sind in ihren Augen, werden in bleibende Unkenntnis gestoßen. Jesus
spricht hier nicht von der Ausübung des Gerichts. Er sagt im Gegenteil, daß Er
nicht gekom-men ist, um zu richten (Joh. 3:17. Aber Sein Kommen offenbart die
Verblendung des menschlichen Herzens, das sich weigert, sehend zu werden, indem
es behauptet, sehend zu sein.
Während der drei Stunden der tiefen
Finsternis, die die Erde be-deckte, als Christus auf dem Kreuze unsere Sünden
trug, hat das Licht einen ewigen Sieg über die Macht der Finsternis
davongetra-gen. In diesem Kampfe, und selbst in dem scheinbaren Sieg der
Finsternis, ist Satans Macht verschlungen worden. Das Kreuz ist der Mittelpunkt
der Geschichte des ganzen Weltalls. Bevor der Herr Jesus überliefert wurde,
sprach Er mit Seinem Vater über die Herrlichkeit, die Er nach diesem Siege von
Ihm empfangen sollte. Sowohl hinter Ihm als vor Ihm war Herrlichkeit und Licht,
die Finsternis dieser Stunde aber war eine vorübergehende. Und selbst in der
finsteren Stunde auf dem Kreuze strahlte Er Licht in die Seele eines bekehrten
Übeltäters und auf einen Hauptmann sowie auf viele andere, die sein wunderbares
Sterben an-schauten. Aber nach einigen Tagen erscheint das Licht wieder in all
seinem Glanz. Engel in schneeweißen Kleidern verkündigen, daß das Licht auf-ging
aus der Finsternis von Tod und Grab. Noch später er-scheint Er Saulus auf dem
Wege nach Damaskus als ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf. (Apg. 26:13)
Und auf der Insel Patmos er-scheint Er Johannes, und Sein Angesicht war, wie die
Sonne leuchtet in ihrer Kraft. (Offb. 1:16) Sowohl der Verfolger Saulus als auch
der geliebte Jünger fallen zur Erde, geblendet von den Strahlen des ewigen
Lichtes. Solch ein Licht ist Jesus. Ein solches Licht strahlt von dem Kreuze.
Ein solches Licht ist jetzt die Frohe Botschaft. Für Ihn war die tiefe
Finsternis von Kreuz und Grab, für uns ist es das ewige Licht der Erlösung und
des Friedens.
Ihr seid das Licht der
Welt
Diese Worte des Herrn Jesus sind an die
Jünger gerichtet, den Jüdischen Überrest während Seines Weilens hienieden. Sie
bildeten in dieser Zeit mit Ihm das Zeugnis Gottes auf Erden. Gott offenbart
sich nicht nur in der Schöpfung und durch Sein Wort, sondern Er hat sich zu
allen Zeiten Zeugen erwählt, um der Welt Christus zu bringen. Abel, Henoch, Noah
und Abraham waren Zeugen auf der Erde. Durch ihren Glauben haben sie als Lichter
an einem dunklen Orte geschienen. Das ganze Volk Israel war berufen, in der
Mitte der Völker ein Zeugnis Gottes zu sein. "Unsere Väter hatten die Hütte des
Zeugnisses in der Wüste", sagt Stephanus (Apg. 7:44). Jede Einzelheit in der
Stiftshütte legte Zeugnis von Christus ab. Im Allerheiligsten war die Lade des
Zeugnisses und vor dem Vorhang stand der goldene Leuchter mit seinen sieben
Lampen. (2. Mose 25, 31-37)
Und stelle den Tisch außerhalb des
Vorhangs, und den Leuchter dem Tische gegenüber an die Seite der Wohnung, gegen
Süden; und den Tisch sollst du an die Nordseite setzen. (2. Mose 26:35) Der
Leuchter war bestimmt, das Heiligtum zu erleuchten. Ebenso wie jeder andere
Gegenstand in der Stifshütte oder dem Tempel, stellte er eine der Herrlichkeiten
des Christus dar. Da der Leuchter Christus darstellte, so war sein Licht das
Zeugnis von Christus. Aber der Leuchter und sein Licht sind nicht nur Vorbilder,
die auf Christum Bezug haben. In der Offenbarung sind die sieben golden-en
Leuchter die sieben Versammlun-gen (Offb. 1:20). Wenn von dem Licht die Rede
ist, sagt der Herr nicht nur: "Ich bin das Licht der Welt", (Joh. 9:5) sondern
Er sagt auch zu den Seinen: "Ihr seid das Licht der Welt". (Matth. 5:14) Sie
waren das Zeugnis von Christus in der Welt.
Die zehn Jungfrauen im Gleichnis hatten
eine jede ihre Lampe. Die ganze Christenheit ist verantwortlich, ein Zeugnis von
Christus abzulegen. Aber die Lampe braucht Öl, um genährt zu werden. Fünf der
Jungfrauen hatten Öl in ihren Gefäßen. Jedes Zeugnis braucht, wenn es mit Kraft
abgelegt werden soll, den heiligen Geist, denn das Öl ist ein Bild des heiligen
Geistes.
Der goldene Leuchter im Tempel ist also
ein Sinnbild von Christus, dem treuen Zeugen, der einerseits allein fähig ist,
das volle Licht außustrah-len, und der andererseits durch Zeugen, die Er dazu
aus-erwählt hat, ein Zeugnis auf der Erde unterhält. In der jetzigen Zeit ist es
die Versamm-lung, die das Licht des Zeugnisses trägt, aber in der Zukunft wird
der Überrest aus Israel das Zeugnis wieder aufnehmen. Von dieser zukünf-tigen
Zeit des Segens und der Herrlichkeit, die sich durch das wieder-hergestellte
Israel über die Erde verbreiten werden, redet der Prophet Sacharja. Die sieben
Versammlungen in Asien, die die Geschichte der verantwortlichen Christenheit
darstellen, sind sieben Leuchter. Als Ephesus seine erste Liebe verlassen hat,
hat es auch das Vorrecht verlo-ren, Zeuge von Christus zu sein, denn das Licht
und die Liebe sind un-trenn-bar. Der Herr, der in der Mitte der sieben goldenen
Leuchter wan-delt, sagt zu ihr: "Ich werde deinen Leuchter aus seiner Stelle
wegrücken." (Offb. 2:5) Der Leuchter der Versammlung, als verantwortlicher Leib,
soll von seiner Stelle weggerückt werden. Das Zeugnis wird in der Zukunft
anderen anvertraut werden. Bevor es in all seiner Klarheit in Israel scheinen
wird, wird das Zeugnis in die Hände von zwei jüdischen Zeugen gelegt, von denen
geschrieben steht: "Diese sind die zwei Ölbäume, die vor dem Herrn der Erde
stehen." (Offb. 11:4)
Während der großen Drangsal wird es
anstatt der sieben Leuchter nur zwei Leuchter geben. Ihr Licht wird den
schwachen jüdischen Überrest, der, bevor das Reich des Christus kommt, in
Jerusalem gefunden wird, unterstützen. Aber während des tausendjährigen Reiches,
dem herrli-chen Reiche des Christus, wird das Zeugnis vollständig sein. Es wird
aufs Neue sieben Leuchter geben und die Person des Herrn Jesus wird den
Mittelpunkt davon bilden. "Ich habe dich auch zum Licht der Na-tionen gesetzt."
(Jes. 49:6) Sein Volk wird mit Ihm verbunden sein. Das Öl, das dann den Leuchter
speisen wird, wird durch die zwei Söhne des Öls, das Priestertum und das
Königtum, geliefert. Beide werden in der zukünftigen Zeit der Herrlichkeit in
Christus vereinigt sein.
Das Licht der heiligen
Stadt
"Und Nacht wird nicht mehr sein und kein
Bedürfnis nach einer Lampe und dem Lichte der Sonne; denn der Herr, Gott, wird
über ihnen leuch-ten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewig-keit."
(Offb. 22:5) Wir wandeln in dem Lichte und wir gehen dem stets heller
strahlenden Lichte entgegen, denn in der himmlischen Stadt werden wir Ihn selbst
sehen, der das Licht ist.
Und weil der Herr sagt: "Ich komme bald",
ermahnt uns der Apostel: "Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Licht anziehen.
Leßt uns anständig wandeln wie am Tage." (Römer 13:12-13) Die Morgen-röte einer
neuen Welt leuchtet schon am Horizont für die, welche die Stadt erwarten, welche
Grundlagen hat. Die Herrlichkeit Gottes wird die ewige Stadt erleuchten mit
einem Licht, das von dem Lamme Gottes ausstrahlt. "Die Herrlichkeit Gottes hat
sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm." (Offb. 21:23) Und nicht nur wird
das Licht des Lammes die Stadt erleuchten, sondern das Licht der Stadt wird zu
den En-den der Erde ausstrahlen und die Völker erleuchten, und so wer-den die
Völker der Erde geleitet und regiert werden von einer Hauptstadt, in welcher das
Licht Gottes und des Lammes in all seiner Herrlichkeit erstrahlt. Sonne und Mond
werden ihre Aufga-be beendet haben, und das ist durchaus kein Verlust, denn
sowohl für die Stadt als für die Erde wird das Licht des Mondes sein wie das
Licht der Sonne, und das Licht der Sonne wird siebenfältig sein, wie das Licht
von sieben Tagen. (Jes. 30:26) Aber diese Lichter selbst werden nicht mehr
unentbehrlich sein: Alles Licht strahlt aus von dem Lamme!
Johannes der Täufer hatte gesagt: "Siehe,
das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt." So konnte der Apostel
sagen: "Was wir mit unseren Augen gesehen haben." Er, dessen Haupt an der Brust
Jesu ge-legen hatte, konnte auf die lebendigste Weise über Ihn schreiben. Er war
nicht nur der erste, der Ihn gekannt hatte, sondern auch der letzte, der seine
Briefe dem Kanon der Schriften hinzufügen sollte. Er schreibt mit Worten von
tiefen Ernst von Ihm, der Liebe, Gnade und Wahrheit offen-barte. In der
Einleitung finden wir sowohl die Bezeichnung "Leben" als auch "das ewige Leben".
Diese Bezeichnungen sind sinnverwandt. Die-selbe Person wird im ersten Verse
"das Wort des Lebens" und im zweiten "das Leben" und "das ewige Leben" genannt.
Und dieses ewige Leben war bei dem Vater, befor es hier geoofenbart wurde. "Und
wir bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war und
uns geoffenbart worden ist." Durch das Zeugnis der Apostel kann dieses ewige
leben dem Gläu-bigen mitgeteilt werden. Ihn zu kennen heißt, ewiges Leben zu
haben. Er war das ewige Leben vor Grundlegung der Welt und ebenso, als Er von
einem Weibe geboren wurde zur Erlösung und Segnung der Menschen. Die Offenbarung
des ewigen Lebens fand nur in dieser Welt statt; der Himmel war nicht die Stätte
der Of-fenbarung. Diese Offenbarung begann, als Maria ihr Kind gebar und es in
die Krippe legte.
Wer glaubt hat ewiges
Leben
Ihr müsset von neuem geboren werden. "Denn
also hat Gott die Welt gebliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß
jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." (Joh.
3:16) Es ist ein herrliches Vorrecht, daß Gottes Kinder keinen einzigen Zweifel
betreffs ihres ewigen Lebens zu haben brauchen. Durch den Glauben besitzen wir
nicht nur die Hoff-nung, sondern die Gewißheit des ewigen Lebens. Der Grund,
warum Johannes seinen ersten Brief schrieb, war, uns in dieser Gewißheit zu
befestigen. Das Leben ist in dem Sohne, und wenn wir Ihn haben, ist das ewige
Leben nicht eine Hoffnung, sondern ein sicherer Besitz, der nicht von unserem
Verhalten abhängt. Auch ist das Leben außerhalb des Bereichs Satans und der
Welt. Niemand kann es uns entreißen.
"Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie
gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Handreißen."
(Joh. 10:28) Unwissenheit und Zweifel betreffs des Lebens ist ein großer Verlust
für die Seele. Jemand, der nur hofft, daß Gott ihm beim Endgericht das ewige
Leben schenken wird, kann nie den Frieden des Herzens, nie Freude und Festigkeit
in seinen wandel offenba-ren. Ein gesegnetes christliches Leben kann nur
gegründet sein auf die Gewißheit, daß wir durch den Glauben das ewige Leben als
einen unveränderlichen Besitz empfangen haben, ein Leben, das mit dem Christus
in Gott verborgen ist. Diese Gewißheit wird aber nur von denen genossen, die in
der Ge-meinschaft mit dem Vater und dem Sohne bleiben und darum untereinander
verharren, in allem, was den vertrauten Umgang mit dem Vater und dem Sohn
unterhalten kann. Es gibt Christen, die das ewige Leben besitzen, aber durch
einen nachlässigen Wandel und das Ver-säumen der Gemeinschaft den Genuß, das
Bewußtsein und die Gewiß-heit des ewigen Lebens verlieren. Wir müssen im Gebet,
im Lesen der Schrift und in der Gemeinschaft untereinander verharren in allem
was den vertrauten Umgang mit dem Vater fördert.
Keine Nahrung ist so nötig und so
allgemein wie das Brot; keine See-lenspeise ist so unentbehrlich wie Christus.
Die Menschheit hat Hunger der Seele, und Christus kommt ihr entgegen, um alle
ihre Bedürfnisse zu stillen. Wenn man aber von einer Speise Nutzen haben will
muß men sie essen und genießen. Mit der größten wis-senschaftlichen Erkenntnis
über die Zusammensetzung des Brotes kann jemand von Hunger sterben, wenn er kein
Brot ißt. Ein ver-standesmässiges Erkennen der christlichen Lehren verleiht kein
Leben, sondern der Glaube empfängt Christus per-sönlich und nährt sich von Ihm.
Wer essen will, muß zuerst erkennen, daß er Hunger hat. Im sechtsten Kapitel des
Johannesevangeliums sehen wir Jesus eine große Volksmenge sättigen dadurch, daß
er einige wenige Brote segnete. Dieses Wunder nimmt der Herr als Aus-gangspunkt,
um sie auf geistlichen Hunger hinzuweisen. Die Be-gierde des natürlichen Herzens
ist unersättlich. Satan und die Welt bieten alles auf, um die natürlichen
Begierden zu reizen, aber sie lassen in der menschlichen Seele eine peinliche
Leere zurück. Wenn nun Jesus in ein Leben hinein-kommt, senken sich Ruhe und
Befriedigung in das Herz, und in dem Maße, wie man sich von Ihm nährt,
verschwinden die fleischlichen Be-gierden. Christus will in Seiner Unterweisung
die Juden von ihren Be-gierden nach irdischen Dingen zu geistlichem Verlangen
bringen, aber die Mehrzahl der Juden will von dieser Belehrung nichts wissen.
Sie erinnern an Moses, der vierzig Jahre das Manna aus dem Himmel regnen ließ,
und können sich keine bessere Segnung vorstellen. Der Nachdruck den der Herr auf
die Notwendigkeit des wahren geistlichen Brotes legt, das aus dem Himmel
herniederkommt, hat nur das Ergebnis, daß viele Ihm den Rücken
kehren.
Das Empfangen des Fleischgewordenen
Wortes
"Ich bin das lebendige Brot, das aus dem
Himmel herniederge-kommen ist; wenn jemand von diesem Brote ißt, so wird er
leben in Ewigkeit." (Joh. 6:51) Die erste Wahrheit, die durch den Glauben
aufgenommen werden muß, ist die Wahrheit von der Fleischwer-dung des Sohnes
Got-tes. Christus wurde in Bethlehem geboren. Bethlehem bedeutet "Brothaus." Von
diesem Mittelpunkt aus sollte der Hunger der Menschheit gestillt werden. Welch
eine unaus-sprechlich herrliche Be-gebenheit war seine Geburt aus der Jung-frau
Maria! Gott geoffenbart im Fleische! Aber die göttliche Herrlichkeit war
verborgen, und es erfor-derte Glauben, um diese Herrlichkeit hinter einer so
tiefen Erniedrigung erstrahlen zu se-hen. Das ewige Leben war da in einem
hilflosen Kinde, das in Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt wurde. Aus
uner-gründlichen Liebe wurde Er ein wenig unter die Engel erniedrigt, nahm Teil
an Fleisch und Blut, um dieses Leben zu geben für das Leben der Welt. Bei der
Wiedergeburt sieht der Glaube die wun-derbare Bedeutung von der Fleischwerdung
Christi, und diese Heilstatsache bleibt ewig der Gegenstand unserer
Anbetung.
Das Aufnehmen des gekreuzigten
Christus
"Das Brot aber, das ich geben werde, ist
mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt." (Joh. 6:51) Der
Herr geht hier einen Schritt weiter und weist auf die Notwendigkeit Seines
sühnenden Ster-bens hin. Es ist nicht genügend, mit Bewunderung das irdische
Leben des Herrn zu betrachten. Man muß Ihn essen, und man kann kein le-bendes
Wesen essen als nach seinem Tode. Christus hat sich der Gericht Gottes über die
Sünde unterworfen. Er gab Sein Leben. Die Väter, die das Manna in der Wüste
gegessen hatten, waren gestorben. Das leben-dige Brot war besser, als das Manna,
weil es ewiges Leben gab. Aber für die Juden, die durchaus nicht zu der
geistlichen Bedeutung dieses Gleichnisses durch-drangen, war das Bild von dem
Essen von Fleisch und blut so abstoßend, daß sie die Belehrung verwarfen und
fortgingen. Der Herr aber fährt fort: "Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Es sei
denn daß ihr das Fleisch des Sohnes des Menschen esset und sein Blut trinket, so
habt ihr kein Leben in euch selbst." (Joh. 6:53) Hier spricht Er von Blut,
getrennt vom Fleische, und deutet so die Not-wendigkeit Seines Sterbens an. Gott
hat den Menschen verboten, Blut zu essen, weil das Leben im Blute ist, aber der
Glaube muß sowohl das Fleisch des Sohnes des Men-schen essen als auch Sein Blut
trinken, um sich das leben Christi zuzueignen.
Eva aß die Frucht von dem Baume der
Erkenntnis des Guten und Bösen und wurde durch Gott zum Tode verurteilt. Jetzt
aber kann der Mensch das ewige Leben durch das Essen des Brotes des Lebens
empfangen. Die Sünde in Adam hat uns den Zugang zum Baume des Lebens
verschlos-sen, aber die Gnade, die durch den zweiten Adam kam, öffnet uns den
Weg zum Baume des lebens, der in dem Paradiese Gottes ist. Die Lehre des Herrn
betreffs der Notwendig-keit Seines Sterbens ist in erster Linie der Grund, daß
die Juden sich von Ihm abwandten. Zuerst wurden sie angezogen durch die Lehre
von dem Brote, das ewiges Leben gab, aber als sie sehen, daß dieses Brot Jesus
ist, der Sein Leben geben soll, ziehen sie sich von Ihm zurück. Sie wollen in
Ihm nichts anderes sehen als den Zim-mermannssohn aus Nazareth.
Essen zur Errettung
"Wer mein Fleisch ißt und mein Blut
trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage." (Joh.
6:54) Aus zwei ver-schiedenen Gründen ist das Essen des Brotes des Lebens nötig,
nämlich um das Leben zu empfangen und um in Gemeinschaft mit dem Herrn zu
bleiben. In unserer Schriftstelle finden wir den er-sten Grund. Ein für allemal
müssen wir Christus durch den Glauben aufnehmen, um das ewige Leben für immer zu
besitzen. Im Grundtext kommt dies zum Aus-druck durch die Zeitform des Wortes
"essen". Ein für allemal ist Chris-tus für unsere Sünden gestorben, und ein für
allemal nehmen wir Seinen Sühntod an, um für immer der Errettung versichert zu
sein, denn unsere Sünden und Missetaten sind in Seinem Kreuzestod
hinweggetan.
Essen um Gemeinschaft zu
unterhalten
"Wer mein Fleisch ißt und mein Blut
trinkt, bleibt in mir und ich in ihm." (Joh. 6:56) Um das zweite Ergebnis des
"Essens" des Fleisches und Blutes Christi auszudrücken, ist hier eine andere
Zeitform, für das Tätigkeitswort gebraucht. Es ist eine Form, welche ausdrückt
daß es sich um eine fortgesetzte Handlung han-delt. Die Folge dieser Weise des
Es-sens ist, daß man in Gemein-schaft mit dem Herrn bleibt. "Das Bleiben in Ihm"
bedeutet immer das Unterhalten des Bandes der Gemeinschaft mit Ihm. Der Tod
Christi wird hier also anders vorgestellt als in Vers 54. Hier sehen wir uns
selbst mit Ihm einsgemacht in Seinem Tode. Auf Grund des 54. Verses kann der
Gläubige sagen: "Christus starb für meine Sünden", während er auf Grund des 56.
Verses sagen kann: "Ich bin mit Christus der Sünde gestorben." Wenn ich daher
Christus auf diese Weise esse, habe ich darin die Befreiung von der Sünde, der
Welt und dem Fleische und das Geheimnis der Gemeinschaft mit Ihm. Das Essen des
Fleisches der Opfertiere durch die Israeliten drückte ihre Ge-meinschaft mit dem
Altar aus, und beim Passahfest aß jeder Israelit das Passahlamm, dessen Blut das
Volk vor dem Gericht beschirmt hatte. Wenn wir uns von Christo nähren, haben wir
Teil an Ihm. Wir haben Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne.
Als der Vater seinem einst verlorenen Sohn
das beste Kleid angezo-gen hätte, führte er ihn in sein Haus und sagte: "Lasset
uns essen und fröh-lich sein." Er wollte, daß sein wiedergefundener Sohn das
gemästete Kalb in Gemeinschaft mit ihm selbst aß. So drückt Gott zunächst Seine
Freude aus, wenn ein Sünder zur Bekehrung kommt, aber danach ist Seine größte
Freude, eine bleibende Ge-meinschaft mit dem Erlösten zu verwirklichen. Durch
die Wirk-samkeit des Heiligen Geistes, der uns die Herrlichkeiten Christi
vorstellt, nähren wir uns von Ihm. Wie einst die Priester in Israel nähren wir
uns von der "Brust und Schulter" unseres göttlichen Friedensopfers. (3. Mose
7:28-36) Nicht in der Einsamkeit nährt sich der Gläubige von Christus sondern
wir müssen gemeinschaft-lich essen, in Gemeinschaft mit Gott und in Gemeinschaft
mit an-deren Gläubigen. Wir müssen wissen, daß dasselbe Opfer, das meine Seele
nährt, bereits das Herz Gottes erquickt hat, und daß dasselbe Teil, das mich
nährt, auch andere nährt, die ebenfalls an-betend nahen. Von die-ser glücklichen
Gemeinschaft ist der Tisch des Herrn der sichtbare Aus-druck (1 Kor. 10:22). Das
Essen des Brotes und das Trinken des Kelches drückt unsere Gemeinschaft mit dem
Herrn und miteinander aus.
Essen zum Wachstum und zur
Kräftigung
"Die feste Speise aber ist für Erwachsene,
welche vermöge der Ge-wohnheit geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten
sowohl als auch des Bösen." (Hebr. 5:14) Die Schrift unterscheidet Kindlein oder
Säuglinge, Jünglinge und Erwachsene oder Väter im Glauben. (1 Joh. 2:12-14) Für
unser geistliches Wachstum ist fortwährend Nahrung nötig. Denen, die kürzlich
wiedergeboren sind, ruft der Apostel Petrus zu: "Wie neugeborene Kindlein seid
begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, auf daß ihr durch dieselbe
wachset zur Errettung. (1 Petr. 2:2) Aber Paulus macht den Korinthern und den
Hebräern einen Vorwurf, daß sie nachdem sie Christus schon so lange kannten,
noch so wenig geistliche Fortschritte gemacht hatten. Ihre Fleischlichkeit war
für sie das Hindernis, sich von fester Speise zu nähren. "Ich habe euch Milch zu
trinken gegeben, nicht Speise; denn ihr vermochtet es noch nicht, aber ihr
vermöget es auch jetzt noch nicht, denn ihr seid fleisch-lich." (1 Kor 3:2-3)
Wohl ist es wahr, daß wir in Christus sowohl Milch als auch feste Speise finden,
aber der geist-liche Mensch schöpft viel mehr Kraft aus Ihm als der
fleischliche, um fähig zu werden zum Kampf und Sieg. "Ich habe euch, Jünglinge,
geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den
Bösen überwunden habt." (1 Joh. 2:14)
Manna für die Wüste
"Und Mose sprach zu ihnen: Dies ist das
Brot, das Jehova euch zur Nahrung gegeben hat." (2 Mose 16:15) Christus ist noch
immer unser Manna für die Wüstenreise. Sein Leben der Erniedrigung, der
Abhän-gigkeit und des Gehorsams, wie wir es in den Evange-lien sehen, ist die
Speise, die uns fähig macht, dem Herrn in der Wüste zu dienen. Es ist
merkwürdig, daß das Manna in Psalm 72:25 das "Brot der Starken" genannt wird.
Vermutlich bedeutet dies: "Brot der Engel". Engel aber sind dienstbare Geister,
deren erste Pflicht der Gehorsam ist. So ist auch für uns das Manna, das
Anschauen des irdischen Lebens Christi, eine Kraftquelle für ein Leben des
Gehorsams. Die Israeliten mußten frühe aufstehen, um ihre Speise zu finden. So
muß Christus den ersten Platz in unserem Leben einnehmen. Laßt uns lernen, in
Ihm unser lebendiges Vor-bild zu sehen. Gottes Wort, das uns Seinen vollkommenen
Dienst beschreibt, heiligt unsere Gedanken und sondert unseren Wandel ab von dem
Wandel der Welt.
Himmlisches Korn
"Und sie aßen am anderen Tage nach dem
Passah von dem Erzeugnis des Landes, ungesäuertes Brot und geröstete Körner. Und
das Man hörte auf am anderen Tage, als sie von dem Erzeugnis des Landen aßen,
und es gab für die Kinder Israels kein Man mehr; und sie aßen von dem Er-trage
des Landes Kanaan in jenem Jahre." (Josua 5:11-12) Nicht allein ist Christus in
Herrlichkeit aufge-nommen, sondern der Gläubige ist auch in Christus in die
himmlischen Örter versetzt. Der geistliche Christ nährt sich nicht nur von dem
Christus der Evangelien, sondern auch von dem ver-herrlichten Christus, dem
himmlischen Menschen. Die Herrlichkeiten des erhöhten Menschen gehören zu den
Geheim-nissen, die durch den Apostel Paulus geoffenbart wurden. Es ist das
besondere Vorrecht der Gläubigen dieses Zeitalters, sich von die-sen
Herrlichkeiten zu nähren.
Ein Bild ist eine sichtbare Darstellung
von etwas, was unsichtbar oder abwesend ist. Das wird in treffender Weise
illustriert durch den Vorfall mit der Römischen Steuermünze in Matth. 22:20. Der
Herr weist auf das Brustbild des Kaisers auf der Münze hin und fragt die
Pharisäer: "Wessen ist das Bild und die Überschrift?" Dieses Bild des Kaisers
war die öffentliche Darstellung der kaiser-lichen Macht Roms und bewies die
Steuerpflicht des Landes Palästina. Die Tatsache, daß die Juden diese Münze in
ihrem Han-del gebrauchten, bewies, daß sie sich als unter Römischer Herrschaft
befindlich betrachteten. Es besteht ein Unter-schied zwischen den Ausdrücken:
Gleichnis und Bild. Das Wort Gleich-nis deutet an, daß gemeinsame Züge vorhanden
sind. Bei dem Wort Bild ist das nicht notwendig. Das Bild Jupiters stellte
diesen Gott den Men-schen dar, ohne daß irgendein Zug von Gleichheit mit einem
Geschöpf vorhanden war. Christus nun ist das Bild des un-sichtbaren Gottes.
"Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingebo-rene Sohn der in des Vaters Schoß
ist, der hat ihn kundgemacht." (Joh. 1:16) In dem Briefe an die Kolosser wird
der Sohn vorgestellt als der höchste Gegenstand der Liebe des Vaters. Der
Heilige Geist entrollt im ersten Kapitel durch die Feder des Apostels die
Herrlichkeiten, die Christus ewig besitzt, und die Würden, mit welchen Er
bekleidet ist. Dabei steht in Vers 15 an er-ster Stelle, daß Er "das Bild des
unsichtbaren Gottes" ist. Dies ist eine Seiner persönlichen, ewigen
herrlichkeiten. "Unsichtbar" bedeutet nicht nur, daß Gott leiblich unsichtbar
ist, sondern auch, daß Er in Seinem persönlichen Wesen durch irgend ein Geschöpf
nicht vollkommen gekannt werden kann.
Das Verbot Gott
abzubilden
"Du sollst dir kein geschnitztes Bild
machen, noch irgend ein Gleichnis dessen, was oben im Himmel, und was unten auf
der Erde und was in den Wassern unter der Erde ist." (2. Mose 20:4) Tausende hat
nun daß Verlangen erfüllt, Gott und die himmlichen Dinge zu sehen. Moses drückte
dieses Verlangen aus, indem er sagte: "Laß mich doch deine Herrlichkeit sehen!"
Aber der Herr antwortete: "Du vermagst nicht mein Angesicht zu sehen, denn nicht
kann ein Mensch mich sehen und leben." (v. 20) Diese Un-möglichkeit, Gott zu
sehen, ist in Verbindung mit dem halsstarri-gen eigenwillen des Menschen die
Ursache für den Götzendienst geworden. Man begann, Gegenstände anzufertigen, die
den Men-schen Gott darstellen sollten. Das aber ist Gott ein Greuel. Er hat zu
allen Zeiten gegen den Götzendienst Zeugnis abgelegt. Niemals hat Gott eine
Gestalt gezeigt, die abgebildet werden konnte.
"Und Jehova redete zu euch mitten aus dem
Feuer; die Stimme der Worte hörtet ihr, aber ihr sahet keine Gestalt außer dem
Stimme." (5 Mose 4:12) Dieses Fehlen einer Gestalt war notwendig, um der
Abgöt-terei zuvorzukommen. Liebe zu Gott kann nicht dadurch gezeigt wer-den, daß
man vor Seinem Bilde niederkniet, sondern durch Gehorsam gegen Seine Gebote. So
ist es auch mit Christus. Gott hat auf sorgfältige Weise dafür Sorge getragen,
daß kein einziges authentisches Bild von Ihm besteht. Im Angesicht Christi
strahlte die Herrlichkeit Gottes, und diese Herrlichkeit strahlt jetzt in dem
geschriebenen Worte Gottes. Christus abzubilden hat stets zu Mystizismus und
Götzendienst geführt, die die Meisterstücke Satans sind. "Indem sie sich für
weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des
unverwes-lichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes von einem
ver-weslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden
Tieren." (Römer 1: 22-23)
Christus das Bild Gottes
"Das Evangelium der Herrlichkeit des
Christus, welcher das Bild Gottes ist." (2 Kor. 4:4) "Die Erkenntnis der
Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi." (2 Kor. 4:6) "Éwelcher, der Abglanz
seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines wesens seiend." (Hebr.
1:3)
Christus drückt in Seinem ganzen wesen
aus, wer Gott ist und wie Er ist. Er konnte sagen: "Wer mich gesehen hat, hat
den Vater ge-sehen (Joh. 14:9) In Gestalt Gottes seiend, hat Er es nicht für
einen Raub geachtet, Gott gleich zu sein, sondern er machte sich selbst zu
nichts und nahm Knechtsgestalt an. (Phil. 2:6-7). Welch ein herrliches Bild von
Christus zeigen uns die Schriften! Alle ihre Blätter zeugen von Seiner
Herrlichkeit und Schönheit. Der Zweck der Arbeit des Heiligen Geistes ist, uns
dieses Bild klarer und deut-licher vor Augen zu stellen, damit wir selbst nach
diesem Bilde gestaltet werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den
Herrn, den Geist. (2 Kor. 3:8)
Adam im Bilde Gottes
erschaffen
"Und Gott sprach: Lasset uns Menschen
machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis... Und Gott schuf den Menschen
in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn." (1. Mose 1: 26-27) Adam war
insoweit dem Bilde Gottes gleich, als er rein war von allem Bösen. Es befand
sich in ihm keine Spur von Sünde. Aber er besaß nicht Gottes Heiligkeit, denn
Heiligkeit ist Absonderung und Abscheu gegenüber dem Bösen. Durch den Sündenfall
hat Adam bewiesen, daß er diese nicht besaß. Als ohne Sünde seiend, konnte Adam
als Herrscher über dieSchöpfung gesetzt werden, aber als die Sünde kam, war er
dazu nicht mehr passend. Got-tes Absicht war, daß Adam der Vertre-ter Gottes
inmitten der Schöpfung sein sollte, aber wie konnte ein ge-fallener Mensch noch
einen heiligen Gott ver-treten? In dem Rat-schluß Gottes war schon Vorsehung
getroffen für die Notwendigkeit eines zweiten Adam. Dieser neue, zweite Mensch,
Jesus Christus, war heilig. Die größte Versuchung hatte keinen Einfluß auf Ihn.
Er hat in der Wüste gezeigt, daß Er Satans Macht siegreich wi-derstehen konnte.
Gott will uns nicht zu dem Zustand des unschuldigen Adam bringen, sondern zu der
Stellung des heiligen Christus.
"Wie der von Staub ist, so sind auch die,
welche von Staub sind; und wie der Himmlische, so auch die Himmlischen. Und wie
wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des
Himmlischen tragen." (1 Kor. 15:43-49) In der Tat, die ganze Menschheit befindet
sich von Natur unter der Sünde, denn nach dem Sündenfall bekam Adam einen Sohn.
"Er zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bilde." (1 Mose 5:3) Ahh!
Ein Sohn, der dem sündigen Adam gleich war, der Vater eines sündigen und
verlorenen Geschlechts!
Die Christen sind geschaffen in Christus
nach dem Bilde Gottes. "..Den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott
geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit." (Ephes. 4:24)
"..Den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde
des-sen, der ihn erschaffen hat." (1 Kol. 3:10) Der neue Mensch kennt den
Unterschied zwischen dem Guten und den Bösen und besitzt Heiligkeit: Absonderung
und Abscheu gegenüber dem Bösen. Hierin liegt der große Gegensatz zwischen dem
neuen Menschen und Adam, dem alten Men-schen. Dieser neue Mensch muß genährt,
gestärkt und erzogen werden und der alte Mensch muß ins Tode gehalten werden.
Auf diese Weise können Gottes Kinder in ihrem täglichen Wandel die
Übereinstimmung mit ihrem Vater offenbaren, Seine Vertreter sein und bald als
Herrscher des Weltalls gekrönt werden. Der Heilige Geist wirkt an diesem
himmlischen Bilde in uns, bis wir Christus gleichförmig sein wer-den. "Es ist
noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, daß, wenn es
offenbar werden wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen wie
er ist." (1 Joh. 3:2) So ist unsere Verwand-lung nach dem bilde Christi
verbunden mit unserer Hoffnung auf Sein Wiederkommen. In dem Maße, wie diese
Verwandlung sich vollzieht, wird auch unser Verlangen stärker werden. Laßt uns,
zu unserer gegenwärtigen Freude und zu unserer ewigen Herrlichkeit unser Auge
auf Ihn gerichtet halten, welcher das Bild Gottes ist.
Die Schrift zeigt vom Anfang bis zu Ende
die Unfähigkeit des natürli-chen Menschen, den Willen Gottes zu vollbringen.
Alles, was dem verantwortlichen Menschen anvertraut worden ist, ist immer von
An-fang an verdorben worden. Die Geschichte des Königtums in Israel of-fenbart
diese demütigende Wahrheit in trauriger Weise aber sie zeigt auch in wunderbarer
Weise das Ein-greifen der Gnade Gottes. Nachdem Gott Sein Volk ausÄgypten erlöst
und es wie auf Adlersflügeln durch die Wüste geführt hatte, war es Seine
Absicht, daß Israel Ihm ein König-reich von Priestern und eine heilige Nation
sein sollte, über die Er selbst als König herrschen wollte. Aber das Volk
begriff ein solches unsichtba-res Königtum nicht. Sie wollten einen König haben
wie die Übrigen Völker. Es ahnte kaum, daß es durch seine Forderung Gott als
Herrscher verwarf. Gott gab Samuel den Befehl, Saul zu salben. Sehr bald zeigt
Saul, daß Gott nich ohne Grund vor der Wahl eines Menschen zum König gewarnt
hatte. Sein Eigenwille und Unge-horsam offenbarte sich bald (1 Sam. 15), und
Gott mußte ihn als König verwerfen. Danach mußte Samuel David zum König salben.
David war ein Mann nach dem Herzen Gottes. Wohl hat er, wie alle Könige Israel
oftmals und ernstlich gefehlt, aber sein umer-schütterlicher Glaube in Gottes
Gnade machte seine Wiederher-stellung und Segnung möglich. Die Gnade Gottes trat
dazwischen als Antwort auf den Glauben Davids. Der Herr verhieß ihm, daß der
Messias aus seinem Geschlecht hervorkommen sollte, und daß dieser auf
vollkommene Weise über Israel herrschen würde. Das Evan-gelium des Matthäus
zeigt uns klar daß Jesus Christus, als der Sohn Davids, der verheißene Messias
war. Als David endgültig als König über die zwölf Stämme bestätigt war und sein
neues Haus betrat, fühlte er sich beschämt, daß er selbst in einem Palast
wohnte, während die Lade Gottes unter Teppichen wohnte. Er ver-traute Nathan
seinen Plan an, einen Tempel zu bauen, und Nathan zollte ihm Beifall. Aber in
derselben Nacht sprach Gott zu dem Propheten, gab ihm einen anderen Rat und
sandte ihn mit einer Botschaft zu David. (2 Sam. 7) In dieser Botschaft gab Gott
dem David die Verheißung, daß Israel einst für immer in dem Lande wohnen und daß
das Königshaus Davids beständig regieren sollte.
Die zukünftige Wiederherstellung des
Thrones Davids
Das Haus Davids konnte nur dadurch einen
ewigen Charakter tragen, daß es in einer Person endete, die ewig lebt und
regiert. Darum sollen alle Verheißungen Gottes, die David empfangen hat,
verwirklicht wer-den, wenn Christus wiederkommen wird um Sein irdisches Reich
aufzu-richten. Christus, der die Wurzel und das Geschlecht Davids ist (Offb.
22:16), wird König sein in Zion, dem Berg der königlichen Gnade. (Ps. 2, Ps. 78,
Jes. 9 usw.) Wenn Israel sich bekehrt und seine Sünde bekannt haben wird, wird
sich Gott Seines Bundes und Seiner Verheißungen er-innern. Dann wird das Volk
endgültig im Lande bestätigt werden. Chrisus wird dann dem Thron Judas den
Charakter des Thrones Gottes verleihen. (Hes. 43:7)
Das tausendjährige
Friedenreich
"Und sie lebten und herrschten mit dem
Christus tausend Jahre." (Offb. 20:4) Davids Thron war nicht allein ein
Mittelpunkt der Macht, sondern auch ein religiöser Mittelpunkt. So wird es auch
in dem Reiche Christi sein. Thron und Tempel werden innig mitein-ander verbunden
sein, und die Gläubigen werden "Priester Gottes und des Christus sein und mit
ihm herrschen tausend Jahre."(Offb. 20:6) Der Thron Davids wird der politische
und der Tempel in Jerusalem der religiöse Mittelpunkt der Erde sein.
Der Dienst unseres Hohenpriesters ist
unentbehrlich, um die Er-lösten durch die Wüste dieser Welt zu tragen. Dieser
Dienst hat nichts zu tun mit der Austilgung der Sünden. Als der Herr Seinen
hohenpriesterlichen Dienst im Himmel begann, war die Tilgung der Sünde
vollbracht. Christus übt Seinen hohenpriesterlichen Dienst für Gottes Kinder
aus, die in dem Brief an die Hebräer "Heilige" und "Abrahams Same" genannt
werden. Dies letztere hat besonders Bezug auf die Israeliten, die an Christum
glaubten. Der Priesterdienst Christi hat also nicht die ganze Menschheit zum
Gegenstand, wie es bei dem Werke der Versöhnung der Fall ist. Für ein Volk, das
vom Gericht befreit ist und gegen welches es keine einzige beschuldigung gibt,
ist Christus ein barmherziger und treuer Hoherpriester. (Hebr. 2:17) Der
hohenpriesterliche Dienst beruht auf einer vollbrachten Erlösung sowie darauf,
daß der Herr Jesus, der jetzt in der Herrlichkeit weilt, im Fleische geoffenbart
worden ist. Nach-dem Er am Kreuze gelitten hatte, die Erde verließ und gen
Himmel fuhr, wurde Er "von Gott begrüßt als Hoher-priester." (Hebr. 5:10) Wer
denkt, daß Christus als Priester da-zwischentritt, wenn wir von Zeit zu Zeit in
Übertretung fallen, befindet sich im Irrtum. Der Gedanke, der Christ könne der
Not-wendigkeit nicht entgehen, in Sünde zu fallen, entspricht nicht der Lehre
der Schrift. Christus hat damit kein Mitleid. Möge Gott uns daher bewahren, uns
über unser Zukurzkommen und unsere Sünden leichtfertig zu trösten, als ob dies
der normale Zustand eines jeden Christen hienieden wäre, und als ob Christus aus
Mitleid über unseren verkehrten und ungerechten Wandel leicht hinweggehen
könnte. Das Wort Hoherpriester kommt nur im He-bräerbrief vor. Dieser Brief ist
zu Beginn unserer Zeitrechnung an gläubige Israeliten geschrieben, die größeres
Licht bedurften, um in die himmlischen Seg-nungen des Christentums einzudringen
und so bewahrt zu bleiben vor einem Zurückfallen in die anziehenden Formen des
damals noch beste-henden jüdischen Gottesdienstes.
Bewahrende Gnade
"Laßt uns nun mit Freimütigkeit
hinzutreten zu dem Throne der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und
Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe." (Hebr. 4:16) "Heiliger Vater, bewahre sie
in deinem Namen, den du mir gegeben hast, auf daß sie eins seien, gleich wie
wir. Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt wegnehmest, sondern daß du sie
bewahrest vor dem Bösen." (Joh. 17:11-15) Die vorbeugende oder bewahrende Gnade
geht der Prüfung oder Versuchung vorauf, um uns vorzubereiten oder in den Stand
zu setzen, der Versuchung sie-greich zu widerstehen. Wenn wir in der
Gemeinschaft mit Christus le-ben, können wir versichert sein, daß stets eine
besondere Gnade von seiten Gottes jedem besonderen Angriff unseres Feindes
vorausgehen oder denselben begleiten wird. So ist es mit jeder Schwierigkeit in
unse-rem Leben. Es ist eine Gnade, die zur rechtzeitigen Hilfe dient. Im
siebzehnten Kapitel des Johannesevangeliums stellt der Herr sich im Geiste
hinter das Werk, das Er am Kreuze vollbringen sollte. Wir hören Ihn dort bitten,
wie Er es bald als Hoherpriester nach Seiner Auferste-hung und Himmelfahrt tun
würde. Auch Petrus empfing einen Vorgeschmack des Hohenpriesterdienstes. Vor und
während der Ver-leugnung betete der Herr für Petrus, auf daß sein Glaube nicht
aufhöre, aber nach seinem Fall gibt Er Petrus einen Vorgeschmack Seines
zu-künftigen Dienstes als Sachwalter, indem er ihn für die Gemeinschaft und den
Dienst wiederherstellt. "Der Herr aber sprach: Simon, Simon! Siehe, der Satan
hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich
gebetet, auf daß dein Glaube nicht aufhöre" (Lukas 22:31-32). Diese vor-beugende
Gnade kommt hervor aus der Teilnahme oder dem Mitleiden Christi inmitten unserer
Versuchungen durch Sa-tan. Daher mußte er in allem den Brüdern gleich werden,
auf daß er in den Sachen mit Gott ein barmherziger und treuer Hoherpriester
werden möchte, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten
hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die ver-sucht werden.
(Hebr. 2:17-18) So stützte Gottes Gnade auch Paulus einige Stunden bevor er
Schiffbruch erleiden sollte, indem er seine Er-rettung ankündigte: "Denn ein
Engel des Gottes, dessen ich bin und dem ich diene, stand in dieser Nacht bei
mir und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus! Du mußt vor den Kai-ser gestellt
werden; und siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren." (Apfg.
27:23-24) Wir wiederholen also, daß der Priesterdienst nichts mit den Sünden der
Gläubigen zu tun hat. Dafür ist der Dienst unseres Sachwalters besonders
bestimmt. Christus tritt als Hoherpriester ein, um uns in der Stunde der
Ver-suchung vor den Folgen des Hasses der Menschen, Satans und der Welt zu
bewahren, und um uns zu helfen, die Wüste dieser Welt zu durchschreiten, in der
wir arbeiten und leiden müssen und um darin allen Versuchungen des Feindes
Widerstand zu bieten.
Ein himmlisches
Hohenpriestertum
Der Hebräerbrief ist voller
Gegenüberstellingen die den Zweck haben, unser Auge auf Christus als den
himmlischen Hohenpries-ter in der Herrlichkeit zu heften. Der irdische
Priesterdient wird uns als unvoll-kommen und kraftlos vorgestellt, und darin
liegt eine Warnung gegen alles sichtbare Priestertum hier auf Erden, gegen die
Wiederein-führung eines geistlichen Standes als hilfsmittel für die Gläubigen.
Das charak-teristische Kennzeichen des Christen-tums ist, daß alle seine Quellen
in einem himmlischen Menschen verborgen sind. Dieses Aufsehen zum Himmel
erfordert eine fort-wahrende Glaubensübung: Der Glaube ist immer ein beweis für
die Dinge, die man nicht sieht. Die Einladung, auf Ihn zu sehen, folgt auf die
beiden ersten Kapitel, die auf wunderschöne Weise die ewigen und die empfangenen
Herrlichkeiten des Sohnes Got-tes beschreiben. Als der Abglanz der Herrlichkeit
Gottes ist Er auf die Erde gekommen zu unserer Erlösung, aber nach Seiner
Auferste-hung und Himmelfahrt hat Er sich gesetzt zur Rechten der Majes-tat in
der Höhe, gekrönt mit Ehre und Herrlichkeit. Er ist durch die Himmel ge-gangen!
Welch ein treffendes Bild des Sieges! Die Him-mel, wie wir sie kennen, die
Atmosphäre und der Sternenhimmel, waren nur der Vorhof, den Er durchschritt, um
in den dritten Himmel einzutreten, in das un-zugängliche Licht der Gegenwart
Gottes. In Stephanus haben wir, einige Augenblicke vor seinem Tode, ein
treffendes Bild eines Gläubigen, der auf Jesum schaut: "Ich sehe", sagt er, "den
Himmel geöffnet". (Apg. 7:55-56) Weich eine Stütze inmitten dieser mordsüchtigen
Welt! Er sah den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen, und so empfing er
Gnade, den Märtyrertod zu erleiden. Stephanus sah Jesus stehen; denn bis zu der
Verwerfung des Zeugnisses des Heiligen Geistes durch Israel setzte sich Jesus
noch nicht endgültig nieder, um auf das Gericht Seiner Feinde zu warten.
Stephanus sieht Jesus in der Stellung des Hohen-priesters vor Gott stehen. Mit
dem Tode des Stephanus setzte sich Jesus nieder, weil in Stephanus das Zeugnis
durch Israel verworfen wurde. In dieser sitzenden Stellung sehen wir Jesus im
Hebräerbrief, und in Ver-bindung damit müssen Ihm die Gläubigen außerhalb des
Lagers folgen. Christus sitzt jetzt zur Rechten Gottes innerhalb des
Vorhangs.
Die Gläubigen auf der Erde
gesehen
Es ist nützlich, darauf zu achten, daß die
himmlische Stellung der Gläu-bigen, wie wir sie im Epheserbrief finden, in dem
Brief an die Hebräer nicht erwähnt ist. Christus ist daher kein Hoherpriester
für die Ver-sammlung als der leib Christi, sondern für die Kinder Gottes als ein
geistliches Volk und Priestertum. Als Glieder am Leibe Christi gesehen und mit
Ihm in die himmlischen Örter ver-setzt, ist von Schwachheit keine Rede, auch
nicht von Versuchung; denn in dieser Stellung sind alle Gläubigen heilig und
tadellos. Der Hebräerbrief hat keinen Bezug auf die himmlische Stellung der
Gläubigen, sondern auf die himmlische Hülfe inmitten unseres Zustandes auf der
Erde. In diesem praktischen Zustand von Schwachheit und Abhängigkeit hat der
Glaübige den Ho-henpries-ter nötig. Die christliche Stellung ist das Ergebnis
der Vereini-gung der Erlösten mit Christus, die Vereinigung von Gliedern des
Leibes Christi mit ihren Haupte finden wir daher im Hebräerbrief nicht. Wohl ist
die Rede von einer himmlischen Berufung.
Laßt uns nun stillstehen bei dem Ausdruck:
"Worin er selbst gelit-ten hat, als er versucht wurde". (Hebr. 2:18) Christus
hat gelitten aber nie hat Er der Versuchung nachgegeben. Wenn das Fleisch
versucht wird, leidet es nicht, sondern hat seine Lust darin. Wenn aber im
Lichte des Heiligen Geistes und im Gehorsam gegen das Wort der erneuerte Geist
den listi-gen und drohenden Angriffen des Feindes Widerstand bietet, dann leidet
der Gläubige. So hat Chris-tus gelitten, als Er versucht wurde. Was in dem
erneuerten Men-schen der Stütze bedarf, ist das erneuerte, treue Herz, und nicht
das Fleisch. Wir haben hier daher das Leiden, das her-vorgerufen wird, wenn ein
treuer Gläubiger versucht wird, um von dem Pfad der Treue abzuweichen. Christus
hatte das Kreuz vor Augen, aber jedesmal war der Feind da, um Ihn zu verleiten,
Macht und Herrlichkeit auf andere Weise zu erreichen als auf dem Wege über das
Kreuz. So litt Jesus, als Er zu Petrus sagte: "Gehe hinter mich, Satan"! Das
vollkom-mene menschliche Herz Christi litt da, weil Er sah, daß Petrus durch
Satan mißbraucht wurde, um Ihn von dem Vollbringen des Willens Gottes
abzubringen. Unser neuer Mensch leidet, wenn wir sehen, wie viele Menschen,
Umstände und selbst Gläubige durch Satan gebraucht werden, um uns zur Untreue zu
verleiten. Wenn wir uns beeifern, Gott woltgefällig zu sein, wer-den manchmal
unsere demütigende Erfahrun-gen zahlreicher. Sa-tan konzentriert seine ganze
Macht auf einen treuen Christen, um ihn zu verleiten, durch Untreue dem Leiden
zu entgehen. Zwei Gedanken bewirken, daß wir leiden, einmal, daß wir Satans
Zielscheibe sind zweitens aber, daß wir schwach sind. Welch herrlicher Gedanke,
daß Christus dieselben Erfahrungen gemacht hat und sich vollkommen in unseren
Zustand versetzen kann, und daß Er mächtig ist, uns Befreiung und Sieg zu geben
und uns auf dem schmalen Pfade der-Treue und des Gehorsams zu
bewahren.
Der Hohepriester nach dem Vorbilde
Aarons
Das Hohepriestertum Aarons ist in mehreren
Punkten ein Bild von Christus, aber in den Zügen, worin das Bild unvollkommen
war, hat der Heilige Geist es mit der Person Melchisedeks vervollstän-digt. Der
He-bräerbrief spricht viel über den Unterschied zwischen Aaron und Melchisedek.
In unserer Zeit ist das Hohepriestertum Christi, soweit es sich um seinen ewig
fortdauernden Charakter handelt, nach der Ord-nung Melchisedeks, aber was Seine
Fürbitte und Seinen Dienst im Heiligtum angeht, stimmt es in vieler Hin-sicht
mit dem Dienst Aarons überein. Christus ist in das Heiligtum eingegangen, so wie
der Hohe-priester einmal des Jahres, am großen Versöhnungstage, in das
Allerhei-ligste hineinging. Aarons Dienst war also ein Schattenbild von dem
heutigen Dienste Christi. Die heutige Ordnung stimmt mit der Beschreibung
übeein, die wir in 3. Mose 16 finden. Christus befindet sich auf Grund Seines
ei-genen Blutes hinter dem Vorhang und ist mit Ehre gekrönt, wie der
Hohepriester seine heiligen Kleider empfing "zur Herrlichkeit und zum Schmuck"
(2 Mose 28:2). Im neunten Kapitel des Hebräer-briefes finden wir eine treffende
Ähnlichkeit mit 3. Mose 16.
Des Essen von den zwölf Broten von dem
Tisch der Schaubrote in 3 Mose 24:9 zeigt uns, daß das Hohepriestertum Christi
sich nicht nur auf die Gläubigen bezieht, sondern auch auf die 12 Stämme
Israels. Christus macht sich in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes eins mit
den zwölf Stämmen in der Ausübung Seines gegenwärtigen Hohenpriester-tums.
Christus ist noch nicht aus dem Heiligtum zurückgekehrt. Aber bald wird Er
heraustreten. Dann werden in Ihm vor allem die Züge Melchisedeks gesehen werden
als Priesterkönig auf Seinem Thron, als Herrscher über Sein Volk Israel. (Ps.
110:2-4) Die Schellen von Gold am Oberkleide Aarons mußten gehört werden wenn er
in das Heiligtum hineinging und wenn er hinausging. (2 Mose 28:35) So gab es ein
mächtiges Zeugnis des Heiligen Geistes nach der Him-melfahrt, und es wird wieder
ein mächtiges Zeugnis des Heiligen Geistes geben, wenn Christus in Herrlichkeit
wiederkommen und Herrschen wird... (Joel 2:28-31). Die hohenpriesterlichen
Kleider Aarons sind das Bild der Herrlichkeit und Ehre, womit Jesus im Himmel
bekleidet worden ist. Darum ist ihre Betrachtung nützlich für die Gläubigen
unserer Tage, die berufen sind, Ihn zu betrach-ten. Wir finden die Beschreibung
der Klei-der in 2 Mose 28. Das wichtigste Stück war das "Ephod". Es war von
Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus, in
Kunstweberar-beit. (v. 5 und 6) Alle diese Stoffe sind Sinnbilder der ewi-gen,
himmlischen und königlichen Herrlichkeiten der Person Christi, Das "Ephod" war
unzertrennlich verbunden mit dem Brustschild und den beiden Schulterstücken. Das
bedeutet, daß die Stärke der Schultern Christi und die Liebe Seines Herzens
innig mit Seinem hohenpriesterli-chen Dienst verbunden sind. Seine unendliche
Kraft und Seine uner-gründliche Liebe dienen dem Bedürfnis der schwächsten
Kinder Got-tes. Die Namen der zwölf Stamme, eingestochen in zwölf Edelsteine,
wurden auf den Schultern und auf dem Herzen des Hohenpriesters getragen. Er
vertrat das Volk vor Gott, wie groß auch seine Schwachheit und Unvoll-kommenheit
sein mochte. So glanzen auch alle Glaubigen unaufhörlich vor Gott in dem Glanze
Christi selbt, und sind bekleidet mit Seiner voll-kommenen Schönheit. Wenn die
Welt nur unsere Fehler sieht, so sieht Gott die Kleinodien auf dem Herzen und
der Schulter Christi. In dem Maße, wie dies im Glauben verstanden wird, wird
sich diese herrliche Wahrheit auch in unserem Wandel widerspiegeln. Auf der
Stirn des Hohenpriesters glänzte ein Blech von reinem Golde, auf welchem in
siegelstecherei geschrieben stand: "Heiligkeit dem Jehova." (2 Mose 28:36) So
trug Aaron die Ungerechtigkeit derheiligen Dinge, und so trägt auch Christus die
Unvollkommenheiten in unserem priesterlichen Dienst sodaß un-sere Anbetung trotz
so vieler Schwachheit annehmlich gemacht ist. Jemehr wir uns unserer Fehler
bewußt sind, desto mehr werden wir Gott preisen, weil das goldene Blech immer
vor Seinen Augen ist, damit unsere Anbetung vor Ihn kommen kann.
Hoherpriester nach der Ordnung
Melchisedeks
Der erste Charakterzug dieser Ordnung ist
seine ewige Dauer. Unser Hoherpriester ist, im Gegensatz zu Aaron,
unveränderlich und unver-derblich. Das Leben, das wir aus Ihm haben, ist ewig
und unveränder-lich, denn Er ist Priester nach der Kraft eines un-auflöslichen
Lebens. (Hebr. 7:7) Und weil Er ein unveränderliches Priestertum hat, "vermag er
auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er immer-dar lebt, um
sich für sie zu verwen-den." (Hebr. 7:24-25) Diese Kraft eines unauflösliches
Lebens ist der Besitz des Gläubigen. Zu unserer vollkommenen Errettung ge-hören
die ewige Herrlichkeit und das himmlische Erbteil.
Das zweite Kennzeichen dieser Ordnung ist
die Segnung. Melchi-sedek war Priester Gottes, des Höchsten (1 Mose 14:9), des
Herrschers über alle Dinge und des Besitzers von Himmel und Erde. So wurde
Abraham nach seinem Sieg über die Könige der Erde durch Melchisedek, den König
der Gerechtigkeit, gesegnet. Dies ist ein Bild von dem Königtum Christi, des
Priesters auf Seinem Thron, wenn Er, nach dem Willen Got-tes, den Sieg über
Seine Feinde davongetragen haben wird. Während des Tausend-jährigen Reiches
werden durch Christus alle Segnungen über die Erde kommen.
"Ja, er wird den Tempel Jehovas bauen; und
er wird Herrlichkeit tragen; und er wird auf seinem Throne sitzen und herrschen,
und er wird Priester sein auf seinem Throne; und der Rat des Friedens wird
zwischen ihnen beiden sein." (Sach 6:13) Seine Herrlichkeit leuchtete, als er
Abraham segnete, denn in Abraham sollen geseg-net werden alle Geschlechter der
Erde. Das Hohepriestertum nach der Ordnung Melchisedeks ist die Königliche
Herrschaft des Priestertums. Als vertre-ter Gottes, des Höchsten und zu Gott,
dem Höchsten, redend, indem Er Ihm die Lobpreisungen der Menschen darbringt,
wird Christus die Himmel und die Enden der Erde segnen im Namen Gottes, des
Höchsten. "Und es wird geschehen an jenem Tage, da werde ich erhören, spricht
Jehova: ich werde den Himmel erhören, und dieser wird die Erde erhören." (Hosea
2:21)
Unser Zugang innerhalb des
Vorhangs
"Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriß
in zwei Stücke, von oben bis unten" (Math. 27:51). "Da wir nun, Brüder,
Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, auf dem
neuen und lebendigen Wege, welchen er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin,
das ist sein Fleisch, und einen großen Priester über das Haus Gottes, so laßt
und hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewißheit des Glaubens, die
Herzen besprengt und also gereinigt vom bösen Ge-wissen, und den Leib gewaschen
mit reinem Wasser." (Hebr. 10:19-22) Jedes Kind Gottes, daß durch den Glauben
verstanden hat, daß Gott durch das am Kreuze vollbrachte Werk befriedigt ist,
hat Freiheit, in Seine Gegenwart zu kommen. Das Blut Chrsti ist "der neue Weg",
weil Christus aufer-standen ist und zur Rechten Gottes lebt. Nachdem der Herr
Jesus unsere Sünden getragen hatte und von Gott verlassen gewe-sen war, zerriß
der Vorhang des Tempels von oben bis unten. Gott ist jetzt nicht mehr in einem
unzugänglichen Heiligtum verborgen sondern wir haben durch den Glauben Zugang zu
Ihm. Und was sehen wir, wenn wir herzunahen? Die anbetungswürdige Person, die
uns den Zugang verschaffte, und die dort mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt ist.
Nach der Austilgung unserer Sünden ist Er über das Haus Gottes gesetzt über alle
die geheiligt sind. Er ist dort Hoherpriester und trägt uns auf Seinem Herzen.
Wir haben kein böses Gewissen mehr, denn unsere Sünden sind hinweggetan. Eines
solchen Hohenpriesters bedürfen wir an einem so heiligen Platz, und wir haben
einen solchen Hohenpriester, wie es die Herrlichkeit und die Reinheit des
Himmels erfordern. Er ist dort: "Ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen
Hütte, welche der Herr errichtet hat, nicht der Mensch." (Hebr. 8:2) Er sorgt
für uns, die Sein geistliches Haus sind. Es steht hier nicht, daß wir im
Heiligtum sitzen, aber daß wir, während wir in der Wüste sind, stets eintreten
können in das Heiligtum, um Ihm dort unsere An-betung zu bringen.
Christi Dienst als Sachwalter bei dem
Vater ist ganz verschieden von Seinem Dienst als Hoherpriester. Wie wir sahen,
hat Sein Ho-hen-pries-terdienst für Gottes Kinder einen bewahrenden Charakter im
Blick auf Versuchung und Schwachheit, während Sein Dienst als Sachwalter einen
herstellenden Charakter trägt. Der Apostel Johannes spricht nirgends über
Christus als Hohenpriester; seine Lehre ist viel vertrauli-cher. Er redet über
die Beziehungen von Kindern zu ihrem Vater.
Die wiederherstellende
Gnade.
"Meine Kinder, ich schreibe euch dieses,
auf daß ihr nicht sün-diget; und wenn jemand gesündigt hat - wir haben einen
Sachwalter bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten" (1 Joh. 2:1). Christus
gab, nach Seiner Auferstehung und vor Seiner Him-melfahrt einen Vorgeschmack
Seiner wiederherstellenden Gnade, indem Er sich mit Petrus beschäftigte, als Er
sich seinen Jüngern geoffenbart hatte und sie mit Ihm gegessen hatten am Ufer
des Sees. Der Herr wiederholt Seine Frage dreimal, weil Petrus ihn driemal
verleugnet hatte. Dadurch erreicht er das Gewissen des Petrus, aber wo eine
gottgemäße Betrübnis ist, da ist auch woll-kommene Wiederherstellung für die
Gemeinschaft und für den Dienst. Im Vorhof der Stiftshütte und des Tempels
befand sich der eherne Altar, der von Christi erlösendem Sterben zur Vergebung
unse-rer Sünden redete. Aber dort stand auch das eherne Meer, das von der
täglichen Reinigung der Priester redete, durch welche sie zum Dienst passend
blieben. (2 Chron 4:2-6) Wenn jemand gesündigt hat, so ist eine göttliche Quelle
der Reinigung gegeben. Das Blut, welches tilgt und das Wasser, welches reinigt,
beides floß aus der geöffneten Seite Christi. Christus dient uns als Sachwalter,
um die Verunreinigung wegzuneh-men, wenn wir unsere Sünden bekennen. Während
unseres Weges durch eine ünreine Welt wer-den wir verunreinigt. Die Atmospähre
dieser Welt nimmt allmählich den Glanz unseres Zeugnisses für Chris-tum weg, und
dann haben wir das reinigende Dazwischentreten des Sachwalters nötig. Alle
Gotteskinder haben das Fleisch in sich, und wenn dieses wirksam wird, können sie
Sünde fallen. Die Folge ist, daß die Ge-meinschaft mit Gott verloren
geht.
Störung der Gemeinschaft
"Wenn ich dich nicht wasche, so hast du
kein Teil mit mir." (Joh. 13, 8) "Wer einen Toten anrührt, irgend eine Leiche
eines Men-schen, der wird sieben Tage unrein sein." (4. Mose 19:11) Gottes
Kinder haben das köstliche Vorrecht, in Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne
zu sein. Aber diese Gemeinschaft kann leicht unterbrochen werden. Jeder böse
Gedanke und jedes unachtsame Wort können unsere Gemeinschaft mit dem Vater und
dem Sohne unterbrechen, denn der Vater und der Sohn haben keine Gemein-schaft
mit dem geringsten Bösen. Um die Ge-meinschaft wiederzu-finden ist
Wiederherstellung nötig. Wo die Gemeinschaft große Freude in das Herz von
Kindern Gottes gibt, ist der Verlust der Gemeinschaft erkennbar an dem Verlust
der Freude. Der Genuß, den Seligkeit gibt, kann nur durch die Herstellung der
Gemein-schaft zurückerlangt werden. Es handelt sich hier nicht um Verlust der
Seligkeit. Diese kann der Gläubige unmöglich wieder verlie-ren. Es steht
geschrieben: Wir haben einen Sachwalter bei dem VATER. Es steht nicht da: bei
GOTT, denn das würde voraussetzen, daß die Beziehung von Vater und Kind
gebrochen werden könnte. Die Sachwalterschaft dient Kindern, die ihre
Beziehungen zum Vater niemals verlieren können. Der Vatername aber erinnert uns
daran, daß wir, wenn wir sündigen, dies gegen den Vater tun, welcher treu ist
und uns unendlich lieb hat. Das wird unsere Scham über die Sünde vermehren. Die
Innigkeit dieser Beziehun-gen macht das Böse umso verabscheuungswürdiger: Unsere
Sünden sind eine Beleidigung unseres lieben, aber heiligen Vaters. Es handelt
sich hier nicht um "die Sünde im Fleische", sondern um be-stimmte sündige Taten.
Der Dienst Christi ist zu allererst nötig, um uns auf diese Sünden aufmerksam zu
machen.
Bei der Reinigung durch das mit der Asche
der roten jungen Kuh ver-mischte Wasser (4. Mose 19:9) fand eine Anwendung am
drit-ten und am siebenten Tage statt. Die Entsündigung am dritten Tage spricht
von dem Werk in dem Gewissen, durch welches wir uns der Sünde bewußt werden,
wahrend die Entsündigung am sieben-ten Tage das Bewußtsein der Vergebung
bewirkt. (4 Mose 19:12)
Die Sünde dringt nicht bis in die
Gegenwart Gottes, aber sie be-deckt wie eine dunkle Wolke unser Gemüt und
hindert uns, das Herrliche Licht des Vaterangesichts zu genießen. Nun handelt es
sich nicht darum, um Vergebung zu bitten, denn die Vergebung der Sünden hat bei
der Be-kehrung stattgefunden. Aber wir müssen die Sünden bekennen und dadurch
zeigen, daß wir in völliger Übereinstimmung mit den Gedanken des Vaters
hinsichtlich des Bösen sind. So kommen wir durch das Bekenntnis zurück auf den
Weg des glücklichen Genusses der Ge-meinschaft mit dem Vater. Das Bekenntnis ist
daher eine der heilsam-sten Übungen des Christlichen Lebens. Wir lernen dadurch,
uns selbst zu erkennen und zu verurteilen. Das ist auch die Bedeutung von "sich
selbst beurteilen" in 1 Kor. 11, wo es sich um das gemeinsame Genießen der
Gemein-schaft Gottes beim Mahle des Herrn handelt.
Die Wiederherstellung der
Gemeinschaft
"Und wenn jemand gesündigt hat - wir haben
einen Sachwalter bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten." (1 Joh. 2:1) Es
ist bemerkens-wert, wie genau und vorsichtig sich der Heilige Geist ausdrückt.
Der Apostel sagt nicht: "Wenn WIR sündigen", denn das könnte den Gedanken
wecken, als wenn ALLE notwendig sündigen müßten. Er sagt "Wenn JEMAND gesündigt
hat". Er be-trachtet die Sünde also als eine Möglichkeit, aber auch als eine
ungewöhnliche Ausnahme. Und dann führt er nicht fort: "so hat er einen
Sachwalter", sondern sagt: "Wir haben einen Sachwalter." Ein Schriftsteller
würde sich eine solche grammatikalische Freiheit wohl nicht erlaubt haben, aber
dem Heiligen Geiste geht es darum, vor allem die Gedanken Gottes klar
auszu-drücken. Das normale Leben eines Gläubigen ist nicht ein Leben zwischen
Straucheln und Aufstehen, sondern ein Leben des Sieges über die Sünde. Gottes
Gnade ist immer reichlich vorhanden, aber das darf uns nie leicht über die Sünde
denken lassen. Christus ist ein Verteidiger, der stets unsere Sachen bei dem
Vater vertritt. Seine Treue, Seine Gerechtigkeit und Sein Versöhnungstod sind
eine immerwährende Bürgschaft für vollkommene Vergebung und Wiederherstellung
der Gemeinschaft. (1 Joh. 1:9)
Das Erfassen gewisser Titel des Christus
übt einen direkten Einfluß auf unser christliches Leben aus. Besondersist dies
der Fall in Be-zug auf Seinen Titel "Herr". Ein Christ, der Jesus Christus als
seinen Herrn kennt und anerkennt, wird dadurch ein gehorsamer und unterwürfiger
Christ werden, denn der Titel ,,Herr,, redet von Macht und von dem Recht, zu
herrschen und zu befehlen. Der Glaube des Hauptmanns von Kaper-naum war
verbunden mit seiner Anerkennung der Macht des Herrn.
Er selbst wußte, was Gehorsam war, und er
wußte, das ein einziges Wort Christi eine unwiderstehliche Macht hatte. Der
Titel "Herr" schließt die Verantwortlichkeit zum Gehorsam in sich. Es besteht
eine Verbindung zwischen Vorrechten und Verantwortlichkeit. Wir empfan-gen
unsere Segnungen in Verbindung mit dem ver-herrlichten Men-schen. Im
Epheserbrief steht immer, wenn es sich um Vorrechte handelt, dass wir "in
Christus" sind, und wenn es um Verantwortlichkeit geht, daß wir "in dem Herrn"
sind. Der doppelte Titel: "Herr und Christus" ist sehr wichtig. Petrus bezeugte:
"Gott hat ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht." (Apg.
2:36)
Verantwortlichkeiten "im
Herrn":
Der Glaube an den Herrn Jesus. (Epheser
1:15)
Ein heiliger Tempel im Herrn. (Epheser 2:
21)
Dieses nun sage und bezeuge ich im Herrn.
(Epheser 4:17)
Jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn.
(do 5:8)
Gehorchet euren Eltern im Herrn. (do
6:1)
Seid stark in dem Herrn. (do
6:10)
Der .... treue Diener im Herrn. (do
6:21)
Dann finden wir in Epheser 2:21 "einen
heiligen Tempel im Herrn." Wenn die Gläubigen sich dem Herrn unterwerfen, so
wer-den Heiligkeit und Ordnung im Hause Gottes herrschen. Wohl ist hier die Rede
von der Versammlung, wie Christus sie nach Gottes Rat baut, aber wir sind
verantwortlich, Gottes Rat in Heiligkeit und im Gehorsam zu offenba-ren. Durch
den Ausdruk "Dieses nun sage und bezeuge ich im Herrn" erklärt der Apostel, daß
er als ein Un-terworferener spricht, als ein Ge-sandter des Herrn, sodaß die
Epheser und alle seine Leser dieses Wort als das Wort des Herrn annehmen mußten.
Was wir im Gehorsam und in Übereinstim-mung mit Gottes Wort sprechen, soll durch
die Autorität des Herrn bekräftigt werden. Er wird unser treues Zeugnis mit der
Kraft des Heiligen Geistes stützen und besieglen.
Die Autorität des Herrn in der
örtlichen Versammlung
Im Evangelium von Mathäus haben wir einige
wichtige Grund-sätze für die Verwaltung der Versammlung auf Erden. Wenn
Ver-sammlungen sich auf dem Grunde der Wahrheit, im Absonderung vom Bösen
befin-den, liegt die Autorität in der Anwesenheit des Herrn Jesus in jeder
örtlichen Versammlung. Jedes Versammlungs-beschluß ist mit dieser Autorität
bekleidet: "Wahrlich, ich sage euch: Was irgend ihr auf der Erde binden werdet,
wird im Himmel gebunden sein, und was irgend ihr auf der Erde lösen werdet, wird
im Himmel gelöst sein." (Matth. 18:18) Die Grundlage dieser Au-torität ist:
"Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter
ihnen." (v. 20) Was in einer örtli-cher Versammlung beschlossen ist, hat
Autorität in ALLEN Ver-sammlungen. Wenn Versammlungen dies weigern anzuer-kennen
verlassen sie den Boden, wo diese Autorität für Ausübung der Zucht gilt, und
werden unabhängig. Leider sind, seit 1826 die Mehrzahl der Versammlungen in
Unabhängigkeit gegangen, teils weil sie Irrleh-rer folgten, teils weil sie über
die örtliche Versamm-lungen eine gewisse Autorität von wichtigen Brüdern
anerkannten, sodaß nur eine sehr schwache Überrest noch die Rechte des Herrn in
Mitte der versammel-ten Gläubigen anerkannt.
Die Vereinigung Christi als Haupt mit
allen Gläubigen, die Seinen Leib bilden, war ein Geheimnis, das in früheren
Zeitaltern in Gott verborgen war. Erst nach der Verherrlichung Christi konnte
der Heilige Geist von dieser Vereinigung zeugen. In den Zeiten des Alten
Testamentes waren die Gläubigen wiedergeboren, aber nicht mit Christus
verbunden. Sie waren durch den Glauben errettet, aber der Glaube selbst ist noch
nicht die Vereinnigung. Nachdem Christus Gottes Gerechtigkeit befriedigt und
seinen Zorn über die Sünde getragen hat, ist Er aus den Toten auferstanden und
gen Himmel gefahren. Als ein verherrlichter Mensch ist Er dort zur Rechten
Got-tes. Von dort hat Er den Heiligen Geist auf der Erde gesandt. Dieser macht
aus jedem Gläubigen einen Tempel (1 Kor. 6:19). Er vereinigt den Gläubigen mit
Christus. "Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm." (1 kor. 6:17) Der
Heilige Geist salbt und versiegelt den Gläubigen (Epheser 1:13). Das wichtigste
Werk, das der Heilige Geist vollbringt, ist daß die Gläu-bigen gemeinsam durch
ihn zu einem Leibe getauft werden. "Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu
einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder
Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt wor-den." (1 Kor
12:13)
In dem Briefe an die Epheser entfaltet der
Apostel Paulus ausführ-lich das ihm anvertraute Geheimnis des Christus und
Seiner Ver-sammlung. Die Gläubigen bekleiden eine himmlische Stellung in inniger
Beziehung zu dem Vater und in inniger Verbindung mit Christus, der selbst mit
Kraft und Herrlichkeit bekleidet, die Quelle aller geistlichen Segnung ist. "Die
Fülle" bedeutet, daß Christi Herrlichkeit nicht vollkommen sein würde, wenn die
Versamm-lung Seiner Person nicht hinzugefügt wäre. Die Versammlung ist also in
Christus gesegnet und wird gesehen als ein Teil Seiner selbst. Sie genießt alles
das, was der Vater Ihm gegeben hat. Prak-tisch werden wir davon genießen in dem
Maße, wie wir dieses herrliche Geheimnis kennen. Christus hat Seine herrliche
Stellung als Mensch erlangt und Sein Verlangen ist, wiedergeborene Men-schen
daran teil-nehmen zu lassen. Durch dieselbe göttliche Kraft, durch welche Er aus
den Toten auferweckt und zur Rechten Gottes gesetzt wurde, sind auch wir aus den
Toten auferweckt und in Ihm in die himmlischen Örter versetzt.
Das Werk des Heiligen
Geistes
"Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die
Gefangenschaft gefangen ge-führt und den Menschen Gaben gegeben." (Ephes. 4:8)
"Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es
sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Gott, der alles in allen
wirkt." (1 Kor. 12:4-6) Die Wahrheit von dem verherrlichten Men-schen, als Haupt
der Versammlung, steht in direkter Verbindung mit der Wahrheit von der Gegenwart
des Heiligen Geistes auf Erden. Seit der Ausgießung des Heiligen Geistes am
Pfingsttage besteht die Versamm-lung als ein Leib, des-sen haupt nach dem
Zeugnis des Heiligen Geistes Christus ist. Die Versammlung wird durch durch das
Werk des Heiligen Geistes gebildet, genährt, aufgebaut und gestärkt. Wir sind
alle gleich bezüglich unserer Stellung von Segnung und Freude in Christus, aber
was den Dienst betrifft, hat jeder seine eigene Gnadengabe empfangen. Diese
verleiht Christus nach Seiner unumschränkten Gnade. "Jedem einzelnen aber von
uns ist die Gnade gegeben wor-den nach dem Maße der Gabe des Christus." (Ephes.
4:7) Die Macht Satans wurde durch Christus völlig überwunden; Er hat die
Gefangenschaft gefangen ge-führt! Die Gnadengaben sind jetzt Beweise Seiner
Macht. Sie sind mächtige Waffen zur Überwindung Satans und dienen zur Befreiung
der Gefangenen Satans sowie zur Stärkung der Gläubigen. Die Ausübung der Gaben
beruht daher auf der außergewöhnlichen Kraft der Auferstehung und
Verherrli-chung Christi. Die Gaben sind Zeugnisse von der gegenwärtigen
Machtstellung des Christus. Der Herr selbst vertraut diese Gaben Menschen an,
sei es Aposteln, Propheten, Evange-listen, Hirten oder Lehrern. Die einzige
Autorität in welcher eine Arbeit im Werke des Herrn getan werden kann ist die
Gnade, in welcher Christus aus Liebe den Menschen GABEN gegeben hat: "Zur
vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des
Lei-bes Christi, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und zur
Erkenntnis des Sohnes Gottes."
Der Leib ist aus Gläubigen aus allen
Rassen gebildet. Juden und Heiden werden in seiner Einheit vereinigt, weil
Christus am Kreuze die Zwi-schenwand der Umzäunung abgebrochen hat. Es besteht
also auf der Erde nur eine Versammlung. Diese Versammlung wird an jedem Orte
dargestellt durch alle Gläubigen, die daselbst woh-nen, auch wenn ihrer Einheit
kein Ausdrück gegeben wird. Alle örtlichen Versammlungen bilden zusammen nur
eine Versamm-lung. Das hat zur Folge, daß ein Gläubiger, der in einer
Ver-sammlung am Brotbrechen teilnimmt, in al-len Versammlungen zugelassen werden
muß. Die Gaben werden eben-falls überall aus-geübt, wo der Leib sich befindet
ohne an bestimmte örtliche Ver-sammlungen gebunden zu sein. Diese Grundsätze
wurden in den Tagen der Apostel, als die Einheit der Versammlung noch sichtbar
war, praktisch befolgt. Sie werden heute noch, obwohl in Schwachheit,
verwirklicht durch die Versammlungen, die auf dem Grunde der Einheit des Leibes
Christi zusammenkommen. Das Wort Gottes ist die einzige Autorität, die Person
Christi der einzige Mittelpunkt und der Heilige Geist, die einzige Kraft, durch
die alles in der Versammlung geregelt und geleitet wird. Die Gaben werden
freiwillig ausgeübt, ohne menschliche Anstellung oder Zustimmung, unter der
Leitung und der Aufsicht von Gottes Wort und Gottes Geist. (1 Kor.
14:29)
Die Einheit des Leibes
Christi
"Denn ein Brot, ein Leib, sind wir, die
Vielen, denn wir alle nehmen Teil an dem einen Brote." (1 Kor. 10:17) Wenn wir
gemäß den Gedanken Gottes am Tische des Herrn zusammenkommen, so drückt derselbe
die Gemeinschaft des einen Leibes des Christus aus, der hier auf Erden ist.
Selbst wenn nur zwei oder drei Gläu-bige an einem Orte sich als Glieder des
Leibes Christi im Namen des Herrn versammeln, so sind sie der einzige wahre
Ausdruck des Leibes des Christus. Sie sind verantwortlich, alle, die ebenso wie
sie die große Wahrheit von dem einen Leibe verste-hen und aus-drücken,
anzuerkennen und Gemeinschaft mit ihnen zu machen. Das Brot, das zie brechen,
stellt alle wahren Gläubigen an ihrem Orte dar und sie beten an und danken dem
Herrn im Namen vieler, die infolge des Verfalls abwesend sind. Es gibt daher auf
der Erde nur einen Tisch des Herrn. Alle, die in Absonderung vom Bösen, nach den
Gedanken des Herrn, dort das Brot brechen, sind in Gemeinschaft
miteinander.
Die Einheit des Geistes
"Mit aller Demut und Sanftmut, mit
Langmut, einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes
zu bewahren in dem Bande des Friedens." (Epheser 4:2-3) Der Ausdruck "Einheit
des Leibes" ist nicht ganz schriftgemäß: "Da ist ein Leib und ein Geist", ein
Leib, dessen Einheit durch den Heiligen Geist selbst be-wirkt wird, und wir
werden ermahnt, diese "Einheit des Geistes" (nicht des Leibes) zu be-wahren in
dem Bande des Friedens. Wenn wir ermahnt würden, uns zu beeifern, die Einheit
des Leibes zu bewahren, würden wir verpflichtet sein, mit jedem Glied des
Lei-bes Christi zu wandeln, ganz gleich womit dasselbe verbunden und wie sein
praktischer Wandel sein mag. Keine Art des Bösen würde uns erlauben, uns von ihm
abzusondern. Im Gegensatz dazu bedeutet: sich beeifern, die Einheit des Geistes
zu be-wahren, daß man sich von dem Bösen absondert. Nur in Absonderung von
al-lem, was sittlich und lehrmäßig böse ist, können wir uns in Ge-meinschaft mit
dem Geiste Gottes befinden. Wer mit dem Bösen in Ver-binding bleibt, verläßt die
Gemeinschaft des Heiligen Geistes. In verschiedenen seiner Briefe weist Paulus
mit Betrübnis auf das Eintreten des Verfalls in den Versammlungen hin. Auch die
Briefe von Petrus, Ju-das und Johannes sprechen von dem erschreckenden Ausmaß,
das der Verfall bereits in ihren Tagen erreicht hatte. Die Kolosser hatten ihr
Ohr für allerlei Lehren der Philosophie geöffnet und hatten so das Bewußt-sein
und den Genuß ihrer Vereinigung mit Christus als dem Haupt der Versammlung,
verloren. Sie hielten nicht an dem Haupte fest. Jeder Irrtum lenkt die Gedanken
der Gläubigen von Christus ab, um sie mit anderen Gegenständen zu beschäftigen.
So hatten die Galater die Erfül-lung des Gesetzes zu ihrem Zweck gemacht. Die
Versammlung in Ephesus, die so schön angefangen hatte, hatte nach Offb. 2:4 ihre
erste Liebe verlassen. Die Person Christi war nicht mehr der erste Gegenstand
ihres Herzens. Paulus sucht die Kolosser in seinem Briefe zu Christus
zurückzubringen, indem er ihnen die Herrlichkeiten Christi in wunder-barer und
rührender Weise beschreibt.
Obwohl der Ausdruck "König Christus" in
der bekennenden Christen-heit ziemlich gebräuchlich ist, wird nur selten an die
Be-deutung gedacht, die dieser Titel in der Schrift hat. Man betrachtet Ihn zu
Un-recht als "König der Kirche", man nennt Ihn "König des Herzens" aber Sein
zukünftiges Königtum über Israel und über alle Reiche dieser Welt ist ein
Geheimnis, das nur solchen geoffenbart wird, die die Verheißun-gen in bezug auf
Seine zukünftige Regierung der Welt buchstäblich glauben.
Der große Wendepunkt der Weltkrise, das
Ende des Hochmuts des Menschen, der Beginn des Zeitabschnitts von Frieden und
Gerechtigkeit, siehe, das ist die Bedeutung dieses Endkampfes zwischen Christus
und den Königen der Erde. "Ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes
Pferd." Das weiße Pferd spricht von kaiserlicher Majestät. Er richtet und führt
Krieg in Gerechtig-keit. Seine Augen sind wie Feuer, Herz und Nieren des
Menschen ergründend. Sein Name erinnert daran, daß Er als Schöpfer der Besitzer
des ganzen Weltalls ist. Seine einzige Waffe ist das zweischneidige Schwert aus
Seinem Munde, das mächtige Wort, des Himmel und Erde aus dem Nichts ins Dasein
gerufen hat und das auch mächtig ist, dem Widerstand Seiner nichtigen Geschöpfe
ein Ende zu machen. Die Kraft des Irrtums aus dem Munde des Drachen hält keinen
Augenblick Stand gegen die Allmacht der göttlichen Wahr-heit. Sünde und
Gesetzlosigkeit werden ihren Höhepunkt erreichen, aber in demselben Augenblick
in einem schrecklichen Gericht ver-schlungen werden.
Die Gründung der Herrschaft
Christi
Die Regierungen von David und Salomo sind
beide Vorbilder der Regierung Christi gewesen. In David, der viele Kriege führen
mußte, ist der Beginn der Christusregierung dargestellt, wenn der Herr in allen
Stufen der Gesellschaft Seine Rechte geltend machen wird: Er wird herrschen mit
eiserner Rute. Aber wenn alles gefes-tigt sein wird und allenthalben Ruhe und
Frieden herrschen, wird die Regierung Christi den Charakter der
Friedensherrschaft Salo-mos tragen. Überfluß und irdische Segnungen werden die
großen Kennzeichen dieser Regierung sein. Dann wird offenbar werden, daß ein
unendlich größerer als Salomo Herrscher ist, und alle Völker der Erde werden
ihre Ehrenbe-zeugungen nach Jerusalem bringen. Die Gläubigen werden mit dem
Christus auf Thronen sitzen und mit Ihm herrschen. Die Bedeutung ihres Dienstes,
den sie dann ausüben, wird abhängen von der Treue, mit der sie einst kleine
Dinge aus Liebe zu Christus ausgeübt haben. Ihre Fähigkeit zum Herrschen haben
sie in der Schule der Leiden und Prüfungen erlangt, in der Schule der wahren
Weisheit, Gehorsams und der Geduld. In der Weltregierung wird bald gesehen
werden, daß die Wünstenreise sie für ihre zukünftige Auf-gabe vorbereitet hat.
Die ihnen übertragene Macht hängt zusammen mit dem Leben, das sie in dem Sohne
besitzen. Die Kraft des Christus, die uns jetzt gege-ben ist, um alles mit
Freude und Geduld zu ertragen, wird bald in Herrlichkeit geoffen-bart werden.
Aber die Abhängigkeit von Christus wird ewig der Charakter unseres Dienstes
bleiben.
Die Gedanken der meisten Christen über
Christus als den zukünf-tigen Richter sind verwirrt oder beschränkt durch die
Erwartung eines sogenannten letzten oder jüngsten Gerichts, in welchem sowohl
Gläu-bige als Ungläubige versammelt werden, um ihr zukünftiges Los zu er-fahren.
Aber die Schrift beschreibt uns das Gericht in ganz anderer Weise.
Fünf Arten von Gerichten
"Und er hat uns befohlen, dem Volke zu
predigen und ernstlich zu bezeugen, daß er der von Gott verordnete Richter der
Lebendigen und der Toten ist." (Apg. 10:42) "Seufzet nicht widereinander,
Brüder, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der
Tür." (Jakob 5:9) Um richtige Gedanken in bezug auf die richterliche Stellung
Christi zu haben, ist es Nutzen, zwichen fünf verschiedenen Formen des Richtens
zu unterscheiden.
- Das Gericht der Welt und ihres Fürsten am
Kreuz.
- Das Gericht über das haus Gottes und das
Selbstgericht des bußfer-tigen Sünders und der Gläubigen in der heutigen
Zeit.
- Der Richterstuhl Christi.
- Das Gericht der Völker.
- Das Gericht vor dem großen weißen
Thron.
Zuerst ist also der Fürst dieser Welt auf
dem Kreuze gerichtet wor-den. "Jetzt ist das Gericht dieser Welt, jetzt wird der
Fürst dieser Welt gerichtet werden." (Joh. 12:31) "Von Gericht aber, weil der
Fürst dieser Welt gerichtet ist." (Joh. 16:11) Die Welt und Satan haben ihr
eigenes Todesurtail besiegelt, indem sie Christus ans Kreuz geschlagen haben.
Die Auferstehung Christi ist die Bürg-schaft ihres schrecklichen Endes, das sehr
nahe ist. Das zweite Gericht wird während der jetzigen Zeit ausgeübt. Um zu
Christus zu kommen, muß der Sünder sich selbst ver-urteilen, und Selbstgericht
sollte den Weg eines jeden Gläubigen kenn-zeichnen. Christus übt auch ein
fortwährendes Gericht über Sein geistliches Haus aus: "Denn wer unwürdiglich ißt
und trinkt, ißt und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht
unterscheidet. Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil
entschlafen. Aber wenn wir uns selbst beurteilten, so würden wir nicht
gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt,
auf daß wir nicht mit der Welt verurteilt werden" (1 Kor. 11:29-32). "Denn die
Zeit ist gekommen, daß das Gericht anfange bei dem Hause Gottes." (1 Petr. 4:17)
Das Fleisch, die alte Natur, ist auf dem Kreuze gerichtet worden, und nun ha-ben
wir stets den alten Menschen zu verurteilen. Wenn der Gläu-bige nicht durch
Selbstgericht die Ge-meinschaft mit dem Herrn bewahrt, kann der Herr selbst
durch Züchtigung Gericht an ihm ausüben. Aber es gibt für den Gläubigen kein
zukünftiges Gericht, weil die Frage unseres ewigen Loses im augenblick unserer
Bekeh-rung völlig geregelt worden ist. Die dritte Form des Gerichts ist der
Richterstuhl des Christus. Dort erscheinen die Gläubigen, aber werden dort
selbst nicht gerichtet. Die vierte Form ist das Gericht der Völker, das sich
nach ihrem Verhalten gegen die Juden richtet, besonders der Zeugen während der
großen Drangsal. Das fünfte Gericht wird nach der tausendjährigen Regierung
Christi stattfin-den, wenn Er auf dem großen weißen Thron sitzen wird, um die im
Un-glauben Gestorbenen zu richten. Die richterlichen Amt-ausübungen Christi
umfassen daher in der Zukunft 3 verschiedene Gerichtssitzun-gen: den
Richterstuhl des Christus, das Gericht der Völker, und den großen weißen
Thron.
Der Richterstuhl des
Christus
"Denn wir werden alle vor den Richterstuhl
Gottes gestellt wer-den." (Römer 14:10) "Denn wir müssen alle vor dem
Richterstuhl des Christus offenbar werden auf daß ein jeder empfange, was er in
dem Leibe getan, nach dem er gehandelt hat, es sei gut oder böse." (2 Kor. 5:10)
"Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten wie
sein Werk sein wird." (Offb. 22:12) Es handelt sich hier nicht um die Person,
sondern um die Werke der Gläubigen. Wenn ein Ungläubi-ger nach seinen Werken
gerichtet wird, die er getan hat, dann wird er für ewig verurteilt, aber der
Gläubige kann nicht verurteilt werden. Wohl kann er den Lohn für sein Werk
verlieren, wenn er nicht gesetz-mäßig gekämpft hat (2 Tim. 2:5). Wir müssen
offenbar worden, das will sagen, daß wir in dem vollkommenen Lichte erscheinen
und unser gan-zes Leben im Lichte Gottes sehen müssen. Das Ergebnis wird sein,
daß wir dem Herrn inniger für Seine Gnade und Barmherzigkeit danken werden, mit
der Er uns hier getragen, geleitet und gestützt hat, trotz unserer zahl-reichen
Fehltritte. Christus selbst wird auf dem Richterstuhl sitzen, und wir werden Ihn
sehen, der unsere Gerechtigkeit ist. So wird dieses Offenbarwerden ein
Augenblick voll ewigbleibenden Segens für uns alle. Es ist gut, daß der
Gläubi-ge schon jetzt mit dem Richterstuhl des Christus zu rechnen lernt; das
wird unserem ganzen Wandel größere praktische Gerechtig-keit und Heiligkeit und
größeren Eifer verleihen. Im Lichte des zukünftigen Richterstuhls wird das Herz
in der Gegenwart Gottes geübt. Wenn Christus kommt, um Seine Versamm-lung
aufzunehmen, werden die im Glauben Entschlafenen auferstehen, und wir werden
verwandelt werden, um dem Herrn entgegenge-rückt werden. In verherrlichten,
geistigen Leibern werden wir dann geoffen-bart werden vor dem Richterstuhl des
Christus, be-kleidet mit der Gerechtigkeit Christi. Dann wird uns die
Unendlichkeit der Gnade Got-tes offenbar werden, die uns nicht nur errettet hat,
sondern die uns auch inmitten dieser Welt zu dieser Herrlichkeit geleitet hat.
Was die Belohnung betrifft, sagt der Apostel: "Wenn das Werk jemandes bleiben
wird, das er dar-auf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; wenn des Werk
je-mandes verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird
gerettet werden, doch so wie durchs Feuer." (1 Kor. 3:14-15)
Laßt uns mehr an den Richterstuhl Christi
denken, damit wir einen vol-len Lohn und eine unvergängliche Krone empfangen.
Paulus selbst war dessen gewiß: "Forten liegt mir bereit die Krone der
Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Ver-geltung geben
wird an jenem Tage; nicht allein aber mir sondern auch allen, die seine
Er-scheinung lieben." (2 Tim. 4:8)
Das Gericht der Völker
"Wenn aber der Sohn des Menschen kommen
wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem
Throne der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle
Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, gleichwie der Hirt die Schafe
von den Böcken scheidet. Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die
Böcke aber zur linken... Und der König wird antworten und zu ihnen sagen:
Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten die-ser meiner
Brüder getan habt, habt ihr es mit getan" (Matth. 25:31-40). Dieses Gericht der
Nationen wird Stattfinden, wenn Christus als König der Könige Seine Feinde
vernichtet und sich auf seinen Thron gesetzt haben wird. Es ist das Gericht der
Völker, die dann auf der Erde leben. Die ausfürliche Beschreibung in den Verzen
31-46 von Matth. 25 stellt uns vier Gruppen von Personen vor: Zunächst den
Herrn, den Sohn des Menschen oder den König, dann die Brüder, die Schafe und die
Böcke. Die Brüder sind die bekehrten Juden, die das Evangelium des Reiches
während der großen Drangsal predigen wer-den. Das Evangelium des Reiches soll
gepredigt werden allen Nationen zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen
(Matth. 24:14). Diese Predigt und die Aufnahme der Predigenden durch die
verschiedenen Völker ist eine Prüfung, deren Ergebnis vor dem Throne des Sohnes
des Menschen auf der Erde gesehen wird. Christus nennt die jüdischen Botschafter
seine "Brüder". Er hat ihnen vorhergesagt, daß sie verfolgt und ge-schmähft
werden würden, und seine Vorhersage wird in Erfül-lung gehen. Doch es werden
auch Menschen und Völker sein, die ihr Zeugnis annehmen werden, die sie speisen,
tränken und im Ge-fängnis besuchen werden, kurz, die sie auf alle Weise
unterstützen werden. Sowohl die Liebe Christi wie auch die Teilnahme dieser
Menschen und Völker werden für diese Prediger eine große Er-munterung sein.
Christus nun verkündigt Sein Gericht als König über alle Völker. Diejenigen, die
hier Schafe genannnt werden, die Liebe bewiesen haben, sind keine Kinder Gottes
in dem geistlichen, himmlischen Sinn des Wortes, aber sie werden durch den König
dieser Erde auf irdische Weise gesegnet wer-den. Sie werden danach auch in das
ewige Leben eingehen, wenn sie den Glauben an das Wort bewahren, daß die
jüdischen Boten ihnen gepredigt haben. Die aber, die das Zeugnis betreffs des
Königs verwor-fen haben, werden in das ewige Feuer geworfen werden, denn sie
ha-ben sowohl Ihn als auch ihr eigenes Heil verworfen. Diese Schrift-stelle
zeigt uns die wahre Bedeutung des Wortes Gericht: es ist die Scheidung der
Dinge, die bis dahin noch vermischt bestanden ha-ben.
Der Große Weiße Thron
"Und ich sah einen großen weißen Thron und
den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und
keine Stätte wurde für sie gefunden. Und ich sah die Toten, die Großen und die
Kleinen, vor dem Throne stehen, und Bücher wurden auf-getan; und ein anderes
Buch ward aufgetan, welches das des Le-bens ist" (Offenb. 20:11-15). Es wird ein
Gericht der lebendigen stattfinden und ein Gericht der Toten. Beide werden
voneinander durch einen Zeitraum von tausend Jahren getrennt sein. Die
Gläu-bigen, die an der ersten Auferste-hung teilhaben, werden vor Be-ginn des
tausendjährigen Reiches vor dem Richterstuhl des Christus geoffenbart werden.
Die übrigen der Toten werden nicht auferstehen bis die tausend Jahre vollendet
sind. Alle, die nicht geglaubt haben, werden dann zu dem Gericht der Toten
aufer-weckt werden. Der große weiße Thron ist der Gerichtsplatz der Toten.
Christus selbst wird an diesem für die Ungläubigen so fürchtbaren Tage Richter
sein. Wie ernst sind doch die Warnungen der Gnade für die Welt, die dem Gericht
entgegeneilt. Welchen Nachdruck haben die Apostel darauf gelegt, daß das Gericht
mit Bestimmtheit kommen wird und daß es allgemein und unwider-ruflich ist. Die
Aufer-stehung des Christus wird als unumstößlicher Beweis für das kommende
Gericht gebraucht. Der Tag, an welchem das ewige Los der Menschen bestimmt
werden wird, ist in Gottes Rat festgesetzt. So wie die Auferste-hung des
Christus der Anfang Seiner Erhöhung war, so wird Sein Gericht über die Welt die
Offenbarung dieser Erhöhung sein. Das leere Grab, als stum-mer Zeuge der
Auferstehung, redet beständig von der Bestimmtheit des kommenden Gerichts, einem
Tage des Urteils, des Weinens und des Zähneknirschens. Die große Frage an jenem
Tage wird sein, was die Menschen mit Jesus getan haben. Vor Seinem Kommen wurden
Seine Zeugen bereits mißhandelt, und als Er selbst auf die Erde herabkam, wurde
er von den Menschen gehaßt und verspot-tet. Bald werden Seine Hasser Ihn in
Herrlichkeit, aber als ihren unbarmherzigen Richter sehen. Selbst hat er einst
vor ihren rich-terstühlen gestanden, und nun wird für Annas, Kaiaphas, Herodes
und Pilatus der Augenblick anbrechen, wo sie von ihrem ehrlosen Todesurteil über
den Heiligen und Gerechten Rechenschaft ablegen müssen. Sie werden auferweckt
und vor Christus gestellt werden. Pilatus wird sich endlich bewußt wer-den, daß
man sich als Richter nicht einfach die Hände waschen kann, um alle Verantwortung
von sich abzuwälzen. Der gerechte Richter wird den Landpfleger von der
Abscheulichkeit seines ungerechten Urteils überführen. Die Kriegsknechte, die
Ihn angespizen und mit Dornen ge-krönt haben, werden Ihn, mit vielen Diademen
gekrönt, erscheinen se-hen. Ein Judas wird erfahren, daß is ihm besser gewesen
wäre, wenn er nie geboren wäre, als den Meister verraten zu haben. Aber auch
alle anderen Ungläubigen die die Einladungen der Gnade verworfen und so den Sohn
Gottes mit Fußen getreten ha-ben, werden die Herrlichkeit und Macht des Richters
mit Zittern anschauen, wenn Er Sein unwiderrufli-ches Urteil über sie
ausspre-chen wird. Und vor jener unzählbaren Schar von Verdammten wird dort
Zeugnis abgelegt werden, daß da eine Schar von Glück-seligen ist, denn ein
anderes Buch wird geöffnet werden, welches das des Lebens ist. Welche eine ewige
Reue wird das in den Herzen der Unglückseligen hervorrufen! Das Buch des Lebens
erinnert sie daran, daß sie einst Gelegenheit gehabt haben, von diesem
schreckli-chen Los gerettet zu werden, aber es wird zu spät sein! Können wir
ohne Furcht an den großen weißen Thron denken? Welch eine Verantwor-tung haben
Gottes Kinder, denen die Verkündigung des Evangeliums anvertraut ist! Müßten wir
die Menschen um uns her nicht dringender bitten, sich mit Gott ver-söhnen zu
lassen?
Von allen Namen und Ehrentiteln des Herrn
Jesus Christus is es der des Bräutigams, der auf die eindrucksvollsteWeise die
Seele an Seine baldige Wiederkehr erinnert. Alle Gläubigen vom ersten
Pfingsttage an bis zu Seinem Kommen gehören zu der Braut Christi, ein Titel, der
von unserer innigen Verbindung mit Ihm spricht: wir sind "von seinem Fleische
und von seinen Gebeinen". (Ephes. 5:30) Die Braut nun wartet mit Freude auf den
Augenblick, daß ihr geliebter Bräutigam sie von dieser Erde aufnehmen wird, wo
sie sich als Fremdling fühlt, und sie für immer in das Haus Seines Vaters
bringt. Diese Erwartung hätte stets die ganze Chris-tenheit beseelen sollen,
aber ach! Unser Widersacher, der Teufel hat alles ins Werk gesetzt, um die
Hoffnung der Wiederkunft Christi aus der kirchlichen Lehre zu verdrängen, mit
dem Zweck, der Versammlung einen Platz in der Welt zu geben. Auf der an-deren
Seite hat aber der Heilige Geist diese Hoffnung stets belebt, und in der Mitte
des vorigen Jahrhunderts hat der Mitternachtsruf Tausende von Gläubi-gen aus dem
Schlaf geweckt und sie mit Hoff-nung und Erwartung er-füllt. "Um Mitternacht
aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam, gehet aus, ihm entgegen! Da
standen alle jene Jungfrauen auf und schmückten ihre Lampen." (Matth.
25:6-7)
Die zwei Phasen der Wiederkunft
Christi
Die Wiederkunft Christi ist das erste
bedeutende Ereignis der Zu-kunft. Weder Zeichen der Zeit noch die Erfüllung
irgendwelcher Prophezeiung gehen dieser Tatsachen vorauf. Das Neue Testament ist
voll von dieser hoffnungsvollen Verheißung, die unmittelbar in Erfüllung gehen
kann. Der heutige Zeitabschnitt, die Haushaltung der Versammlung, zwischen der
Ausgießung des heiligen Geistes am Pflingsttage und unserer Auf-nahme, ist eine
Einschaltung, während welcher die Bemühungen Gottes um Israel und die Völker
zeitweilig unterbrochen sind. Gott wird die prophetische Geschichte Seines
Volkes und der Erde aufs neue beginnen, wenn die Versammlung von der Erde
genommen sein wird. Die Zeit-rechnung der prophetischen Geschichte der Erde wird
uns durch den Propheten Daniel gegeben: siebenzig Jahrwochen oder 490 Jahre,
gerechnet von dem Befehl, Jerusalem wieder aufzubauen, sollten nötig sein, um
das Volk Israel in das Reich seines Messias, das Reich von Frieden und
Gerechtigkeit, hineinzubringen. "Siebenzig Wochen sind über dein Volk und deine
heilige Stadt bestimmt, um die Übertretung zum Abschluß zu bringen und den
Sünden ein Ende zu machen, und die Ungerechtigkeit zu sühnen und eine ewige
Gerechtigkeit einzuführen, und Gesicht und Propheten zu versiegeln, und ein
Allerheiligstes zu sal-ben." (Daniel 9:24-27) Seit dem Befehl des Kores bis zum
Tode Christi sind schon neunundsechzig Jahrwochen verflossen. Danach, als
Chris-tus gen Himmel gefahren war, schwieg die prophetische Glocke für die Erde
und wird nicht wieder gehört werden bis zu dem Augenblick, wo die Versammlung
aufgenommen sein wird, und die nationale Geschichte Israels von Neuem beginnt.
Es fehlt in-dessen noch eine Wo-che von sieben jahren. Diese sieben Jahre
stellen den Zeitraum dar zwischen der Aufnahme der Versamm-luing und dem Kommen
des Soh-nes des Menschen in Macht und Herrlichkeit als Messias und König der
Könige. Dieser Zeitab-schnitt ist in den Kapiteln 6 - 19 der Offenbarung
beschrieben. Das zweite Kommen Christi besteht daher aus zwei Ereig-nissen, die
wenigstens 7 Jahre auseinander liegen, von denen die letzten dreieinhalb jahre
die große Drangsal genannt werden. Zuerst wer-den die Erlösten durch den
Bräutigam aufgenommen, danach kommen sie aus dem Himmel mit dem König der
Könige.
Das Gleichnis von den zehn
Jungfrauen
"Alsdann wird das Reich der Himmel gleich
geworden sein zehn Jung-frauen, welche ihre Lampen nahmen und ausgingen dem
Bräutigam entgegen. Fünf aber von ihnen waren klug und fünf töricht. Die, welche
töricht waren, nahmen ihre Lampen und nah-men kein Oel mit sich; die Klugen aber
nahmen Oel in ihren Gefä-ßen mit ihren Lampen. - Später aber kommen auch die
übrigen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Er aber antwortete und
sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht. So wachet denn, denn ihr
wisset weder den Tag noch die Stunde." ( Matth 25:1-4;11-13) Die Jungfrauen, die
in Matthäus 25 ausgehen dem Bräutigam entgegen, stellen die ganze Christenheit
dar, beste-hend aus allen, die Christus bekennen und von denen viele nur den
Schein der Gottselichkeit besitzen. Wieviele sind leider nie wieder-gebo-ren und
besitzen nicht den Heiligen Geist. Ihre Lampen stellen das Christliche
Bekenntnis dar. Durch das hersagen von christli-chen Wahr-heiten können diese
Lampen wohl einen kurzen Schein geben, aber wenn man nicht mit dem Heiligen
Geiste versiegelt ist, ist kein wahres und bleibendes Zeugnis von Christus
vorhanden. Das Öl ist in der Schrift stets ein Bild von dem Heiligen Geiste.
Welch ein Irrtum, zu denken, daß Christus sich mit äußerlichem Schein zufrieden
geben könnte. Um zu den Hochzeit eingehen zu können, muß Wirklichkeit vorhanden
sein, das Öl in den Gefäßen mit den Lampen. Die Verzöge-rung der Wiederkunft
Christi bringt den Unterschied zwischen Wahrheit und äußerem Schein ans Licht.
Die langen Jahrhunderte des Wartens haben die Flamme der Hoffnung in den Kirchen
ausgelöscht, und obwohl der Mitter-nachtsruf überall erklungen ist, ist es
offenbar, welch eine große Zahl von Christen unfähig ist, von der Herrlichkeit
des Herrn Zeugnis ab zu legen, der Welt den Rücken zu kehren und in Heiligkeit
und Absonderung, zu wandeln.Aber die klugen Jung-frauen haben die Zeit genutzt,
um sich für die Hochzeit vorzube-reiten. Welch ein tiefes und bleibendes
Erwachen hat seit Beginn des vorigen Jahrhun-derts in der wahren Gemeinde
Christi stattge-funden! Wieviel Tausende von Gläubigen haben die Systeme
verlassen, um den Herrn an Seinem Tisch anzubeten, und haben in der Absonderung
von der Welt und dem Bösen gewandelt! Laßt und wachen; denn es wird kein zweiter
Mitter-nachtsruf erschal-len! Laßt uns die Lenden umgürtet und die Lampen
brennend hal-ten. Welch eine erschreckende Warnung ist das Bild der törichten
Jungfrauen! Sie beeilen sich um etwas Öl zu kaufen, aber als sie mit ihren
erloschenen Lampen zurückkommen, ist die Tür schon verschlossen. Vergebens rufen
sie: "Herr, Herr": ein leeres Wort, wenn es aus dem Munde von falschen Bekennern
kommt. Der Herr kennt sie nicht, denn ihr Herz hat den Herrn nicht gekannt.
Fin-sternis, Weinen und Zähneknirschen ist das Teil aller, die sich mit einem
äußerlichen christlichen Bekenntnis zufrieden geben.
Die Braut in Gottes
Ratschluß
"Das Reich der Himmel ist einem Könige
gleich geworden, der seinem Sohne Hochzeit machte." (Matth. 22:2) Sowohl das
Alte als auch das Neue Testament zeugen von dem wichtigen Platz, den die Braut
Christi in den Gedanken Gottes einnimmt. In Josephs heid-nischer Ehegenossin, in
dem Weibe Mose und in dem Suchen einer Braut für Isaak durch den Knecht Abrahams
haben wir deutliche Bilder von der tatsache, daß un-ser Heil Hand in Hand geht
mit dem Willen Gottes, Christus in Herrlichkeit eine Genossin zu ge-ben. Eva war
das Bild der Versamm-lung, als hervorgekommen aus der geöffneten Seite Adams.
Sie empfing das Leben, als Adam in tiefen Schlaf gesunken war. Das Blut, das aus
der Seite Jesu strömte, war die Lebensquelle für Seine teuer erkaufte Braut, und
Sein Todesschlaf war nötig, um ihr das Leben zu erwerben. Gottes Sohn war der
Mittelpunkt aller Ratschlüsse Gottes, aber mit der Herrlichkeit Seines Sohnes
hat Gott auch stets die Herrlichkeit des Wei-bes des Lammes vor Augen gehabt.
Das Dasein der Versamm-lung ist notwendig zu Christi Verherrlichung, denn das
Weib ist die Herrlichkeit des Mannes. (1 Kor. 11:7) Die Versammlung wird die
Fülle dessen genannt, der alles in allem erfüllt. Die Fülle ist das, was
hinzu-gefügt werden muß, um einer Sache den Chrakter der Vollendung zu geben.
"Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei." So war in dem Rat-schluß Gottes
die Versammlung als Braut unzertrennlich verbunden mit der Herrlichkeit Christi.
Sie ist der Gegenstand des Rates des Vaters, der Gegenstand der Liebe des Sohnes
und des Zeugnisses des Heiligen Geistes.
Christus gab sich für die Versammlung
dahin
"Ihr Männer liebet eure Weiber, gleichwie
auch der Christus die Ver-sammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben
hat." (Epheser 5:25)
Gibt es in der Schöpfung etwas
Rührenderes, Schöneres und In-nigeres als das Band, welches zwei liebende
Ehegatten verbindet? Es ist eine Liebe, die über alles geht, und das ist die
Liebe, die Christus Seiner Braut entgegenbringt. Die erste große Tat der Liebe
war, daß Er sich für sie dahingab in den schrecklichen Tod des Kreuzes. Dort am
Kreuz ist die Grundlage gelegt worden für ein unauflösliches Band zwischen
Christus und dem Gläubigen. Welch eine Innigkeit, welch unauflösliche Einheit
liegt in den Worten: "Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleische
und von seinen Gebeinen." (Ephes. 5:30) Das ist unsere Bezie-hung zu Christus,
dem himmlischen Bräutigam. Es steht nicht nur geschrie-ben, daß Er sein Leben
für uns gab, sondern, daß Er sich selbst für uns dahingegeben hat, die
vollkommene Darbringung und Hinga-be Seiner herrlichen Person aus Liebe zu
Seiner Braut. Und auch jetzt ist Seine ganze Person dem ewigen Wohlergehen
Seiner Braut gewidmet: Seine Herrlichkeit und Weisheit und die Macht Seiner
göttlichen Liebe. Wir können immer auf Seine innige Liebe und Treue rechnen.
Welche eine Quelle der Segnung liegt in einer solch unaussprechlichen Liebe zu
uns. Er wirkt und betet für unse-re Vervollkommnung, unsere Vorberei-tung für
unser zukünftiges Glück. Nur Jesus selbst kennt die Vollkom-menheit dieses
himmlischen Glücks, denn Er genießt es selbst droben. Er verlangt noch mehr als
wir selbst, daß wir Sein Glück teilen sollen. Damit wir in den Stand gesetzt
werden solch ein ungekanntes Glück zu schmecken, macht Er uns los von dem
Irdischen, entleert uns von uns selbst und erfüllt uns mit Gott.
Christus reinigt die
Versammlung
"Auf daß er sie heiligte, sie reinigend
durch die Waschung mit Wasser durch das Wort." (Ephes. 5:26) Wir haben hier den
zweiten Dienst der Liebe Christi für Seine Braut: Er reinigt sie durch das Wort.
"Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit." Gottes Wort ist der
Aus-druck der Gedanken Gottes und ein Mittel, um die Braut für ihre Hoch-zeit
mit Christus vorzube-reiten. Die Asche der roten jungen Kuh (4 Mose 19) wurde
mit Wasser vermischt und diente so zur Reinigung des Volkes. Während die Kuh
verbrannt wurde, warf man Zedernholz, Ysop und Karmesin in das Feuer. Dies waren
Sinnbilder von dem , was die menschliche Natur ist. Der Ysop ist ein Bild von
dem, was nie-drig ist, von Leidenschaften und erniedrigenden Sünden, aber
Ze-dernholz stellt dar, was edel und erhaben ist in der Natur, Kunst und Wissen,
während Karmesin ein Bild von Ehre und Ruhm der Menschen ist. Nun, das
Rei-nigungswasser enthielt nicht nur die Asche oder die Erinnerung an das
gebrachte Opfer, das Bild von dem Tode Christi, den Er am Kreuz für unsere
Sünden erduldet hat, sondern auch ein Zeugnis, daß an demsel-ben Kreuz der
natuurliche Mensch sein Gericht und Ende gefunden hat. Mit einem solchen
Reinigungswasser heiligt Christus Seine Braut. Er zeigt ihr die Wertlosigkeit
von Größe und Adel im Menschen, die Verwerflichkeit von Sünde und Welt und
erfüllt ihr Herz mit Liebe zu Ihm, der allein und ganz anziehend ist. Gibt es
eine bessere Heiligung als durch das Wort Gottes, das den alten Menschen
ganzverurteilt aber den zweiten Menschen, Christus mit den Strahlen der
Herrlichkeit und Vollkommenheit umgibt?
Christus wird sich seine Braut
darstellen.
"Auf daß er die Versammlung sich selbst
verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen
habe, son-dern daß sie heilig und tadellos sei." (Ephes. 5:27) Die dritte große
Tat der Liebe wird sein, das Christus sich Seine Braut darstellen wird.
Hienieden ist die Versammlung noch fern von Vollkommen-heit. Manche Flecken
ent-stellen ihre Schönheit, weil die Gläubigen ihre alte Natur noch besitzen und
diese noch so leicht in Tätigkeit tritt. Manche Runzel von Gewohn-heiten und
Formendienst nehmen noch die Frische und Kraft ihres Zeugnisses weg. Aber
Christus wirkt an ihr und der Tag naht heran, an welchem in einem Augenblick
alle Gläubigen von Ihrem irdischen Leibe befreit sein werden. In verherrlichten
Leibern werden sie den Thron des Lammes umringen und keine Spur von
Unvollkommenheit wird mehr an der Braut zu entdecken sein. Schon empfängt sie,
durch den Heiligen Geist, die Strahlen der himmlischen Herrlichkeit, in-dem sie
darauf wartet, selbst in die Herrlichkeit einzugehen. (2 Kor. 3:18) Schon
wer-den durch diese Strahlen ihre Empfindungen himmlich gestaltet, aber für die
Vollendung sind die Wiederkunft und der Richterstuhl Christi nötig; Seine Kraft
wird jede Spur ihrer Erdenreise hinwegtun. Dann wird es ein vollkommenes
Genießen der gegenseitigen Liebe geben. Eva war bestimmt, der Gegenstand der
Befriedigung und Freude Adams zu sein. Und so werden auch wir einmal alles
Verlangen unseres himmlischen Bräutigams be-friedigen.
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Adresse:
SEDIN Apartat 2002 08200 SABADELL (Barcelona)
SPANIEN |
Índex:
Anzeichen der Zettel (in Spanier)
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